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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 275 – Drucksache 18/11050<br />

gischer Forschungsverbund Südwest 2013, S. 46). Die durch die zunehmende Verbreitung der Mobiltelefone<br />

angestiegene durchschnittliche Dauer der Online-Nutzung wird von Jugendlichen allerdings nicht nur positiv<br />

bewertet. Vielmehr deutet sich hier bereits ein Dilemma an: Die Hälfte von ihnen ist zeitweise von eingehenden<br />

Nachrichten genervt und jeder Vierte befürchtet, etwas zu verpassen, wenn das Handy ausgeschaltet ist (Medienpädagogischer<br />

Forschungsverbund Südwest 2014, S. 53).<br />

Eine weitere Veränderung in der Medienumgebung wird durch die zunehmende Parallelnutzung von Medien<br />

deutlich, die gemeinhin gern als „Multitasking“ beschrieben wird. Wenngleich es sich dabei um kein grundsätzlich<br />

neues Phänomen handelt, also bereits bei den älteren Kohorten eine gleichzeitige Nutzung von Radio und<br />

Tageszeitung stattgefunden hat (Best/Engel 2011, S. 534), zeigt sich bei den 14- bis 29-Jährigen jedoch, dass sie<br />

intensiviert wird und zunehmend mehrere Bildschirme parallel genutzt werden („Multi Screening“) – mit der<br />

Folge, dass die Nutzerinnen und Nutzer ihre Aufmerksamkeit häufiger teilen oder sich immer wieder neu entscheiden<br />

müssen (Wegener 2015). So geben nur 14 Prozent der Jugendlichen an, bei der Fernsehnutzung konzentriert<br />

bei der Sache zu sein und nie andere Dinge nebenbei zu tun (Medienpädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest 2015, S. 27). Offenbar sind es aktuell stärker noch die älteren Jugendlichen, die sich den Paralleltätigkeiten<br />

widmen. Dies gilt besonders für die gleichzeitige Nutzung von Handy bzw. Smartphone, Computer<br />

und/oder Internet, die meist auf kommunikative Tätigkeiten entfällt (Medienpädagogischer Forschungsverbund<br />

Südwest 2013, S. 23ff.). Intensiviert wird das kommunikative Erleben damit „einerseits durch die optionale<br />

Vielfalt, die durch die Möglichkeiten der digitalen Kommunikation gegeben ist, andererseits durch die Anforderungen,<br />

die durch das stete Reagieren auf die virtuelle Ansprache offensichtlich gestellt werden“ (Wegener<br />

2015, S. 48ff.). Auch hier kommt der mobilen Nutzung bzw. dem Smartphone eine bedeutende Rolle zu, da die<br />

Nutzung darüber habitualisiert und das Smartphone regelmäßig parallel genutzt wird (Müller 2013, S. 413ff.).<br />

Eine weitere Veränderung der Kommunikationskultur zeigt sich in der Zunahme medienkonvergenter Nutzungsmuster<br />

(Hasebrink 2004; Schuegraf 2008). Jugendliche suchen heute medienübergreifend Informationen<br />

zu ihren Themen und stellen sich ihre „Medienmenüs“ individuell zusammen. Sie treffen dabei auch vermehrt<br />

auf Formate, die bereits konvergent angelegt sind und Hinweise auf Informationen in anderen Medien geben.<br />

Nicht nur die Optionen der Mediennutzung, auch die Funktionen der Medien selbst verändern sich. So werden<br />

Fernsehinhalte von Jugendlichen beispielsweise nicht mehr nur über das Medium Fernsehen angesehen, sondern<br />

vermehrt auch über Videoportale. Diese stehen bei Jugendlichen insgesamt mit 70 Prozent an erster Stelle bei<br />

der Bewegtbildnutzung. 47 Prozent der Zwölf- bis 19-Jährigen, und in dieser Gruppe stärker noch die Älteren,<br />

nutzen die Möglichkeit, im Internet Filme und Serien zu sehen: 39 Prozent gucken mindestens einmal pro Woche<br />

per Videokanal, elf Prozent über eine Mediathek und acht Prozent über Streaming-Dienste bzw. Video-on-<br />

Demand (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015, S. 25f.). Konvergente Nutzungsmuster zeigen<br />

sich auch bei der Nutzung von Zeitungen bzw. tagesaktuellen Nachrichten. Wenngleich hier in den letzten<br />

Jahren ein Rückgang in der Nutzung zu vermerken ist (Klingler 2008, S. 630f.), verlieren diese Medien aber<br />

nicht grundsätzlich an Bedeutung: Gut 30 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nutzen inzwischen auch die Homepages<br />

tagesaktueller Medien, um sich zu informieren (Koch/Liebholz 2014, S. 526). Tageszeitungen werden demnach<br />

ähnlich häufig im Onlineformat wie in der klassischen Druckversion gelesen (Behrens u. a. 2014, S. 196).<br />

Die JIM-Studie 2015 gibt an, dass 21 Prozent der Jugendlichen die Nachrichtenportale der Zeitungen und<br />

18 Prozent die der Zeitschriften besuchen (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015, S. 33).<br />

Dies korrespondiert mit Beobachtungen zur Smartphone-Nutzung. So zeigt die ARD-Mobilstudie, dass sich<br />

durch die Verbreitung der Smartphones auch der Zugang und Umgang mit Nachrichten bei Jugendlichen geändert<br />

hat: „Viele Nutzer/-innen sind ‚always on’, um sich in kürzeren Zyklen auf den stets aktuellen Stand zu<br />

bringen und aktuelle Informationen einzuholen“ (Müller 2013, S. 411). Ein Viertel der Onliner und Onlinerinnen<br />

gibt an, dass das Smartphone das wichtigste oder zweitwichtigste Medium zur Nachrichtenrezeption für sie<br />

darstellt. Weitere Formen medienkonvergenter Mediennutzung zeigen sich z. B. im Kontext digitalen Spielens,<br />

wo sich Gamer und Gamerinnen zeitgleich über spezielle Gaming-Websites und Soziale Netzwerke aber auch<br />

Video- bzw. Gaming-Kanäle informieren und vernetzen. Deutlich wird hier erneut: Medienwelten Jugendlicher<br />

sind heute medienkonvergent, eine isolierte Betrachtung der Nutzung einzelner Dienste greift daher in der Regel<br />

zu kurz (vgl. Abs. 4.2).<br />

Das digitale Spielen markiert einen weiteren Aspekt der gewandelten Medienpraktiken. Ungeachtet der anfänglichen<br />

Skepsis und Proteste Erwachsener, hat es sich bei Jugendlichen als jugendkulturelle Praktik etabliert: Fast<br />

50 Prozent der Jugendlichen besitzen heute eine eigene Spielkonsole. Diese Werte sind seit 2009 relativ konstant.<br />

Die Portabilität der Geräte gewinnt beim Spielen für Jugendliche ebenfalls an Bedeutung: Seit 2009 sind<br />

mobile Konsolen etwas häufiger im Besitz Jugendlicher als feste Konsolen (Medienpädagogischer Forschungs-

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