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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 75 – Drucksache 18/11050<br />

1 Wie wird Jugend ermöglicht?<br />

„X“, „Y“, „Z“, mit diesen Generationenlabeln wird die Jugend heute in den Medien und der Öffentlichkeit beschrieben.<br />

Letztlich sagen diese Buchstaben nur wenig über die Lebenslagen, die Positionen und das Alltagsleben<br />

von Jugendlichen aus. Sie zielen an den gesellschaftlichen Kernherausforderungen vorbei, die das Jugendalter<br />

in unserer Gesellschaft ausmachen. Welche Anforderungen an Jugendliche gestellt werden, wie es ihnen<br />

gelingt, diese zu bewältigen und wie ihnen dies ermöglicht wird, erfassen die Generationenlabel nicht.<br />

Das Jugendalter beginnt heute bereits früh in der zweiten Lebensdekade und reicht bis weit in die dritte Lebensdekade.<br />

Es hat keinen klaren Anfang und kein klares Ende, wird aber grundlegend durch ein institutionelles<br />

Gefüge von Bildungseinrichtungen, zivilgesellschaftlichen Akteuren, sozialen Dienstleistungen, Unternehmen<br />

und Firmen strukturiert. Dieses institutionelle Gefüge des Aufwachsens im Jugendalter zielt auf die soziale<br />

Integration junger Menschen. Vor dem Hintergrund des demografischen Wandels ist diese Gesellschaft mehr<br />

denn je darauf angewiesen, dass diese gelingt. Für Jugendliche und junge Erwachsene ergeben sich damit Anforderungen<br />

der Bewältigung und Gestaltung von Kernherausforderungen des Jugendalters. Dabei ist für sie von<br />

besonderer Bedeutung, wie das institutionelle Gefüge des Aufwachsens die Kernherausforderungen des Jugendalters<br />

gestaltet und was von ihnen erwartet wird.<br />

Damit verbinden sich die Fragen, welche schulischen, beruflichen, politischen und sozialen Chancen, Möglichkeiten<br />

und Rechte Jugendliche und junge Erwachsene in unserer Gesellschaft haben, wie sie diese nutzen (können),<br />

auf welche Schwierigkeiten sie dabei stoßen und wodurch sich die generationale Lage Jugend in dieser<br />

Gesellschaft auszeichnet? Es geht also um das Wechselspiel zwischen der generationalen Lage Jugend, dem<br />

institutionellen Gefüge des Aufwachsens als Handlungsspielraum von Jugendlichen in der Gegenwart und der<br />

Gestaltung von Jugend durch junge Menschen selbst. Wie strukturiert das institutionelle Gefüge das Lebensalter<br />

Jugend und wie gehen Jugendliche als soziale Akteure mit den Möglichkeiten, jugendlich zu sein, um?<br />

Indem so gefragt wird, wie „Jugend als eigenständige Lebensphase“ ermöglicht wird, knüpft dieser Jugendbericht<br />

an das Jugendbild der bisherigen Jugendberichte an. Jugend wird damit als eine sozialhistorische Konstruktion<br />

betrachtet. Es wird empirisch abgefragt, ob und wie Jugend gegenwärtig politisch und pädagogisch<br />

verwirklicht wird. Den Ausgangspunkt dazu bilden zunächst vorhandene Diskurse und Bilder über Jugendliche<br />

und Regulationen von Jugend. Hierzu werden aktuelle Aushandlungen um „Jugend“ systematisiert und sozialhistorisch<br />

verortet (vgl. Abs. 1.1). Im Anschluss daran werden die Kernherausforderungen des Jugendalters, wie<br />

sie sich im sozialhistorischen Vergleich verändert haben, herausgearbeitet (vgl. Abs. 1.2). Schließlich wird betrachtet,<br />

wie Jugend rechtlich und politisch ermöglicht wird (vgl. Abs. 1.3).<br />

1.1 Von der Jugend zu den Jugendlichen: Aktuelle Bilder von Jugend<br />

In der Schule, der Jugendarbeit, der Politik, der Ökonomie, aber auch in den Medien, der Wissenschaft sowie in<br />

den bisherigen Jugendberichten herrscht eine Vielzahl von Bildern vor, was Jugend heute sein könnte und vor<br />

allem, wie Jugendliche seien und ihr Leben gestalten (sollten). Junge Menschen werden dabei vor allem an ihren<br />

Qualifikationen gemessen, auf ihre politischen Haltungen hin befragt oder in ihrer sozialen Zugehörigkeit<br />

und Gesundheit analysiert. In diesen Perspektiven dokumentieren sich spezifische Erwartungen, die aktuell aus<br />

der Gesellschaft an junge Menschen herangetragen werden. Sie zielen insgesamt auf die Integration Jugendlicher<br />

und junger Erwachsener in bestehende gesellschaftliche Strukturen, Zusammenhänge und Institutionen.<br />

An junge Menschen ergehen damit Anforderungen und es eröffnen sich Potenziale, ihre Entwicklung und ihr<br />

Handeln an diesen Erwartungen auszurichten und sich aktiv um gesellschaftliche Teilhabe zu bemühen. Diese<br />

Anforderungen nimmt der vorliegende Jugendbericht zum Ausgangspunkt seiner Analyse und fragt danach,<br />

welche Bilder von Jugend und Jugendlichen in unterschiedlichen öffentlichen Sphären der Gesellschaft vorherrschen.<br />

Es werden somit zunächst – wie durch ein Kaleidoskop – Jugend und Jugendlichen in den Blick genommen<br />

und daraufhin befragt, in welchem Maße vorherrschende gesellschaftliche Bilder diese prägen. Ausgewählte<br />

Jugendbilder werden dabei skizzenhaft und pointiert beobachtet und reflektiert, um beispielhaft das Spektrum<br />

der Konstruktionen von Jugend in der Gegenwart aufzufächern. Sie repräsentieren aktuelle Perspektiven auf<br />

Jugend, die verschiedene Zusammenhänge der Gegenwartsgesellschaft charakterisieren. Die historische Entwicklung<br />

von Jugendbildern wird dabei schließlich am Beispiel der Jugendbilder in den Jugendberichten nachvollzogen.

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