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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 462 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

8.1 Das Jugendalter am Beginn des 21. Jahrhunderts. Bausteine einer Politik für Jugendliche<br />

und junge Erwachsene<br />

Um Jugend neu in den Horizont der politischen und gesellschaftlichen Aufmerksamkeit zu rücken, sind unterschiedliche<br />

Ebenen voneinander zu trennen und entsprechende Akzente auf der Basis der bisherigen Ausführungen<br />

in diesem Bericht zu setzen. Dabei werden vier unterschiedliche Ebenen sichtbar, die zwar ineinander<br />

übergehen, aber getrennt voneinander betrachtet werden müssen:<br />

– Im Grundsatz ist das Jugendbild neu zu diskutieren und die gesellschaftliche und politische Verantwortung<br />

gegenüber der Jugend zu profilieren.<br />

– Notwendig ist es, die Lebenslagen Jugendlicher und junger Erwachsener differenziert zu betrachten und<br />

dementsprechend sozial-, bildungs- und jugendpolitisch zu gestalten.<br />

– Zudem erfordern globale und (medien-)technologische Entwicklungen der Gegenwart eine spezifische<br />

Betrachtung von Herausforderungen des Jugendalters.<br />

– Unterschiedliche Kristallisationspunkte der Jugendpolitik sind neu in den Kontext der Jugendbilder sowie<br />

der Lebenslagen Jugendlicher und junger Erwachsener zu stellen.<br />

Vor diesem Hintergrund sind die nachfolgenden Eckpunkte zum Jugend- und jungen Erwachsenenalter zu Beginn<br />

des 21. Jahrhunderts in vier Teile untergliedert. Dabei wird der Blick immer auch auf die in diesem Bericht<br />

herausgearbeiteten Kernherausforderungen des Jugendalters – Qualifizierung, Selbstpositionierung und Verselbstständigung<br />

– gerichtet, da die Bewältigung dieser Herausforderungen maßgeblich für ein gelingendes<br />

Aufwachsen junger Menschen ist.<br />

8.1.1 Jugend in gesellschaftlicher und politischer Verantwortung<br />

‣ Jugend als eigenständige Lebensphase<br />

Jugend wurde in den letzten Jahrzehnten immer weniger als eine eigenständige Lebensphase<br />

wahrgenommen. Insbesondere die Konzentration auf die Kindheit hat den Blick auf die besonderen<br />

Herausforderungen des Jugendalters verstellt. Gleichzeitig wird die Verantwortung für die soziale<br />

Teilhabe und gesellschaftliche Integration Heranwachsender immer mehr subjektiviert, d. h.<br />

den Jugendlichen und jungen Erwachsenen in ihrem persönlichen Leben selbst auferlegt. Demgegenüber<br />

müssen die Gemeinsamkeiten des Jugendalters wieder politisch stärker in den Kontext ihres<br />

Generationenzusammenhangs gestellt werden. Hier ist die Politik auf allen Ebenen gefordert,<br />

sich der gesellschaftlichen Verantwortung für die Jugend neu zu vergewissern und durch das Setzen<br />

von förderlichen Rahmenbedingungen Jugend zu ermöglichen.<br />

In den letzten Jahrzehnten ist ein Perspektivwechsel zu beobachten, der weg von der Jugend als gesellschaftlich<br />

verankerter Statuspassage und sozialhistorisch gelagertem Generationszusammenhang hin zur sozialen Integration<br />

Jugendlicher als einzelne Individuen geführt hat. Jugend als eigenständige Lebensphase und als zentraler<br />

gesellschaftlicher Integrationsmodus sind zunehmend aus dem Blickfeld geraten.<br />

Jugendliche und junge Erwachsene werden vornehmlich als selbstverantwortliche Gestalterinnen und Gestalter<br />

ihrer persönlichen Lebensplanung und ihres zukünftigen Lebensentwurfs angesprochen. Dies hat erhebliche<br />

Konsequenzen für schulische und ausbildungsorientierte, ökonomische wie arbeitsmarktpolitische Zusammenhänge.<br />

Auch im Bereich der politischen Regulierung von Jugend werden jugendpolitische Gestaltungsperspektiven<br />

durch eine Vielzahl von Einzelentscheidungen abgelöst, die einerseits für Jugendliche und junge Erwachsene<br />

immer unübersichtlicher werden, andererseits in ihren Auswirkungen auf die Gestaltung des Jugendalters weitgehend<br />

unreflektiert bleiben. Jugendliche werden vor allem als Subjekte in der Verantwortung für ihre gesellschaftliche<br />

und soziale Teilhabe konstruiert. Qualifikation und ökonomischer Erfolg erscheinen darin als Leistung<br />

in einem intensivierten Wettbewerb um Zertifikate und berufliche wie soziale Chancen. Dieser Perspektivwechsel<br />

kann als ein Trend „von der Jugend zu den Jugendlichen“ beschrieben werden. Dadurch wird jedoch<br />

der Blick auf die gegenwärtige generationsspezifische Lagerung der Jugend verstellt und die Bestimmung des<br />

Verhältnisses zu anderen (älteren und jüngeren) Generationen erschwert.

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