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Drucksache 18/11050 – 456 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Tabelle 7-6<br />

Straftaten gegen Asylunterkünfte 2015 und 1. Quartal 2016<br />

Straftaten gegen Asylunterkünfte<br />

darunter Gewaltdelikte<br />

Quelle: Bundeskriminalamt 2016b S. 7<br />

1. Quartal 2015 95 8<br />

2. Quartal 2015 139 20<br />

3. Quartal 2015 325 59<br />

4. Quartal 2015 472 90<br />

1.Quartal 2016 345 65<br />

Es zeigen sich hohe Fallzahlen bei Straftaten gegen Flüchtlingsunterkünfte und Asylbewerberinnen und Asylbewerber.<br />

Insbesondere durch Brand- und Sprengstoffdelikte gegen die Unterkünfte von Asylbewerberinnen<br />

und Asylbewerber sind diese verstärkt Ziel von Gewaltstraftaten aus dem rechten Bereich. Laut Bundeskriminalamt<br />

führt die zunehmende Polarisierung zwischen Asylgegnerinnen und -gegnern einerseits und Vertreterinnen<br />

und Vertretern einer Willkommenskultur andererseits zu einer latenten Radikalisierung des bereits bestehenden<br />

gesellschaftlichen Diskurses.<br />

7.4.7 Lebenslage Flucht aus der Sicht der jungen Geflüchteten in Deutschland<br />

Auch wenn bislang kaum belastbare Daten über die Erfahrungen und Perspektiven junger Geflüchteter vorliegen,<br />

so können erste Ergebnisse aus dem DJI-Projekt „Unbegleitete und begleitete minderjährige Flüchtlinge –<br />

Lebenslagen, Bedarfe, Erfahrungen und Perspektiven aus Sicht der Jugendlichen“ berichtet werden (vgl. zum<br />

Folgenden Huber/Lechner 2016). Befragt wurden dabei rund 100 junge Geflüchtete – begleitete wie unbegleitete<br />

– aus 14 Herkunftsländern in unterschiedlichen Einrichtungen im Alter zwischen 14 und 18 Jahren. Nahezu<br />

alle befragten Jugendlichen erlebten Intransparenz in Bezug auf die eigene asylrechtlichen Situation, den Stand<br />

des Verfahrens und die eigenen Rechte. Es zeichnen sich – bei aller Vorsicht angesichts der derzeit noch laufenden<br />

Auswertungen der Interviews – interessante Befunde ab, die durch einige Zitate aus den Interviews 134<br />

illustriert werden sollen:<br />

– Je nach Herkunftsland gibt es große Unterschiede in Bezug auf die Bleibeperspektiven. Insbesondere der<br />

Alltag und die Begleitung der jungen Menschen sind durch hohe Unsicherheit geprägt. „Unser Schulleiter<br />

hat alle (Nennung Nationalität) zu sich geholt und gesagt, dass alle (Nennung Nationalität) bald dieses<br />

Land verlassen müssen und dass sie hier keine Zukunft haben und sich keine Hoffnung machen sollen. (…)<br />

Wir wissen nicht, wie es weitergeht. Wir haben Angst, abgeschoben zu werden.“<br />

– Einige Jugendliche berichten über Konflikte zwischen Jugendlichen aus verschiedenen Herkunftsländern<br />

sowie Diskriminierungserfahrungen innerhalb der Einrichtungen. So fühlen sich beispielsweise Jugendliche<br />

aus einem Land benachteiligt und empfinden das Verhalten Jugendlicher und junger Erwachsener aus<br />

einem anderen Land als überheblich. („Sie sagen zu uns: wir (Nennung Nationalität) sind hier erwünscht!“)<br />

Berichtet wird auch von Sicherheitspersonal, das „seine Landsleute“ bevorzugt und anderen<br />

den Zugang zu bestimmten Angeboten verwehrt (z. B. Kleiderkammer). Zugleich wird von diskriminierenden<br />

Äußerungen berichtet. „Die Security ist ganz anders zu uns. (…) Oft dürfen wir uns nichts [von den<br />

Anziehsachen] holen. (…) Die Security erlaubt ihren „Landsleuten“ mehr als uns. Wir dürfen nichts und<br />

sie dürfen alles“. Auch rassistische Äußerungen (z. B. gegen die Hautfarbe) werden von Mitflüchtlingen<br />

berichtet: „Sie beschimpfen alle, die anders aussehen, alle, die ihnen nicht gefallen.“<br />

– Sowohl im Leben der begleiteten als auch der unbegleiteten Geflüchteten spielen familiale Netzwerke eine<br />

große Rolle. Sorgen bereitet vor allem, wenn Angehörige oder Teile der Familie noch im Herkunftsland<br />

oder in anderen Fluchtländern leben. Ein Jugendlicher sagt: „Ich denke die ganze Zeit daran, wo meine<br />

134<br />

Die Zitate werden selbstverständlich anonymisiert und – da sie teilweise nur in wenig lesefreundlicher Übersetzung vorlagen – sprachlich<br />

angepasst wiedergegeben. Mögliche Hinweise auf Ursprungsländer sind für diese Darstellung bewusst verfälscht worden.

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