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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 276 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

verbund Südwest 2013, S. 18). Die durchschnittliche Spieldauer bei den Zwölf- bis 19-Jährigen beträgt – bezogen<br />

auf alle Spieloptionen (Computer-, Konsolen-, Online-, Tablet-, Smartphonespiele) – laut der JIM-Studie 87<br />

Minuten an Wochentagen und 114 Minuten an Wochenenden (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest<br />

2015, S. 44; Klingler u. a. 2015, S. 202).<br />

Festgehalten werden kann, dass die bedeutendste Veränderung in der Mediennutzung der letzten Jahre sich ohne<br />

Zweifel bei der Integration digitaler und vor allem mobiler Medien ins Medienrepertoire von Jugendlichen zeigt<br />

(Best/Engel 2016). Das On- und Offline-Leben ist für Jugendliche nicht mehr voneinander zu trennen, reale und<br />

virtuelle Lebensräume verschränken sich auf vielfältige und dynamische Weise. Ein Schwerpunkt liegt auf der<br />

Nutzung von Audio- und Videodateien, eine weitere selbstverständliche Anwendung stellt das digitale Spielen<br />

dar. Darüber hinaus setzen sich Jugendliche von Erwachsenen aktuell durch eine intensivere Kommunikation in<br />

Sozialen Netzwerken und über Messenger-Apps ab, die sie vor allem zur Pflege und Erweiterung des persönlichen<br />

Freundschaftsnetzwerks verwenden und über die sie neue soziale Praktiken etablieren. Jugendliche sind<br />

durch die mobile Kommunikation „always connected“. Sie kommunizieren parallel mit Einzelnen oder Gruppen<br />

und nutzen zeitgleich verschiedene Angebote auf mehreren Bildschirmen. Dynamisiert wird diese Entwicklung<br />

dadurch, dass die Kommunikationskanäle auf der technischen, der inhaltlichen und der Nutzungsebene zusammenwachsen<br />

und damit verstärkt medienkonvergente Nutzungsmuster begründen. Die Grenzen zwischen Medien<br />

verschwimmen damit zusehends, sodass sich die Kommunikationswelten Jugendlicher insgesamt verdichtet<br />

darstellen.<br />

4.2 Jugendkulturelle Praktiken im digital-vernetzten Leben<br />

Legt man die Kernherausforderungen zugrunde, zeigt sich, dass Jugendliche die digital-vernetzte Infrastruktur<br />

vor allem zur Selbstpositionierung und Verselbstständigung nutzen. Als digitale Grenzarbeiter und Grenzarbeiterinnen<br />

entwickeln sie unterschiedliche Strategien, um sich im digital-vernetzten Leben zu behaupten und zu<br />

verorten. Im Folgenden wird gezeigt, wie Jugendliche an der Netzwerkkultur teilhaben, wie sie darin agieren,<br />

wie sie die On-/Offline-Räume verknüpfen und welche Bedeutung den ermöglichenden aber auch disziplinierenden<br />

Technologien dabei zukommt. Eingegangen wird sowohl auf beliebte kommunikative, selbstdarstellerische,<br />

(trans- und international) vernetzende Praktiken zur Identitätsarbeit und Vergemeinschaftung, auf teilende,<br />

kollaborative, content-produzierende und -transformierende Aktivitäten und neue Formen der Online-Partizipation<br />

als auch auf manipulative Eingriffe in die Software und Konsumkultur.<br />

4.2.1 Soziale Netzwerke und Messenger Apps<br />

Der größte Teil der persönlichen Online-Nutzung entfällt nach Einschätzung von Jugendlichen seit 2008 und<br />

mit aktuell 40 Prozent auf den Bereich der „Kommunikation“ (z. B. Communities, Chat, Mail), im Vergleich<br />

dazu entfallen 26 Prozent auf die „Unterhaltung“ (z. B. Musik, Videos, Bilder), 20 Prozent auf „Spiele“ und<br />

14 Prozent auf die „Informationssuche“ (Medienpädagogischer Forschungsverbund Südwest 2015, S. 31). Im<br />

Bereich der „Kommunikation“ liegt im Jahr 2015 ein Messenger-Dienst (WhatsApp) mit 85 Prozent uneingeschränkt<br />

vorn, mit großem Abstand gefolgt von Online-Communities (39 %) und einem Sozialen Netzwerk<br />

(Facebook) (38 %; ebd., S. 32). Dabei fällt auf, dass dieses Soziale Netzwerk mit zunehmendem Alter täglich<br />

und mehrwöchentlich häufiger genutzt wird (12-13 Jahre: 21 %, 18-19 Jahre: 75 %) (ebd., S. 33).<br />

Das Charakteristische dieses und anderer Sozialer Netzwerke ist, dass sie Kommunikations- und Interaktionsstrukturen<br />

bieten, die Austausch und Vernetzung ermöglichen. Hierfür stellen sie eine vorstrukturierte Kommunikationsarchitektur<br />

zur Verfügung, die sich zwar im Einzelfall unterscheidet, es lassen sich aber übergreifende<br />

Strukturen erkennen: Bei der Registrierung werden die Nutzerinnen und Nutzer über eine vorgegebene Maske<br />

aufgefordert, ein Profil anzulegen, mit Namen, Foto und persönlichen Angaben wie Alter, Interessen oder Partnerschaftsstatus.<br />

Ausgehend von diesem Profil präsentiert und vernetzt man sich dann mit Freundinnen und<br />

Freunden, Bekannten, Mitschülerinnen und Mitschülern, Menschen mit ähnlichen Interessen usw. In Kontakt<br />

mit anderen kommen die Nutzerinnen und Nutzer, indem eine Kontaktanfrage positiv beantwortet und der Kontakt<br />

dann in die eigene „Freundesliste“ eingefügt wird („adden“). Weiterhin ist es möglich, über bestimmte<br />

Schaltflächen die Beiträge anderer zu befürworten („liken“) oder in dafür vorgesehenen Feldern deren Beiträge

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