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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 27 – Drucksache 18/11050<br />

neu eingelöst werden muss. Hierfür müssen junge Menschen „bereit sein und befähigt werden“ (15. KJB,<br />

S. 471). Das gilt für diejenigen, die sich bislang kaum für Politik interessieren, ebenso wie für junge Menschen,<br />

die mit extremistischem, fremden- oder demokratiefeindlichem Gedankengut sympathisieren.<br />

Politische Bildung darf laut Jugendbericht nicht als „‘Surplus‘ von ausgewählten Institutionen des Aufwachsens“<br />

(15. KJB, S. 471) betrieben werden, sondern sie gehört in die Schule, in die berufliche Ausbildung, in die<br />

Hochschulen und andere Bildungseinrichtungen, in die Arbeitswelt, das Wohnumfeld, die Stadtentwicklung und<br />

auch in die Medienwelten. Der Bericht sieht in der politischen Bildung vielfältige Möglichkeitsräume und<br />

Handlungsoptionen, in denen junge Menschen sich „erproben, positionieren, entscheiden und in denen sie (...)<br />

eine demokratische Haltung und Handlungsfähigkeit erlangen können“ (15. KJB, S. 473). Politische Bildung<br />

dürfe „politikferne Zielgruppen“ nicht aus den Augen verlieren. Perspektivisch müssten neue, attraktive Formen<br />

der Vermittlung demokratischer Werte entwickelt werden, die sich verstärkt auch als „Demokratiebildung“ verstehen.<br />

Offene Diskussion, Toleranz gegenüber anderen Meinungen und Auffassungen, die Befähigung zu<br />

Kompromissen und zur Akzeptanz mehrheitlicher Entscheidungen sowie zur Wahrung von Minderheitenrechten<br />

müssen dabei die zentralen Inhalte sein.<br />

Die Bundesregierung stimmt dem Grundgedanken des Berichts zu, dass eine neue Kultur der politischen Bildung<br />

und der Demokratiebildung notwendig ist mit mehr Zeit, mehr Engagement und neuen Konzepten. Es darf<br />

in der Tat nicht allein um die Aneignung von Techniken und Verfahrensweisen politischer Entscheidungsfindung<br />

gehen, sondern politische Bildung muss zur „Entwicklung einer demokratischen Haltung, einer eigenen,<br />

begründeten Meinung und einer Bereitschaft, sich (…) zu beteiligen“ (15. KJB, S. 473) beitragen. Wenn sich<br />

junge Menschen immer weniger an den Demokratiestrukturen unserer Gesellschaft wie Parteien und Wahlen<br />

beteiligen, droht ein Legitimitätsverlust für die parlamentarische Demokratie. Mit Blick auf politische Jugendbildung<br />

besteht ein gemeinsamer Handlungsbedarf für die Politik, für die Medien sowie für weitere zivilgesellschaftliche<br />

Akteure, insbesondere Schule und Kinder- und Jugendarbeit.<br />

Die Bundesregierung stimmt der Einschätzung des Berichts zu, dass der Schule als zentraler Bildungsort, den<br />

alle Kinder und Jugendlichen gleichermaßen im Verlauf ihrer Bildungsbiografie durchlaufen und in dem sie<br />

wichtige fachliche, methodische, soziale und personale Kompetenzen erwerben, auch ein zentraler Ort der Demokratiebildung<br />

ist. Das BMBF fördert daher den bundesweiten Wettbewerb „Demokratisch Handeln“, der<br />

jährlich in Kooperation mit den Ländern für alle allgemeinbildenden Schulen in Deutschland ausgeschrieben<br />

wird. An ihm beteiligen sich Schulen mit ihren Projekten und Ideen, in denen Demokratielernen um Erfahrungsmöglichkeiten<br />

erweitert wird. In der „Lernstatt Demokratie“ steht insbesondere die Schüler- und Lehrerbeteiligung<br />

im Vordergrund. Mit dem Projekt „Vielfalt zusammen leben – Miteinander Demokratie lernen (Vi-<br />

Dem)“ fördert das BMBF seit 2016 ein Qualifizierungsprogramm unter Einbeziehung von Geflüchteten, die in<br />

ihren Herkunftsländern bereits im pädagogischen Bereich gearbeitet haben und die sich für Integration in unsere<br />

demokratische Gesellschaft einsetzen.<br />

Zugleich sind weitere Bildungsorte für junge Menschen von großer Bedeutung, nach der Schule die berufliche<br />

Bildung oder die Hochschulbildung sowie neben den formalen Bildungseinrichtungen zahlreiche außerschulische<br />

Bildungsorte. Das BMFSFJ beabsichtigt, im Rahmen des Bundesprogramms „Demokratie leben!“ Maßnahmen<br />

zur Demokratieförderung und Radikalisierungsprävention im Bildungsbereich zu fördern.<br />

Durch die Förderung von Projekten wie „U18-Wahlen“ und „Juniorwahlen“ setzt sich die Bundesregierung für<br />

Demokratiebildung und politische Teilhabechancen ein.<br />

3.3 Jugend ermöglichen durch Freiräume<br />

Hinter der Forderung nach mehr „Freiräumen“ stehen solche Phänomene wie Verdichtung und Beschleunigung<br />

des Alltagslebens, Selbstoptimierungszwänge und Mithaltedruck, die vom 15. Kinder- und Jugendbericht aufgegriffen<br />

werden. Der Bericht tut dies, nicht ohne darauf zu verweisen, dass diese Entwicklungen zwar durchaus<br />

in allen Altersgruppen erlebt werden, nicht jedoch alle Bevölkerungsgruppen betreffen und von manchen<br />

sogar als „Luxusproblem“ (15. KJB, S. 110) wahrgenommen werden.<br />

Im Jugend- und jungen Erwachsenenalter – hier kommen die Trends zu Institutionalisierung und „Scholarisierung“<br />

(vgl. 15. KJB, S. 77) sowie Entscheidungszwänge bei einer unübersichtlichen Optionenvielfalt hinzu –<br />

wird ein Mangel an Freiräumen in besonderer Weise wahrgenommen. Das erschwert die Qualifizierung, die<br />

Verselbstständigung und die Selbstpositionierung als Kernherausforderungen des Jugendalters: „…sich die Welt

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