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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 198 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

nen, Musik- oder Jugendkunstschulen, Mitgliedschaften in politischen Verbänden oder/und ehrenamtliches<br />

Engagement, die jeweils stark milieuspezifisch geprägt sind und ganz verschiedene Teilhabemöglichkeiten von<br />

Jugendlichen in differenten sozialen Lebensverhältnissen hervorbringen.<br />

Dabei ist der Alltag Jugendlicher – je nach Bundesland und regionalen Wohnverhältnissen – immer auch von<br />

den jeweils anzutreffenden (bildungs-)politischen Prämissen bestimmt: Wann und wie die jeweilige Schule<br />

beginnt und wie lange sie dauert, wie weit die Schule vom Wohnort entfernt liegen darf und welche Schulformen<br />

im Wohnumfeld zur Verfügung stehen, welche Infrastruktur das Wohnumfeld bietet, um die außerschulische<br />

Zeit zu verbringen, dies sind Fragen, die die Lebensgestaltung der Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

unmittelbar betreffen, worüber sie aber in den seltensten Fällen mitentscheiden. Abhängig sind Jugendliche in<br />

ihren Handlungsspielräumen und Aktivitäten damit immer auch von familialen Ressourcen und lokalen Platzierungen,<br />

sodass das Herkunftsmilieu bzw. die sozialen Lebensverhältnisse zusätzlich mit darüber mitentscheiden,<br />

welche Aktivitäten Jugendliche auswählen (können) und welche ihnen zugänglich sind.<br />

Auch die Schulferien sind zunächst maßgeblich von bundesländerspezifischen Logiken und den Wohn- und<br />

Lebensformen geprägt, die die Jugendlichen vorfinden und in denen sie ihren Alltag gestalten: Wann und wie<br />

lange die Ferien jeweils andauern, wo und mit wem die Jugendlichen die Ferienzeiten verbringen und ob bzw.<br />

wieviel Bedeutung der Ferienzeit zukommt, ist zuvörderst von den jeweiligen Lebensverhältnissen abhängig,<br />

sowohl familial als auch regional.<br />

Nach dem Ende der allgemeinbildenden Schulzeit treten andere institutionelle Logiken an die Stelle der Schule:<br />

Die Suche nach einem Ausbildungsverhältnis, der Beginn eines mehrjährigen Studiums, das Freiwillige Soziale<br />

bzw. Ökologische Jahr, ein befristeter Auslandsaufenthalt oder Zeiten von Arbeits- und Erwerbslosigkeit<br />

schließen direkt an die Schulzeit an und übernehmen das Tageszeitregime, das sich nunmehr der Logik des<br />

Erwerbsalters bzw. der sogenannten „flexiblen Arbeitswelt“ annähert. Hierbei ist entscheidend, wie der Übergang<br />

gestaltet werden kann bzw. welche Möglichkeiten sich für die Jugendlichen gesellschaftlich und vor dem<br />

Hintergrund sozialer, ökonomischer und kultureller Ressourcen ergeben (vgl. hierzu insbesondere den 14. KJB,<br />

Deutscher Bundestag 2013, S. 186ff.).<br />

In dieser vorstrukturierten Logik findet der Alltag von Jugendlichen gegenwärtig statt. Mit Blick auf die Bildungsinstitutionen,<br />

die quasi das jugendliche Alltagsleben takten, sind sie also zuerst Schüler und Schülerinnen<br />

(vgl. hierzu ausführlich Kap. 5), später dann Auszubildende, Studierende, Erwerbstätige oder Ausbildungssuchende.<br />

Neben den Bildungsinstitutionen sind es vor allem die Neuen Medien, deren Bedeutung für Jugendliche<br />

im letzten Jahrzehnt viel diskutiert worden ist. Unumstritten ist, dass mit der rasanten Vernetzung der Welt in<br />

den letzten Jahren und der nunmehr allgegenwärtigen Verfügbarkeit des Onlineangebots auch und gerade Jugendliche<br />

vernetzte Kommunikationsformen nutzen (müssen), um sich zu informieren, zu kontaktieren und<br />

eigene Ausdrucksformen zu finden. Die virtuelle Welt erscheint derzeit als fraglos gegeben und produziert eigene<br />

Möglichkeiten und Herausforderungen für das jugendliche Alltagsleben (vgl. hierzu ausführlich Kap. 4).<br />

Die repräsentativen Jugendstudien geben zunächst einen ersten Einblick in die Alltagsgestaltung Jugendlicher<br />

außerhalb schulischer Verbindlichkeiten, indem sie danach fragen, was Jugendliche zwischen zwölf und 25<br />

Jahren in ihrer Freizeit tun. Allerdings sind hier die Antwortmöglichkeiten jeweils vorgegeben, die die Jugendlichen<br />

auswählen können: Während in der Shell-Studie 2015 aus 19 Freizeitbeschäftigungen fünf gewählt werden<br />

dürfen, wird in den AIDA-Studien nach der Häufigkeit (täglich/mehrmals in der Woche bis selten/nie) von<br />

16 „Dingen in der Freizeit“ gefragt (vgl. Geier 2015). Dabei zeigt sich, dass die Neuen Medien einen zentralen<br />

Stellenwert im jugendlichen Alltagsleben einnehmen, sodass „im Internet surfen“ bei den männlichen Jugendlichen<br />

(12-25 Jahre) aus der Shell-Erhebung als häufigste Antwort gewählt (m: 60 %, w: 44 %) wurde. Ebenso<br />

spielen „Musikhören“ (m: 51 %, w: 57 %) und Fernsehen eine wichtige Rolle. Deutlich wird aber auch, dass<br />

Geselligkeit und das Zusammensein mit Gleichaltrigen ebenso bedeutsam ist, sodass „sich mit Leuten treffen“<br />

für 53 Prozent der männlichen und 62 Prozent der weiblichen Jugendlichen eine der wichtigen Freizeitbeschäftigungen<br />

darstellt. Nach Altersstufen differenziert zeigt sich, dass das „Treffen mit anderen „Leuten“ zwischen<br />

15 und 25 Jahren als häufigste Freizeitbeschäftigung angegeben wurde, während es bei den Zwölf- bis 14-<br />

Jährigen gleichrangig mit dem Musikhören angegeben wurde (51 %). Die Ergebnisse aus AID:A II zeigen einen<br />

ähnlichen Trend: „Im Internet sein“ (12-14: 63,1 %, 15-17: 86,6 %, 18-21: 89,9 %, 22-25: 90,3 %) wird mit<br />

zunehmendem Alter zur häufigsten Freizeitbeschäftigung und das „Musikhören“ (12-14: 78,3 %, 15-17: 90,5 %,<br />

18-21: 87,3 %, 22-25: 82,7 %) nimmt hier über alle Altersgruppen hinweg den ersten Rang der täglichen Freizeitbeschäftigung<br />

ein. Gerade diese medialen Aktivitäten sind häufig Hybridaktivitäten, die parallel ausgeübt

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