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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 315 – Drucksache 18/11050<br />

besonders weit auseinander, es wird vor allem zwischen Müttern und ihren Söhnen ein großes Konfliktpotenzial<br />

deutlich, Väter sind zurückhaltender, zeigen sich insgesamt auch spielaffiner. Sie sind es auch in der Regel, die<br />

den Weg in die Spielewelt zeigen, Mütter oder Schwestern spielen dabei kaum eine Rolle (Lampert u. a. 2012).<br />

Im Hinblick auf mobile Medien fällt es Eltern schwer ein „angemessenes erzieherisches Handeln“ zu entwickeln<br />

und umzusetzen. Sie begründen es damit, dass es ihnen an Wissen fehlt und/oder dieses schnell veraltet<br />

ist, sie Schwierigkeiten haben ihr elterliches Kontrollbedürfnis gegenüber dem Autonomiebedürfnis der Kinder<br />

und Jugendlichen abzuwägen, sie die Möglichkeiten technischer Jugendschutzvorkehrungen als unzulänglich<br />

wahrnehmen und sie sich außerdem schwer tun, medienerzieherisch zwischen Geschwisterkindern unterschiedlichen<br />

Alters zu differenzieren (Wagner u. a. 2016, S. 5). Schwierigkeiten bereitet es ihnen auch, ihre Vorbildfunktion<br />

auszufüllen, da sie ihren Medienumgang im Alltag wenig reflektieren und „weil ihnen Wissen und<br />

Erfahrung im Umgang mit mobilen Medien fehlen und die Aneignung entsprechender Kompetenzen sehr aufwendig<br />

wäre“ (ebd., S. 6).<br />

Die formale Bildungsqualifikation von Eltern wird als ein weiterer Faktor für die Medienerziehung interpretiert:<br />

In Übereinstimmung mehrerer Studien zeigt sich (Schorb/Theunert 2001; Paus-Hasebrink/Bichler 2008; Livingstone/Helsper<br />

2008; DJI 2010), dass elterliche Medienerziehungsstile eng mit der familialen Ressourcenlage<br />

der Familie verbunden sind: Ein formal geringer Bildungsabschluss geht häufig mit einem unkritischeren<br />

Medienhandeln der Eltern und geringerem medienerzieherischen Engagement einher. Insgesamt wird deutlich,<br />

dass die Unsicherheit in der Medienerziehung mit der Zunahme des Alters der Kinder steigt, bei den Elf- bis<br />

Zwölfjährigen am höchsten ist und je nach Medium variiert. Für die Jugendlichen dürften die Unsicherheiten<br />

bei den Sorgeberechtigten dann noch weiter zunehmen. Die größte Unsicherheit äußern Eltern im Hinblick auf<br />

das Internet und hier dann der möglichen Kontaktaufnahme zu Fremden (Wagner u. a. 2013). Deutlich wird<br />

weiterhin, dass viele Eltern sich mit den von den Kindern genutzten Internetangeboten wenig auskennen. Anzunehmen<br />

ist, dass sich dies wohl kaum ändert, wenn die Kinder ins Jugendalter kommen.<br />

Die Auswahl der Medieninhalte ist dabei medienübergreifend derjenige Bereich, der am häufigsten und am<br />

konsequentesten geregelt ist – was aber nicht zwangsläufig auf eine angemessene Medienerziehung schließen<br />

lässt (Wagner u. a. 2013). Dies bestätigt auch die EU-Kids-Online-Studie, in der europaweit neun- bis 16-<br />

jährige Kinder und Jugendliche und deren Eltern zu Internetrisiken befragt wurden (Haddon u. a. 2012). Demnach<br />

sind in Deutschland lebende Kinder und Jugendliche im EU-Vergleich relativ wenigen Risiken ausgesetzt.<br />

Dies wird in der Studie vor allem durch den elterlichen Medienerziehungsstil begründet, der sich v. a. durch<br />

„restrictive mediation“ auszeichnet, wodurch deutsche Kinder und Jugendliche in der Bundesrepublik Deutschland<br />

das Internet weniger vielfältig und weniger häufig nutzen als Kinder und Jugendliche aus anderen europäischen<br />

Ländern, und damit aber auch in ihren Möglichkeiten zur Medienkompetenzförderung eingeschränkt sind.<br />

Empfohlen wird eine zukünftig aktivere Auseinandersetzung mit Medien und Medieninhalten, um Kindern und<br />

Jugendlichen mehr Teilhabemöglichkeiten zu eröffnen und sie gleichzeitig im Umgang mit eventuell auftretenden<br />

Schwierigkeiten zu stärken und sie so widerständiger gegenüber möglichen Gefahren zu machen (Helsper<br />

u. a. 2013).<br />

Sowohl in der Studie des JFF- und Hans-Bredow-Institutes (Wagner u. a. 2013) als auch in einer aktuellen Studie<br />

des DJI zu ein- bis achtjährigen bzw. neun- bis 15-jährigen Kindern und Jugendlichen (Grobbin/Feil 2015)<br />

wird deutlich, dass die selbst attribuierte Interneterziehungskompetenz von Eltern mit zunehmendem Alter des<br />

Kindes tendenziell abnimmt. Bemerkenswert ist weiterhin, dass von Seiten der Eltern die Verantwortlichkeit für<br />

die Medienerziehung mit ansteigendem Alter der Kinder stärker außerhalb der Familie und bei den Schulen<br />

gesehen wird (vgl. auch Wagner u. a. 2016). Parallel hierzu wird bei den Eltern auch eine größere Akzeptanz<br />

gegenüber staatlichen Schutzmaßnahmen deutlich. So plädieren 89 Prozent der befragten Mütter und 78 Prozent<br />

der befragten Väter dafür, den Jugendschutz zu verschärfen (ebd., S. 19), wobei hier nicht von einem Zusammenhang<br />

mit negativen Interneterfahrungen auszugehen ist – im europäischen Vergleich sind deutsche Kinder<br />

und Jugendliche im Internet weniger gefährdet (Livingtone u. a. 2011; Livingstone u. a. 2015). Die Medienerziehung<br />

Jugendlicher in der Familie ist bislang nicht erforscht. Insgesamt entsteht allerdings der Eindruck, dass<br />

es sich um ein deutlich weniger spannungsgeladenes Verhältnis handelt als es die Medien selbst gern offerieren.<br />

So wird, bezogen auf die Konfliktherde in Familien, deutlich, dass die Zwölf- bis 19-Jährigen den Unwillen der<br />

Eltern vor allem wegen ihrer Mediennutzungsdauer und der genutzten Inhalte auf sich ziehen (s. o.), die Konflikthäufigkeit<br />

allerdings mit steigendem Alter abnimmt. Das größte Konfliktpotenzial birgt die Nutzungsdauer<br />

digitaler Spiele: Ein Drittel der Jugendlichen hat häufig oder gelegentlich Stress oder Ärger, weil zu lange an<br />

PC, Konsole oder Handy gespielt wird. Die Inhalte der Spiele liefern hingegen kaum Grund für Auseinandersetzungen<br />

(Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015, S. 52) – wenngleich die Gewalthaltigkeit

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