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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 377 – Drucksache 18/11050<br />

Komplementär zum Anstieg der Teilzeitbeschäftigung zeigt sich ein Rückgang der Vollzeitbeschäftigung. Lediglich<br />

nur noch etwa jede dritte in der Kinder- und Jugendarbeit tätige Person ist heutzutage vollzeitbeschäftigt.<br />

Dies gilt auch für den Arbeitsbereich der „freizeitbezogenen, offenen Jugendarbeit und Jugendpflege“. 85<br />

(e) Befristung<br />

Für die Erhebung zum 31.12.2014 ist nach langer Zeit wieder die Befristung von Beschäftigungsverhältnissen<br />

für das Personal in der Kinder- und Jugendarbeit erfasst worden. Insgesamt sind demnach 24.114 Beschäftigte<br />

in den Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit angestellt. Der Anteil der befristeten Beschäftigungsverhältnisse<br />

beträgt dabei fast 20 Prozent. Zum Vergleich: Für die Beschäftigten in der Kinder- und Jugendhilfe jenseits<br />

der Kindertagesbetreuung liegt diese Quote bei 12,7 Prozent. Das heißt, die Kinder- und Jugendarbeit hat<br />

es in einem deutlich höheren Maße mit unsicheren Beschäftigungsverhältnissen zu tun.<br />

Die Auswirkungen solcher Rahmenbedingungen werden noch etwas greifbarer, wenn man sich die Befristung,<br />

bezogen auf die Einrichtungen und Verbände, betrachtet. Die Personalausstattung ist – wie auch in der verbandlichen<br />

Kinder- und Jugendarbeit (vgl. Seckinger u. a. 2009) und den Jugendringen (vgl. Seckinger u. a. 2012) –<br />

in ostdeutschen Einrichtungen der offenen Kinder- und Jugendarbeit prekärer als in westdeutschen Einrichtungen<br />

(vgl. Seckinger u. a. 2016a, S. 67). Fast jede fünfte Einrichtung der offenen Kinder- und Jugendarbeit in<br />

Ostdeutschland (19 %) hat zu 100 Prozent, also in vollem Umfang befristet beschäftigtes Personal; diese Konstellation<br />

trifft jedoch nur für sechs Prozent der westdeutschen Einrichtungen zu. Und umgekehrt haben<br />

29 Prozent der ostdeutschen Einrichtungen ausschließlich unbefristet beschäftigtes Personal, was in Westdeutschland<br />

in 54 Prozent der Einrichtungen der Fall ist.<br />

Ein Grund dafür ist die höhere Abhängigkeit der ostdeutschen Kinder- und Jugendarbeit von Fördermitteln aus<br />

Landes- und/oder Bundesprogrammen bzw. aus der EU-Förderung, bei denen es sich in der Regel um befristete<br />

Projektförderungen handelt. Ein weiterer Grund ist sicher, dass, je nach kommunalen Gegebenheiten, finanzielle<br />

Ressourcen und Bedarfe unterschiedlich zueinander ins Verhältnis und entsprechend politische Prioritäten gesetzt<br />

werden. Für eine kontinuierliche inhaltliche Arbeit und die Planungshorizonte von Einrichtungen und Angeboten<br />

ist ein hoher Anteil von Befristungen nicht förderlich. Außerdem verschlechtern sich damit die Chancen<br />

der Kinder- und Jugendarbeit noch mehr, für die Einrichtungen und Angebote qualifiziertes Personal zu<br />

gewinnen und auch im Arbeitsfeld zu halten, was vielfach in einem Missverhältnis zu den an sie gerichteten<br />

Ansprüchen steht.<br />

Zusammengefasst heißt das, dass – ähnlich wie schon mit Blick auf die sinkende Zahl der Einrichtungen – auch<br />

bei der Personalausstattung der Kinder- und Jugendarbeit ein deutlicher Rückgang zu verzeichnen ist. Auch<br />

wenn für den Rückgang des Personals ebenfalls Erfassungsprobleme ein Grund sein können, da die Zählung der<br />

Einrichtungen und des Personals, im Gegensatz zur Erhebung der Ausgaben, einer vergleichbaren Erhebungssystematik<br />

folgen und dieselbe Auskunft gebende Gruppe haben, ist durch diese statistischen Effekte auf keinen<br />

Fall das gesamte Ausmaß des Rückgangs zu erklären. Ungeklärt ist bislang, inwieweit sich dahinter auch Verschiebungen<br />

zwischen den Arbeitsfeldern – etwa in Richtung Ganztagsschule oder Jugendsozialarbeit – verbergen<br />

und ob sich zugleich eine Verlagerung der Beschäftigungsformen hin zu mehr Honorartätigkeiten, Mini-<br />

Jobs und anderen nicht festangestellten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern abzeichnet.<br />

6.2.4 Ausgabenentwicklung und Finanzierung<br />

Die Finanzierung von Angeboten und Strukturen der Kinder- und Jugendarbeit basiert neben den Eigenmitteln<br />

von Trägern vor allem auf öffentlichen Fördergeldern. Finanzielle Mittel der öffentlichen Haushalte von Bund,<br />

Ländern und – vor allem – Kommunen sind die tragenden Säulen im Finanzierungsmix.<br />

Über die Kinder- und Jugendhilfestatistik werden die Ausgaben der öffentlichen Gebietskörperschaften für<br />

Leistungen und Einrichtungen der Kinder- und Jugendarbeit jährlich erhoben. 86 Laut diesen Ergebnissen belief<br />

85<br />

86<br />

Auf der Basis der Daten für die regelmäßige Strukturdatenerhebung zeigt sich für die offene Kinder- und Jugendarbeit in Nordrhein-<br />

Westfalen, dass „insgesamt 50% der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter einer Beschäftigung in Teilzeit nachgehen – 46% bei freien Trägern<br />

und 55% bei öffentlichen Trägern. Der Anteil der Teilzeitbeschäftigten mit einem Stellenumfang von weniger als 20 Wochenstunden hat<br />

sich zwischen 2002 und 2008 von 7% auf 14% verdoppelt“ (Bröring/Buschmann 2012, S. 60).<br />

In der Statistik umfasst der Leistungskatalog folgende Schwerpunkte: außerschulische Jugendbildung, Kinder- und Jugenderholung, internationale<br />

Jugendarbeit, Mitarbeiterfortbildung, sonstige Jugendarbeit im Bereich arbeitswelt-, schul- und familienbezogener Jugendarbeit sowie<br />

Jugendarbeit in Geselligkeit, Spiel und Sport. Bei den Einrichtungen für die Kinder- und Jugendarbeit werden explizit benannt: Kinder-

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