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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 267 – Drucksache 18/11050<br />

für Jugendliche und junge Erwachsene, z. B. in internationalen Schulen oder im Bereich der internationalen<br />

Studierendenmobilität. Diese unterliegen jedoch, ebenso wie verschiedene Formen der Migration in die Bundesrepublik<br />

Deutschland hinein, massiven sozialen Ungleichheiten, da das Erleben entsprechender Zusammenhänge<br />

an finanzielle ebenso wie an kulturelle Ressourcen gekoppelt ist.<br />

Bereits im frühen Jugendalter haben nach Befunden der Jugendbefragung des Sozioökonomischen Panels etwa<br />

acht Prozent aller Jugendlichen im Alter von 17 Jahren bereits ein Auslandsschuljahr absolviert (Gerhards u. a.<br />

2016, S. 58f., vgl. zum internationalen Schüleraustausch als Element einer gesellschaftlichen Transnationalisierung<br />

auch Wrulich 2013; Weichbrodt 2014). Jugendliche mit Migrationshintergrund, Lernende an Privatschulen,<br />

vor allem aber Jugendliche aus Elternhäusern mit hohen finanziellen Ressourcen und hohem Bildungsniveau,<br />

verfügen häufiger über diese Erfahrung (Gerhards u. a. 2016; vgl. auch Weichbrodt 2014, S. 27f.). Dabei<br />

unterscheiden sich die Gelegenheitsstrukturen für frühe Bildungsmobilität deutlich nach besuchter Schulform:<br />

am Beispiel Berlins kann gezeigt werden, dass Gymnasien um einiges häufiger über internationale Schulpartnerschaften<br />

verfügen als niedrigqualifizierende Schulen (ebd., S. 64). Gerade die Bildungsbiografien von jungen<br />

Menschen an Internationalen Schulen in der Bundesrepublik Deutschland sind dabei durch verschiedene Bezüge<br />

auf Transnationalität gekennzeichnet, die von erfahrener internationaler Mobilität über transnationale Prozesse<br />

des Aufwachsens bis hin zu (elterlichen) Zukunftsentwürfen international mobiler Berufsverläufe reichen (vgl.<br />

Hornberg 2010; Keßler 2016). Als transnationale Bildungsräume, die gleichzeitig Perspektiven einer stärkeren<br />

internationalen ausbildungsbezogenen und beruflichen Mobilität eröffnen, gelten auch Privat- und Ergänzungsschulen,<br />

die von größeren Einwanderergruppen in der Bundesrepublik Deutschland gegründet werden und die<br />

Lernenden neben der Förderung von Mehrsprachigkeit und bi-nationalen Abschlüssen vor allem eine transnationale<br />

Lehr- und Gleichaltrigenkultur offerieren (z. B. Küppers u. a. 2016 für transnationale Bildungsräume<br />

zwischen der Türkei und der BRD).<br />

Weitere bildungsbezogene grenzüberschreitenden Praktiken und eine damit implizierte Ermöglichung transnationaler<br />

Erfahrungsräume können in Form von internationalen Freiwilligendiensten (Mangold 2013), AuPair-<br />

Aufenthalten (Hess 2005), längeren Reisen in Verbindung mit Gelegenheitsjobs (u. a. Work and Travel-<br />

Aufenthalten), Auslandspraktika und weiteren studienbezogenen Auslandsaufenthalten beobachtet werden.<br />

Jeweils handelt es sich um länger andauernde physische Überschreitungen von nationalen Grenzen in Abgrenzung<br />

zu touristischen Reisen, die zudem als „Bildungs-Erfahrung“, „Wissenserwerb“ und „Perspektivenerweiterung“<br />

gedeutet werden. Dazu gehören bspw. auch die im Zusammenhang des Erasmus-Programms geförderten<br />

europäischen Mobilitäten junger Menschen für Praktika und Austauschprojekte im Kontext der Jugendarbeit. Im<br />

Jahr 2014 haben daran ca. 19.000 Jugendliche und junge Erwachsene aus der BRD teilgenommen (European<br />

Commission 2015b).<br />

Im Bereich der Studierendenmobilität ist in jüngeren Analysen insbesondere für die Entwicklung der Mobilität<br />

Studierender an deutschen Hochschulen innerhalb Europas ein deutlicher Bedeutungszuwachs beobachtet worden<br />

(vgl. Hemming u. a. 2016, S. 24). Während im Jahr 2004 etwa 40.000 Studierende einen Teil ihrer Ausbildung<br />

im europäischen Ausland absolvierten, stieg deren Zahl bis zum Jahr 2012 auf über 107.000 Studierende<br />

an (ebd.). Begründet werden kann dieser massive Anstieg einerseits mit einem generellen Anstieg der Zahl der<br />

Studierenden an deutschen Hochschulen, aber auch mit einer stärkeren curricularen Verankerung von Auslandsaufenthalten.<br />

Im europäischen Zusammenhang bildet dabei das Erasmus-Programm der EU eine zentrale Größe<br />

der internationalen Bildungsmobilität im Kontext der Hochschule. Schon früh verweist Mau (2007, S. 137ff.)<br />

anhand einer Kartografie der grenzüberschreitenden Interaktionen der deutschen Bevölkerung auf das Mobilitätsprogramm<br />

Erasmus, das einen zentralen Möglichkeitsraum für grenzüberschreitende Mobilitäten von jungen<br />

Erwachsenen eröffnet und damit als „Katalysator transnational orientierter Lebensläufe“ dienen kann (ebd.,<br />

S. 147). Die Bundesrepublik Deutschland gehört sowohl in der Entsendung als auch in der Aufnahme von Studierenden<br />

neben Spanien und Frankreich zu den europäischen Nationen, in denen das Programm am intensivsten<br />

genutzt wird (European Commission 2015a, S. 6). So absolvierten im Studienjahr 2013/2014 etwa 30.000 an<br />

deutschen Hochschulen eingeschriebene Studierende einen studienbezogenen Auslandsaufenthalt an einer<br />

Hochschule in einem europäischen Land im Zusammenhang des Erasmus-Programms, etwa 6.000 junge Menschen<br />

absolvierten über das Programm ausbildungsbezogene Praktika im Ausland (ebd., S. 31), das sind insgesamt<br />

etwa sieben Prozent der Studierenden. Über konkrete Programme hinaus haben im Studienjahr 2012/13 ca.<br />

fünf Prozent der Bachelor-Studierenden und etwa zwölf Prozent der Studierenden in Masterstudiengängen einen<br />

studienbezogenen Auslandsaufenthalt absolviert (OECD 2015, S. 455). Zum Studium an eine Hochschule oder<br />

für ein Praktikum in der Bundesrepublik Deutschland sind im gleichen Zeitraum etwa 30.000 international Studierende<br />

über das Erasmus-Programm gekommen (European Commission 2015b). Insgesamt lag der Anteil

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