02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 71 – Drucksache 18/11050<br />

(6) Herausforderungen des Jugendalters in der globalisierten Gesellschaft<br />

Junge Menschen wachsen heute unter den Chancen, aber auch Unwägbarkeiten und Ungewissheiten einer globalisierten<br />

Gesellschaft auf. Zugleich erleben und erfahren sie die soziale Integration auch in der globalisierten<br />

Gesellschaft in ihren lokalen Bezügen und persönlichen Beziehungen, vielfach vermittelt durch das institutionelle<br />

Gefüge des Aufwachsens. Diese Orte prägen die Rahmungen des Aufwachsens und tragen dazu bei,<br />

dass Jugendliche schrittweise in die vielschichtigen Anforderungen und Potenziale überregionaler und globaler<br />

Herausforderungen hineinwachsen können. Dementsprechend müssen sie sich darauf verlassen können, dass<br />

ihnen das Gemeinwesen und die Institutionen vor Ort soziale und demokratische Räume eröffnen, die die Prozesse<br />

der Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung in der globalisierten Gesellschaft ermöglichen.<br />

(7) Jugend in der digitalen Gesellschaft<br />

Junge Menschen erfahren die digital-vernetzten Medien als einen Ermöglichungsraum von Jugend, in dem sie<br />

die Kernherausforderungen der Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung bearbeiten können.<br />

Begrenzt wird ihr Handeln durch strukturell bedingte Ungleichheiten, eine zunehmende Kommerzialisierung<br />

und intransparente Datensammlung, technische Barrieren und rechtliche Einschränkungen. Ein digitaler<br />

Ermöglichungsraum Jugend erfordert daher eine Jugendmedienpolitik, die sich als Anwältin von Jugend zur<br />

Durchsetzung von Medienbildungsinteressen versteht und eine verstärkte Verantwortungsübernahme von Seiten<br />

der Institutionen und Unternehmen erreicht.<br />

(8) Das Ringen um Freiräume<br />

Das Ringen um Freiräume im Jugendalter ist zu einem jugendpolitischen Kristallisationspunkt geworden. Jugendliche<br />

und junge Erwachsene erfahren die Kernherausforderungen des Jugendalters heute vermehrt in einem<br />

Kontext, der gesellschaftlich als Beschleunigung, Verdichtung, Institutionalisierung und Scholarisierung des<br />

Jugendalters diagnostiziert wird. Jugend wird dabei zugleich verstärkt zu einem Lebensalter kaum oder nichtrevidierbarer<br />

Entscheidungen. Entsprechend kommt es darauf an, das Jugendalter nicht nur im Hinblick auf<br />

Qualifizierungs-, sondern auch auf Selbstpositionierungs- und Verselbstständigungsprozesse als Zeit der Umwege<br />

und Nicht-Linearitäten, der Sprünge und Neuanfänge (wieder) zu entdecken und anzuerkennen.<br />

(9) Neugestaltungsbedarf der politischen Bildung im Jugendalter<br />

„Jugend ermöglichen“ bedeutet, Jugendlichen und jungen Erwachsenen Gelegenheiten zu eröffnen, in denen sie<br />

als Ko-Produzenten der Zukunft betrachtet und verbindlich einbezogen werden. Hierzu bedarf es einer ebenso<br />

ernsthaften wie nachhaltigen, auf jeden Fall aber deutlich verstärkten politischen Bildung. Diese muss in die<br />

Alltagspraxis der Jugendlichen, ihren Medienalltag, ihre Lebenslagen und in die entsprechenden Institutionen<br />

vor Ort sowie in das Gemeinwesen eingebunden sein. Das institutionelle Gefüge des Aufwachsens hat in dieser<br />

Hinsicht eine besondere Verantwortung. Notwendig ist ein in den Institutionen des Aufwachsens verankertes<br />

verbindliches Konzept einer politischen Bildung im Jugendalter, das – neben der Aneignung von Wissen – zu<br />

einer eigenen Positionsfindung und zu demokratischer Handlungskompetenz beiträgt. Politische Bildung ist zu<br />

bedeutsam, als dass sie eher zufällig, sporadisch oder nur als „Surplus“ von ausgewählten Institutionen des<br />

Aufwachsens aufgegriffen wird.<br />

(10) Beteiligung als Voraussetzung für demokratische Aneignungsprozesse<br />

Beteiligung Jugendlicher an für sie zentralen Gestaltungs- und Entscheidungsprozessen und damit die Stärkung<br />

ihrer Rolle als gesellschaftlich handelnde Akteure ist wesentlicher Teil einer demokratischen Gesellschaft. Das<br />

institutionelle Gefüge des Aufwachsens und die verschiedenen Ebenen der Politik müssen sich daher daran<br />

messen lassen, inwieweit sie eine zivilgesellschaftliche Beteiligungs- und Verantwortungskultur im Jugendalter<br />

und bei jungen Erwachsenen stärken und Beteiligung ermöglichen. Hierzu gehören vor allem Gestaltungs- und<br />

Ermöglichungsräume, die zur Selbstpositionierung und Verselbstständigung Jugendlicher beitragen und so gestaltet<br />

sind, dass sie soziale Ausgrenzung und Diskriminierungen in den Beteiligungsprozessen vermeiden bzw.<br />

abbauen.<br />

(11) Die Jugend und ihre Rechte<br />

Jugend ist im Recht nur sehr vage und uneinheitlich bestimmt, was auch dazu führt, dass Jugendliche ihre<br />

Rechtspositionen kaum kennen. Jugend zu ermöglichen, bedeutet aber, dass Jugendliche und junge Erwachsene<br />

sich ihrer Rechte bewusst sind und sicher sein können, dass ihnen die Realisierung dieser Rechte nicht verwehrt<br />

wird. Diesbezüglich fehlt es an einer angemessenen Transparenz und an Wegen, junge Menschen über ihre

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!