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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 393 – Drucksache 18/11050<br />

jahrzehnts nimmt das Engagement der Frauen wieder zu, wenn sie im Kontext von Familiengründung freiwillige<br />

Aufgaben in Kindergarten und Schule übernehmen (vgl. für den Freiwilligensurvey 2009 auch Picot 2012).<br />

Differenziert man nach formalem Bildungsabschluss, zeigen sich auch da Unterschiede: Der Anteil der freiwillig<br />

Engagierten im Jahr 2014 ist bei Jugendlichen mit einem niedrigen formalen Bildungshintergrund (28 %)<br />

deutlich geringer als bei Jugendlichen mit einem mittleren Bildungshintergrund (46 %) oder einem höheren<br />

Bildungshintergrund (54 %) (Freiwilligensurvey 2014, eigene Berechnungen).<br />

Auch die Verwurzelung in einer Region kann sich positiv auf das Engagement auswirken. Junge Menschen, die<br />

ihren Wohnort zumindest einmal gewechselt haben, sind deutlich weniger engagiert, als die bislang am Ort<br />

Verbleibenden: So zeigen sich Unterschiede im Engagement junger Menschen, die weniger als drei Jahre<br />

(42 %), drei bis zehn Jahre (46 %) und länger als zehn Jahre am Wohnort leben (52 %, Freiwilligensurvey 2014,<br />

eigene Berechnungen).<br />

Zudem zeigt der Freiwilligensurvey, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund weniger freiwillig engagiert<br />

sind, dass aber der Anteil mit der Generationenfolge steigt (für die 14- bis 25-Jährigen: eigene Migrationserfahrung<br />

24 %, 2. Generation 43 %, ohne Migrationshintergrund 53 %; Freiwilligensurvey 2014, eigene Berechnungen).<br />

Jugendliche und junge Erwachsene mit Migrationshintergrund sind insbesondere deutlich seltener in Vereinen<br />

und Initiativen engagiert. In der Schule besteht dagegen kein Unterschied im Engagement zwischen jungen<br />

Menschen ohne Migrationshintergrund oder Migrationshintergrund in der 2. Generation. Befunde dazu,<br />

z. B. bezogen auf die Funktion der Schülersprecherin bzw. des Schülersprechers bei Jugendlichen mit und ohne<br />

Migrationshintergrund zeigt der DJI-Survey AID:A.<br />

Weiter gibt es in der Forschung Hinweise, dass das Ausmaß der ehrenamtlichen Tätigkeit auch in Zusammenhang<br />

mit der Tradition freiwilligen Engagements im Herkunftsland zu sehen ist und somit geringere Engagementquoten<br />

eher aus der Tradition der Herkunftsländer heraus als mit einer Verweigerungshaltung gegenüber<br />

der Gemeinschaft, in der die Menschen aktuell leben, zu erklären sind (vgl. Voicu/Rusu 2012). Zudem erfolgt<br />

der Einstieg junger Menschen in Vereine und Verbände vor allem über Eltern, Geschwister und Verwandte<br />

sowie über Freunde. Sind diese jedoch nicht selbst engagiert, weil sie z. B. erst vor kurzem zugewandert sind, so<br />

erklärt dies möglicherweise, dass Jugendliche mit Migrationshintergrund seltener einen Zugang in klassische<br />

Vereine und Verbände finden.<br />

Die empirischen Befunde geben allerdings nur einen Ausschnitt dessen wieder, welche Formen von Kinder- und<br />

Jugendarbeit Jugendliche nutzen, wie häufig und wo sie aktiv sind und sich freiwillig engagieren. Da die Angebotspalette<br />

sehr vielfältig ist, manche Angebote auch von den Jugendlichen nicht der Kinder- und Jugendarbeit<br />

zugeordnet werden bzw. in Eigenverantwortung erfolgen – ohne, dass die Jugendlichen diese Tätigkeiten als<br />

Kinder- und Jugendarbeit oder als ehrenamtliches Engagement verstehen –, ist eine vollständige Erfassung von<br />

Aktivitäten „der Kinder- und Jugendarbeit“ aus Sicht von Jugendlichen kaum möglich. Die vorliegenden Daten<br />

belegen dennoch, dass auch heute noch für einen nicht geringen Teil von Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

die Angebote der Kinder- und Jugendarbeit attraktive Möglichkeiten eröffnen, ihre Freizeit zu gestalten.<br />

6.4.2 Kinder- und Jugendarbeit aus Sicht der Jugendlichen<br />

Kinder- und Jugendarbeit ist ein Infrastrukturangebot, das junge Menschen aus ganz unterschiedlichen Gründen<br />

wahrnehmen oder auch nicht wahrnehmen. Die bislang vorgelegten Befunde zur Nutzung der Kinder- und Jugendarbeit<br />

durch Jugendliche und ihre Mitwirkung in Formen freiwilligen Engagements lassen die Frage unbeantwortet,<br />

was junge Menschen mit ihrer Teilnahme und ihrer Mitwirkung an den Angeboten verbinden und vor<br />

allem, wie sie die Angebote für ihre persönliche Entwicklung einschätzen. Aus dem Besuch eines Jugendzentrums<br />

lässt sich zwar auf ein subjektives Interesse schließen, nicht jedoch darauf, was Jugendliche mit dem Besuch<br />

verbinden. Insofern werden im folgenden Abschnitt die Gründe und Motive für den Besuch eines Jugendzentrums<br />

in den Mittelpunkt gerückt.<br />

Aus Hinweisen der Träger sind zahlreiche Gründe bekannt, die Jugendliche dazu bewegen, an Angeboten teilzunehmen,<br />

sie für ihre Freizeit zu nutzen und sich zu engagieren (vgl. Ilg 2015; Fauser u. a. 2006). Danach befragt,<br />

äußern Jugendliche aber durchaus sehr konkrete Vorstellungen und Wünsche. Allerdings gibt es nur wenig<br />

gesicherte Befunde, die etwas darüber aussagen, wie die tatsächliche subjektive Einschätzung Jugendlicher<br />

zur Kinder- und Jugendarbeit ist, vor allem nicht derjenigen, die durch die Angebote nicht erreicht werden, die

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