02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 18/11050 – 444 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Abbildung 7-4<br />

Unternehmen, die Jugendliche mit Behinderungen (JmB) ausbilden<br />

Deutschland 2014, Anteil in %<br />

Quelle: Enggruber/Rützel 2014, S. 28<br />

Junge Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen sind somit in ihrem Qualifizierungsprozess weiterhin<br />

mit Barrieren konfrontiert, die grundlegenden Einfluss auf ihren Verselbstständigungsprozess haben. Im<br />

Jugendalter werden Beeinträchtigungen und Behinderungen im Kontext von Qualifizierung, Verselbstständigung<br />

und Selbstpositionierung möglicherweise zu massiven Benachteiligungen. Behinderung kann so zu einem<br />

Armuts- und Ausgrenzungsrisiko werden. Diese Beobachtung bezieht sich auf nahezu alle Ebenen des persönlichen<br />

Lebens. Die jungen Menschen sind vielfach in ihrem persönlichen Leben mit Vorurteilen konfrontiert. So<br />

stellt Demant in ihrer Expertise für diesen Kinder- und Jugendbericht fest: „Beim Übergang in das Erwachsenenalter<br />

kann die Gründung einer eigenen Familie ein Wunsch der jungen Menschen sein. Menschen mit Behinderung<br />

stoßen dabei häufig auf Vorurteile, wenn es um die Versorgung und Erziehung möglicher eigener<br />

Kinder geht (vgl. Bundesforum Familie 2015, S. 15)“ (Demant 2017, S. 13).<br />

Auffallend ist, dass überhaupt insgesamt nur wenige Studien in der Jugendforschung vorliegen, die das Alltagsleben<br />

von jungen Menschen mit Behinderungen und Beeinträchtigungen als Jugendliche und junge Erwachsene<br />

betrachten. So ist kaum erforscht, wie diese junge Menschen selbst ihr persönliches Leben sehen, wie sie „peer<br />

groups“ erleben, wie sie politisch Einfluss nehmen, wie sie Medien nutzen (können) und wie sie selbst ihre<br />

Jugend gestalten und bewältigen. Man sucht weiterhin vergeblich nach Begriffen wie „Behinderung“ oder „Beeinträchtigung“<br />

in vielen Standardwerken oder Handbüchern zur Jugend- und Bildungsforschung.<br />

Mehr noch: Die Jugend- und Bildungsforschung hat viele Jahre die institutionelle Trennung von „normaler Jugend“<br />

einerseits und Jugend mit Behinderungen und Beeinträchtigungen andererseits mitreproduziert und nicht<br />

systematisch als querliegende Dimensionen sozialer Benachteiligung im institutionellen Gefüge des Aufwachsens<br />

betrachtet. Insgesamt war die institutionelle Trennung im Jugendalter zwischen den sogenannten Regeleinrichtungen<br />

und den sogenannten Förderschulen bzw. den Eingliederungshilfen viel zu grundlegend manifestiert,<br />

um überhaupt eine systematische Betrachtung von Behinderungen oder Beeinträchtigungen in der Jugend- und<br />

Bildungsforschung als notwendig anzusehen. Erst langsam verändert sich der Blickwinkel, sodass sich die Jugendforschung,<br />

ebenso wie die Regeleinrichtungen im institutionellen Gefüge des Aufwachsens, legitimieren<br />

müssen, warum sie bestimmte Gruppen von Jugendlichen und junge Erwachsenen nicht in ihr Blickfeld rücken.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!