02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 345 – Drucksache 18/11050<br />

5.2.2 Organisation von Ganztagsschulen<br />

Die Vielfalt der Ganztagsschulformate ist wesentlich bedingt durch vorhandene bzw. nicht-vorhandene landesund<br />

kommunalpolitische Rahmenbedingungen. Die allgemeinen Länderdifferenzen in den Grundkonzeptionen<br />

der Ganztagsschultypen wurden schon aufgezeigt. Unter dieser Ebene finden sich jedoch weitere Elemente, die<br />

diese heterogene Ausgestaltung u. a. beeinflussen:<br />

– Verantwortung für Ganztagsschulgestaltung und Trägerschaft: Die Länder haben für die Ganztagsschule<br />

bzw. Schulen mit ganztätigen Angeboten unterschiedliche Zuständigkeiten etabliert. Dabei liegt die<br />

Hauptverantwortung auf der Landesebene, je nach Bundesland sind auch die Kommunen an der Gestaltung<br />

und Finanzierung beteiligt (z. B. bei der Offenen Ganztagsgrundschule in Nordrhein-Westfalen).<br />

– Finanzierungsinstrumente: Ganztagsschulen werden vor allem aus Landesmitteln finanziert, je nach Bundesland<br />

gibt es aber auch Mischfinanzierungen, sodass noch kommunale und Elternbeiträge hinzukommen<br />

(können). Die kommunalen Anteile sind in den Ganztagsschulen der Sekundarstufe I aber eher gering und<br />

werden nicht von allen Kommunen geleistet. Als Steuerungs- und Gestaltungsmöglichkeit haben die Bundesländer<br />

den Schulen die Möglichkeit der Kapitalisierung von Lehrkraftstellen eingeräumt, mit dem zusätzliche<br />

Personen finanziert bzw. Verträge mit außerschulischen Partnern abgeschlossen werden können.<br />

– Kooperationsverträge: Rahmenvereinbarungen mit Kooperationspartnern werden in unterschiedlichem<br />

Umfang und Detailierungsgrad abgeschlossen und führen in den Ganztagsschulen zu mehr oder weniger<br />

standardisierten Kooperationsverhältnissen.<br />

– Schulentwicklungsplanung: Die Ganztagsschulen sind Bestandteil der Schulentwicklungsplanung, die in<br />

der Regel auf Landesebene primär als Raum- und Bedarfsplanung erfolgt. Dort, wo auf kommunaler Ebene<br />

Schulentwicklungsplanung vorgenommen wird, ist diese vermehrt auch eine Frage inhaltlicher Gestaltung,<br />

findet dann aber auch häufig unverbunden mit der Jugendhilfeplanung statt. Hierfür spielt die Verfahrenshoheit<br />

der Schulverwaltungsämter vermutlich eine tragende Rolle. Eine kommunale integrative Bildungsplanung<br />

– unter Einbeziehung von Ganztagsschulen – findet tendenziell nur in Ausnahmen statt, etwa als<br />

kommunale Bildungsplanung (z. B. in Mannheim).<br />

– Qualitätsrahmen: In allen Bundesländern ist – in unterschiedlicher Form – eine Qualitätsdiskussion um die<br />

Ganztagsschulen angestoßen worden, die zu Qualitätsentwicklungsinitiativen und -instrumenten (z. B.<br />

Boßhammer/Schröder 2009; Althoff u. a. 2012), zur Berücksichtigung ganztagsschulspezifischer Kriterien<br />

sowie in die Bewertung der Schulqualität und zum Teil auch zu landesspezifischen Qualitätsrahmen für<br />

Ganztagsschulen geführt hat (z. B. in Hessen oder Bayern). Diese Diskussionen und Entwicklungen verlaufen<br />

allerdings primär länderintern, während sich die KMK in ihrer Synopse zu Ganztagsschulformen in den<br />

Ländern (KMK 2015) auf die Beschreibung der unterschiedlichen Formate und Strukturen beschränkt.<br />

5.2.3 Wirkungen der Ganztagsschule<br />

In Anbetracht der aufgezeigten Heterogenität ist es schwierig, die Auswirkungen und Nebenwirkungen „der“<br />

Ganztagsschule systematisch zu erfassen und zu bewerten, da sich Zeitstruktur, Angebot und Inhalte der verschiedenen<br />

Ganztagsschulen unter Umständen sehr stark voneinander unterscheiden. Dementsprechend sind<br />

auch die Ergebnisse zu Wirkungen in der in den letzten Jahren stark geförderten Ganztagsschulforschung bislang<br />

relativ gering. Versucht man dennoch vorsichtig eine Bilanz zu ziehen, so deuten sich länderübergreifend<br />

einige Wirkmechanismen an: Sichtbar werden Effekte, die einerseits auf eine Entlastung der Eltern, insbesondere<br />

bei Kindern im Grundschulalter und in der frühen Jugendphase hindeuten, andererseits aber auch Erfolge, die<br />

sich direkt an den Schulkindern festmachen lassen wie bspw. die geringere Zahl an Klassenwiederholungen bei<br />

Ganztagsschulbesuchen (Steiner 2011), einem verbesserten Schulklima oder auch der Entwicklung sozialer<br />

Kompetenzen bzw. erhöhter Selbstwirksamkeitserwartungen (StEG-Konsortium 2016).<br />

Allerdings – und das ist keinesfalls trivial – können Ganztagsschulen mit Blick auf die Eltern und die Kinder<br />

und Jugendlichen überhaupt nur dann „Effekte“ erzielen, wenn sie auch in Anspruch genommen werden. Dies<br />

aber ist – jedenfalls in den Schulen der Sekundarstufe I und bei älteren Jahrgangsstufen – keineswegs selbstverständlich.<br />

Vor allem muss dabei der Blick sowohl auf die Teilnahme als solches als auch auf die Teilnahmeintensität<br />

gerichtet werden. Hinzu kommen muss zudem die Frage nach Effekten bei den schulischen Leistungen<br />

und dem sozialen Lernen, aber auch danach, welche Auswirkungen Eltern durch die Ganztagsschule erleben

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!