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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 120 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Alltag Jugendlicher und ihre Familien<br />

Die familiären Situationen der befragten Jugendlichen unterscheiden sich stark hinsichtlich Geschwister-, Eltern-<br />

und Verwandtenkonstellationen sowie Trennungs- und Scheidungserfahrungen. Die Jugendlichen äußerten<br />

sich zu ihren Erfahrungen und Haltungen im Elternhaus und in der Familie:<br />

„Familie ist halt da, wo man sich wohlfühlt.“<br />

„Die Familie muss nicht das sein, was im Stammbuch steht. Freunde sind auch Familie für mich.“<br />

„Also bei mir ist es so, dass meine Eltern getrennt sind, schon sehr lange, und ich fahre jedes zweite<br />

Wochenende zu meinem Dad und da machen wir immer was, Kart-fahren oder so was.“<br />

„Warum kann man sich nicht von der Familie scheiden lassen?“<br />

Dabei geht es nicht nur um die eigene Situation, sondern auch um die situative Lage der Eltern oder anderer<br />

Familienmitglieder:<br />

„Meine Mutter ist ziemlich viel am Arbeiten, damit sie mich auch immer verpflegen kann und –<br />

wir sehen sie halt nicht so viel, wir haben so eine Tagesmutter, nennen wir sie, und die kocht halt<br />

für uns, die passt auf meine kleine Schwester auf.“<br />

„Ja, meinen leiblichen Vater habe ich leider nie gesehen, meine Mutter war lange Zeit mit mir alleinerziehend,<br />

dann hat sie noch mal geheiratet, ich habe eine kleine Schwester, die ist vier Jahre<br />

alt und fünf Stiefgeschwister, was mich als erstes recht überwältigt hat.“<br />

Familien wird eine unterstützende Funktion zugeschrieben, sowohl bei der Beratung in Lebensfragen als auch<br />

bei der Erledigung von Schulaufgaben:<br />

„Meine Eltern sind für mich wichtige Stützen bei schwierigen Fragen und ich fühle mich mit meinen<br />

Problemen ernst- und angenommen“.<br />

„Ich fühle mich gut aufgehoben, angenommen, es ist ein sicheres Netzwerk und ich bin damit<br />

glücklich und zufrieden.“<br />

Es wird auch darauf hingewiesen, dass Regeln in den Familien im Alltag ausgehandelt oder als gesetzt empfunden<br />

werden:<br />

„Ich muss manchmal auch um Regeln kämpfen.“<br />

„Meine Eltern empfinde ich nicht als autoritär.“<br />

„Mir ist wichtig, Verständnis zu erfahren und auch etwas zu geben und nicht nur zu fordern.“<br />

„Mein Vater ist sehr dominant und meine Möglichkeiten sind sehr eng eingebunden und abhängig<br />

von meiner Familie.“<br />

Als Streitpunkte mit den Eltern tauchen immer wieder auf: Wäsche waschen, Unordnung im eigenen Zimmer –<br />

aber teilweise auch: Geld abgeben bei Eigenverdienst. Konflikte gibt es bei klassischen Themen wie Mithilfe im<br />

Haushalt oder verfügbares Geld, aber auch bei der Frage von Mediennutzung, die von den Eltern kritisch begleitet<br />

wird, zumal diese die Geräte ja auch maßgeblich mitfinanziert haben. Die Art der Auseinandersetzungen<br />

wandelt sich mit dem Alter der Jugendlichen. Volljährigkeit wird als Markierungspunkt für familiäre Verhandlungen<br />

neuer Qualität genannt. Zudem übernehmen Jugendliche nach eigener Auskunft Sorgeverpflichtungen in<br />

ihren Familien, z. B. für jüngere Geschwister.<br />

Bezogen auf die finanzielle Situation wurde geäußert:<br />

„Man kann nicht alles was man will auch durchsetzen, hier kommt es vor allem auch auf das gegenseitige<br />

Verständnis an.“<br />

„Ich bin zwar selbstständig, aber auch finanziell abhängig.“<br />

„Wenn ich arbeite, habe ich ein Einkommen und bin selbstständig.“<br />

Einige Jugendliche haben bereits mit zwölf oder 13 Jahren für sich eigene weitergehende Entscheidungen getroffen,<br />

da sich die Eltern um ihre Geschwister oder um sich selbst sorgen mussten. Demgegenüber berichten<br />

aber auch 22- oder 23-Jährige, wie viel Unterstützung sie von den Eltern oder aus dem familialen Umfeld erhalten.<br />

Es wurde aber nicht nur über die Eltern als wichtige Bezugspersonen gesprochen:<br />

„Ich wurde ja nicht nur von den Eltern erzogen, sondern von der ganzen Welt, Freunden, Lehrern.“

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