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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 367 – Drucksache 18/11050<br />

6.2 Was wird angeboten? Die institutionelle Seite der Kinder- und Jugendarbeit<br />

Die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit in ihrer Vielfalt einigermaßen vollständig darzustellen, ist keineswegs<br />

trivial. Im Sinne einer Bestandsaufnahme können über die amtliche Kinder- und Jugendhilfestatistik vor<br />

allem die bestehenden Einrichtungen, das beruflich tätige Personal sowie die dafür aufgebrachten finanziellen<br />

öffentlichen Ausgaben ausgewiesen werden. Nicht wirklich sichtbar wird hingegen in der Einrichtungs- und<br />

Personalstatistik die weniger institutionalisierte Seite der Kinder- und Jugendarbeit, also vor allem all das, was<br />

nicht öffentlich gefördert, nicht von berufstätigem Personal verantwortet wird und/oder all jenes, das nicht in<br />

Einrichtungen stattfindet, allen voran die ehrenamtliche, gruppenbezogene Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Insofern ist mit den vorliegenden Datenquellen der Einrichtungs- und Personalstatistik kein umfassendes Abbild<br />

der gesamten Kinder- und Jugendarbeit möglich, was mit der Spezifik dieses Arbeitsfeldes zu tun hat. Statistisch<br />

erfasst werden nur jene Angebote, die aufgrund ihrer Förderung im Blickfeld der örtlichen Jugendämter<br />

sind. Nicht umfänglich ins Blickfeld geraten im Unterschied dazu sowohl die Jugendgruppen vor Ort als auch<br />

das gesamte unübersichtliche Terrain des ehrenamtlichen Engagements, also ausgerechnet jener Teil, der eine<br />

Besonderheit der Kinder- und Jugendarbeit im Jugendalter markiert.<br />

Hinzu kommt, dass aber auch die institutionelle Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit selbst nicht sehr<br />

stabil zu sein scheint. So wurde beispielsweise die Hälfte der bestehenden Einrichtungen der offenen <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit bis zum Jahr 1990 und jede vierte Einrichtung erst zwischen dem Jahr 2000 und 2011, d. h. in<br />

diesem Jahrhundert gegründet (vgl. Seckinger u. a. 2016a), in einer Phase also, von der wir anhand der amtlichen<br />

Statistik wissen, dass es keine generelle Expansion von Einrichtungen gab. Das bedeutet: Auch wenn sich<br />

unter dem Strich die Infrastruktur zahlenmäßig wenig verändert, ist keineswegs auszuschließen, dass dahinter<br />

dennoch ein Auf und Ab an Einrichtungen und Angeboten der Kinder- und Jugendarbeit zu verzeichnen ist.<br />

Derartige Veränderungen in den einrichtungsbezogenen Strukturen sind jedoch nicht allein auf Schwankungen<br />

in der Finanzierung zurückzuführen, sondern auch Ausdruck des Engagements und der Selbstorganisation junger<br />

Menschen und insoweit auch eine Reaktion auf sich wandelnde Bedürfnisse und Interessen von Jugendlichen<br />

und regionale Verschiebungen in der Inanspruchnahme. So wurden z. B. viele offene Einrichtungen der<br />

Kinder- und Jugendarbeit in den 1970er und 1980er Jahren gebaut und befinden sich heute an Orten, an denen<br />

sich das soziale Umfeld deutlich verändert hat. Eine Herausforderung besteht somit beständig darin, eine ausreichende<br />

und plurale Infrastruktur für junge Menschen zu schaffen und zugleich die Veränderbarkeit dieser Angebote<br />

zu ermöglichen, etwa bezogen auf den Ort, an dem ein Angebot existiert, auf die Gruppen von Jugendlichen,<br />

die sich für die Angebote interessieren, oder auf die spezielle Altersgruppe, die sich angesprochen fühlt.<br />

Beschreiben lässt sich bundesweit die Infrastruktur der Kinder- und Jugendarbeit vor allem auf Basis der Kinder-<br />

und Jugendhilfestatistik sowie einiger DJI-Erhebungen, soweit diese die institutionelle Seite der <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit in den Blick nehmen. Darstellbar sind so aber nur jene Angebote, die an bestimmte Orte,<br />

Räume oder Einrichtungen gebunden sind. Diese Einschränkungen in der bisherigen Erfassung der Angebote<br />

der Kinder- und Jugendarbeit waren auch ein wesentlicher Anlass, die amtliche Erhebung im Bereich der Angebote<br />

und Leistungen der Kinder- und Jugendarbeit zu reformieren (vgl. von der Gathen-Huy/Pothmann 2014).<br />

Mit den ersten Ergebnissen dieser neuen Erhebung ist jedoch nicht vor Mitte 2017 zu rechnen.<br />

Unter Beachtung all dieser Einwände und Spezifika beschäftigt sich der folgende Abschnitt damit, wo die Kinder-<br />

und Jugendarbeit aktuell steht. Eine der zentralen Fragestellungen ist in diesem Zusammenhang, ob sich<br />

anhand der Daten – wie oft befürchtet – ein genereller Trend zur Reduzierung der Infrastruktur der Kinder- und<br />

Jugendarbeit ablesen lässt oder aber Stabilität auszumachen ist.

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