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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 371 – Drucksache 18/11050<br />

dass die Kinder- und Jugendarbeit in Deutschland sowohl in beruflicher als auch in ehrenamtlicher Form seit<br />

vielen Jahrzehnten vor allem in den Händen der freien Träger, der Wohlfahrtsverbände, Sportvereine und Jugendverbände<br />

liegt.<br />

Auf der Basis der DJI-Jugendamtserhebungen zeigen sich in der Trägerstruktur für die Einrichtungen der offenen<br />

Kinder- und Jugendarbeit zwischen Ost- und Westdeutschland weitere Unterschiede: Während in Westdeutschland<br />

Einrichtungen offener Kinder- und Jugendarbeit häufiger in Trägerschaft von Jugendverbänden und<br />

-ringen sind, finden sich in Ostdeutschland die Einrichtungen vermehrt in Trägerschaft von Wohlfahrtsverbänden<br />

und lokalen Vereinen (vgl. Gadow u. a. 2013, S. 119; auch DJI-Jugendamtserhebung 2014).<br />

An diesen Befunden bildet sich ein wichtiger Ost-West-Unterschied ab: erkennbar wird, dass sich in Ostdeutschland<br />

eine andere Trägerlandschaft in der Kinder- und Jugendarbeit etabliert hat. Wird als ein weiteres<br />

Indiz dafür die Mitgliedsstruktur der bestehenden Jugendringe auf kommunaler Ebene herangezogen, dann bestätigt<br />

sich dieser Unterschied (vgl. Seckinger u. a. 2009). Träger der Kinder- und Jugendarbeit, die jedoch keine<br />

Jugendverbände im Sinne des § 12 SGB VIII sind und Organisationen, die keine Träger der Jugendarbeit sind,<br />

gehören in Ostdeutschland in sehr viel mehr Jugendringen zu den Mitgliedern als in Westdeutschland (vgl. Tab.<br />

6‒3). Auch am Anteil der Jugendverbände an der jeweiligen Gesamtzahl der Mitglieder wird dies offensichtlich:<br />

In ostdeutschen Jugendringen beträgt der durchschnittliche Anteil der Jugendverbände im Sinne des § 12<br />

SGB VIII an allen Mitgliedern lediglich 55 Prozent, während er in westdeutschen Jugendringen bei 82 Prozent<br />

liegt (vgl. DJI-Jugendringerhebung 2015, eigene Berechnungen).<br />

Tabelle 6-3<br />

Anteil der Jugendringe, in denen der jeweilige Typus von Mitgliedsorganisationen vertreten ist<br />

Angaben in %<br />

Ost West Insgesamt<br />

Jugendverbände im Sinne § 12 SGB VIII 97 99 99<br />

Träger der Jugendarbeit, die keine Jugendverbände sind 1 73 36 41<br />

Öffentlicher Träger oder kreisangehörige Gemeinden 9 20 18<br />

Parteijugendorganisationen (z. B. JuSos, JU, Solid) 30 15 17<br />

Organisationen, die nicht Träger der Jugendarbeit sind 36 13 17<br />

Einzelpersonen 9 9 9<br />

Sonstige Mitglieder 6 5 6<br />

1 im Sinne § 12 SGB VIII<br />

Quelle: DJI-Jugendringerhebung 2015, n = 235, eigene Berechnungen<br />

Allerdings hat sich auch in Westdeutschland in den letzten 15 Jahren das Spektrum der geförderten Träger spürbar<br />

erweitert. Betrug im Jahr 2000 der Anteil der anerkannten Jugendverbände an allen geförderten Trägern der<br />

Kinder- und Jugendarbeit in Westdeutschland noch 53 Prozent, so waren es im Jahr 2008 39 Prozent und im<br />

Jahr 2013 nur noch 32 Prozent (vgl. Gadow u. a. 2013, S. 93; DJI-Jugendamtserhebung 2014). Das heißt, andere<br />

Trägergruppen sind hinzu gekommen. Im Vergleich zu den anerkannten Jugendverbänden unterscheiden sich<br />

diese eher „untypischen“ Jugendorganisationen in ihrem Profil und in ihren Strukturmerkmalen sehr deutlich<br />

von den etablierten Verbänden, da sie stärker angebotsorientiert (z. B. mit Nachmittagsbetreuung an Schulen)<br />

und weniger auf die Förderung von Selbstorganisation ausgerichtet zu sein scheinen (z. B. geringerer Anteil<br />

ehrenamtlich Aktiver). Es sind zudem eher kleinere Organisationen, die häufig nicht oder nur lose in übergeordnete<br />

Verbandsstrukturen eingebunden sind (vgl. Seckinger u. a. 2009).<br />

Die Jugendverbandserhebung zeigt zugleich, dass in den ostdeutschen Bundesländern nur gut die Hälfte der<br />

Mitgliedsorganisationen in den Jugendringen Gruppenstunden – das bisher zentrale Strukturelement der Jugendverbandsarbeit<br />

– zu ihrem Angebotsspektrum zählen (vgl. Seckinger u. a. 2009, S. 28f.). Das ist ein weiterer<br />

Befund, der den empirisch belastbaren Schluss nahelegt, dass die Kinder- und Jugendarbeit sich weiter ausdifferenziert<br />

und vervielfältigt hat.

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