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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 384 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

mit der Volljährigkeit und der damit einhergehenden höheren Mobilität deutlich zurück (in der Gruppe ab 18<br />

Jahren sind junge Männer signifikant häufiger vertreten). Dies lässt sich faktisch als ein impliziter „Schulaltersbezug“<br />

der Kinder- und Jugendarbeit deuten, auch wenn dieser konzeptionell nicht gewollt ist.<br />

Die hier vorgestellten AID:A-Daten finden in den von Schmidt (2011) zusammengetragenen Befunden durchaus<br />

ihre Entsprechung. Werden die Gruppen der Teilnehmenden weiter differenziert, so zeigen sich für die Teilnahme<br />

an Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit in Bezug auf das Alter und das Geschlecht signifikante Unterschiede<br />

nur noch unter regionalen Gesichtspunkten: Ein Wohnsitz in einer Großstadt macht den Besuch –<br />

möglicherweise aufgrund der Konkurrenz anderer Angebote – unwahrscheinlicher. Der Migrationshintergrund<br />

und die (soziale) Herkunft haben demgegenüber keinen nachweisbaren Einfluss auf die generelle Teilnahme<br />

von Jugendlichen an der einrichtungsbezogenen Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Dies ändert sich, wenn man den regelmäßigen, wöchentlichen Besuch analysiert (vgl. Tab. 6‒7). Hier finden<br />

sich neben den Unterschieden nach Alter und Geschlecht auch signifikant höhere Anteile von Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund, während sich für die Regionen keine Unterschiede mehr zeigen (vgl. Tab. 6‒7). Dieser<br />

Befund zeigt, dass in der offenen Kinder- und Jugendarbeit Jugendliche mit Migrationshintergrund überrepräsentiert<br />

sind. Auch regional ausgerichtete Studien liefern, bezogen auf die letzten 20 Jahre, nach Schmidt immer<br />

wieder Befunde, die zeigen, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund die Einrichtungen häufiger besuchen<br />

(vgl. Schmidt 2011). Die Daten des DJI-Surveys AID:A bestätigen das allerdings nur für die Stammbesucher<br />

und Stammbesucherinnen.<br />

Generell ist bei der Verwendung des Begriffes „Migrationshintergrund“, wie bei den anderen Kategorien auch,<br />

Vorsicht angebracht. Dem Migrationshintergrund wird damit als Kategorie eine Bedeutung zugeschrieben, die<br />

er für die Jugendlichen haben kann, aber nicht haben muss. Zudem verbergen sich hinter dieser Dimension<br />

höchst unterschiedliche Dinge (z. B. soziale Aspekte, kulturelle Aspekte, eigene Migrationserfahrung oder die<br />

der Eltern, Sprache usw.). Bei der Bestimmung von zahlenmäßigen Größenordnungen besteht die Herausforderung<br />

darin, einer unreflektierten Verwendung der Kategorien keinen Vorschub zu leisten und dennoch eine<br />

empirische Basis für fachpolitische Debatten zu liefern.<br />

Werden die Einrichtungen um eine Selbstauskunft gebeten, wie hoch sie den Anteil der Jugendlichen mit<br />

Migrationshintergrund an den Besucherinnen und Besuchern einschätzen, wird deutlich, dass dies von Einrichtung<br />

zu Einrichtung sehr unterschiedlich ist. So haben nach eigenen Angaben 16 Prozent der Einrichtungen gar<br />

keine Jugendlichen mit Migrationshintergrund unter der Besucherschaft (West: 6 %, Ost: 40 %). Und am anderen<br />

Ende der Verteilung schreiben 21 Prozent der Einrichtungen drei Viertel der Besuchenden oder mehr einen<br />

Migrationshintergrund zu (Ost: 1 %, West: 30 %). Letzteres sind insbesondere Einrichtungen in westdeutschen<br />

Bundesländern und in städtischen Regionen (vgl. Seckinger u. a. 2016a, S. 202). Das bedeutet, Einrichtungen<br />

werden von Jugendlichen mit Migrationshintergrund sehr unterschiedlich besucht, möglicherweise auch in Abhängigkeit<br />

von der örtlichen Lage der Einrichtungen. Noch nicht beantwortet ist damit die Frage, ob die Einrichtungen<br />

jeweils durch eine homogene oder eher eine heterogene Zusammensetzung der Besucherinnen und<br />

Besucher geprägt sind.<br />

6.3.2 Jugendliche in Vereinen und Verbänden<br />

Analog zur offenen Kinder- und Jugendarbeit ist auch die über die Kinder- und Jugendverbandsarbeit erreichte<br />

Anzahl an Kindern und Jugendlichen immer wieder Gegenstand von Kontroversen. Gadow und Pluto (2014,<br />

S. 108) machen auf Basis der Betrachtung verschiedener Studien auf die Heterogenität der Befundlage, je nach<br />

gewähltem Alterszuschnitt, aufmerksam. Insgesamt reicht der Anteil von Jugendlichen, die von Jugendverbänden<br />

erreicht werden, je nach Studie und der dort gewählten Operationalisierung von 30 bis 60 Prozent. Entscheidende<br />

Bedeutung hat die Frage, ob bei der Zählung der Sport mit einbezogen wird oder nicht. Auf einzelne<br />

Verbände bezogen kommen bspw. Fauser u. a. (2006) zu dem Schluss, dass etwa zehn Prozent aller Kinder und<br />

Jugendlichen zwischen zehn und 20 Jahren in ihrem Lebensverlauf aufaddiert schon einmal Teilnehmende in<br />

der evangelischen Kinder- und Jugendarbeit waren sowie knapp neun Prozent in der katholischen (ebd., S. 83).<br />

Für Baden-Württemberg kommen Ilg u. a. (2014) in einer neueren Studie für die evangelische Kinder- und Jugendarbeit<br />

in der Altersgruppe der 13- bis 16-Jährigen auf einen Anteil von 7,1 Prozent, die an regelmäßigen<br />

Gruppenangeboten teilnehmen. In der Altersgruppe der 17- bis 20-Jährigen sind es dann noch 3,1 Prozent der<br />

Jugendlichen. Und ebenfalls für Baden-Württemberg kommt die Jugendstudie 2015 zu dem Ergebnis, dass<br />

25 Prozent der Jugendlichen zwischen 13 und 18 Jahren die Jugendgruppe in der Kirche/Moschee/Synagoge

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