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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 318 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

In den 1980er Jahren startete die Debatte um die Einführung des Computers in die Schule. Insbesondere von<br />

gesellschaftlicher und bildungspolitischer Seite wurde die Notwendigkeit gesehen, Heranwachsende auf die<br />

„Informations- und Wissensgesellschaft“ vorzubereiten. Erschwert wurde der Einsatz digitaler Medien in der<br />

Schule dabei von Beginn an durch eine unzureichende Ausstattung der Schulen. Abhilfe schaffen sollte dann in<br />

den 1990er Jahren die groß angelegte Bundesinitiative „Schulen ans Netz“. Legt man die Zahlen der Bitkom-<br />

Studie 2015 zugrunde, scheint dieser Engpass behoben, gehören Computer (99 %) und Notebooks (89 %) heute<br />

zur Grundausstattung an deutschen Schulen. Allerdings sind die Schulen nach wie vor nicht flächendeckend<br />

vernetzt: Nur in jeder zweiten Schule (46 %) ist Internet in allen Räumen verfügbar (Bitkom 2015). Dies bestätigt<br />

auch die ICILS-Studie, in der die computer- und informationsbezogenen Kompetenzen von Schülerinnen<br />

und Schülern in der achten Jahrgangstufe im internationalen Vergleich erfasst und auch die Rahmenbedingungen,<br />

unter denen sie ausgebildet werden, beleuchtet wurden: Etwa 40 Prozent der Lehrpersonen in Deutschland<br />

weisen auf einen eingeschränkten Internetzugang und eine veraltete technische Ausstattung an ihren Schulen hin<br />

(Bos u. a. 2014, S. 17). Weitere Herausforderungen bei der Einführung „neuer Medien“ zeichnen sich in der<br />

Schulorganisation ab: Es fehlen nach wie vor übergreifende technische und pädagogische Konzepte: Mehr als<br />

ein Fünftel (21,3 %) der befragten Lehrpersonen in der achten Jahrgangsstufe aus der Bundesrepublik Deutschland<br />

berichten, dass es nicht genügend Unterstützung bei der Wartung der IT-Ausstattung gibt (ebd., S. 18). Auf<br />

inhaltlicher Ebene werden zudem Fortbildungsbedarfe deutlich: Bislang fühlt sich nur ein Drittel der Lehrerinnen<br />

und Lehrer in der Lage, Unterricht mit Einbezug digitaler Medien vorzubereiten (33 %, ebd.). Bezogen auf<br />

die Förderung verschiedener IT-bezogener Fähigkeiten zeigt sich z. B., dass nur ein Drittel der Lehrpersonen<br />

die „Überprüfung der Glaubwürdigkeit digitaler Informationen“ nachdrücklich im Unterricht fördert (ebd.,<br />

S. 21). Dass sie prinzipiell zur Weiterbildung bereit sind, zeigen Lehrer und Lehrerinnen über Fortbildungen:<br />

20 Prozent der Lehrpersonen nutzen aktuell die Möglichkeit, sich im Umgang mit digitalen Medien weiterzubilden<br />

(ebd., S. 18).<br />

Im Mittelpunkt der ICILS-Studie stand vor allem die Qualifizierung bzw. das Kompetenzniveau der Schülerinnen<br />

und Schüler. Definiert wurden Kompetenzen in der Studie als „individuelle Fähigkeiten einer Person, die es<br />

ihr erlauben, Computer und neue Technologien zum Recherchieren, Gestalten und Kommunizieren von Informationen<br />

zu nutzen und diese zu bewerten, um am Leben im häuslichen Umfeld, in der Schule, am Arbeitsplatz<br />

und in der Gesellschaft erfolgreich teilzuhaben.“ (Bos u. a. 2014, S. 10). Etwa 30 Prozent der Schülerinnen und<br />

Schüler in Deutschland erzielen laut der Studie Leistungen, die den untersten Stufen 1 und 2 von insgesamt fünf<br />

Kompetenzstufen zugeordnet werden können. „Sie verfügen damit lediglich über rudimentäre Fertigkeiten bzw.<br />

basale Wissensbestände im kompetenten Umgang mit neuen Technologien und digitalen Informationen“ (ebd.).<br />

Nur 1,5 Prozent der Schülerinnen und Schüler erreichen die höchste Kompetenzstufe 5, die sehr elaborierte<br />

computer- und informationsbezogene Kompetenzen bescheinigt, „zu denen das sichere Bewerten und Organisieren<br />

selbstständig ermittelter Informationen sowie das Erzeugen von inhaltlich und formal anspruchsvollen<br />

Informationsprodukten gehört“ (ebd., S. 16). Deutlich werden in der Studie auch Unterschiede in den Schulformen:<br />

Achtklässlerinnen und Achtklässler an Gymnasien erreichen eine signifikant höhere mittlere Leistung als<br />

Jugendliche an anderen Schulformen der Sekundarstufe 1 (ebd., S. 17). Die durchgängige Integration digitaler<br />

Medien in deutschen Schulen steht somit noch aus und es bleibt festzuhalten: Insgesamt kann Schule den Erwartungen<br />

von Eltern und Politik somit aktuell noch nicht gerecht werden.<br />

4.4.2.2 Öffnung von Schule über (digitale) Medien<br />

Die bislang vornehmlich technik-getriebenen Ausstattungsinitiativen an Schulen sind aus mediendidaktischer<br />

und -erzieherischer Sicht weitgehend erfolglos geblieben (Jörissen/Münte-Goussar 2015). Herausforderungen<br />

zeichnen sich weiterhin im Rahmen der Organisations- und Personalentwicklung als auch einer sich verändernden<br />

Lernkultur ab.<br />

Kritisiert wird aus erziehungswissenschaftlicher Sicht zum einen der enge schulische Blick auf das Lernen mit<br />

Medien und somit vor allem auf didaktische Fragestellungen. Reflektiert werden sollte ergänzend dazu stärker<br />

auch der Anteil der Medien am sozialen und kulturellen Wandel der Gesellschaft. Benötigt wird damit auch ein<br />

Lernen über Medien. Denn Medien stellen längst nicht mehr nur Werkzeuge, sondern auch „vernetzte, algorithmische,<br />

datengesättigte Netzwerkarchitekturen“ bzw. „digitale Akteure dar, die nicht nur Handlungsempfehlungen<br />

geben, sondern zunehmend eigenständig Entscheidungen treffen, diese verändern und von diesen ihrerseits<br />

hervorgebracht werden“ (ebd., S. 5f.). Die wesentliche Frage ist daher nicht nur, wie Medienbildung in der<br />

Schule, sondern wie eine neue Schule im Medium realisiert werden kann, also Bildung in medial konstituierten

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