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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 426 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Eine zweite Herausforderung ist mit der Digitalisierung von Gesellschaft und Arbeit verbunden. Die fortschreitende<br />

Digitalisierung hat erhebliche Konsequenzen für die Vielfalt und Verbreitung der Informationen, die Beschleunigung<br />

und Verdichtung von (Kommunikations-)Prozessen und die Gestaltung der Kommunikationskultur<br />

und Arbeitswelt. Da junge Menschen viel Zeit in den digitalen Netzen bzw. der medienkonvergenten Welt<br />

verbringen (vgl. Kap. 4), stellt sich die Frage, wie sie mit den Mengen an Informationen umgehen. Wie selektieren<br />

und verarbeiten sie diese? Welche Relevanz haben die verschiedenen Informationsquellen für sie? Werden<br />

gesellschaftliche Debatten noch mit der erforderlichen Gründlichkeit geführt? Welchen Einfluss nimmt die verkürzte<br />

digitale Kommunikation per Messenger oder „Gefällt mir-Buttons“ und Likes auf die politische Kommunikationskultur?<br />

Wie kann eine sozialverantwortliche Kommunikation in teilanonymen und anonymen Räumen<br />

hergestellt bzw. gefördert werden? Welche Wirkungen hat die Vervielfachung von Informationen auf öffentliche<br />

Debatten?<br />

Als eine dritte Herausforderung gilt die Entwicklung der Gesellschaft zu einer Einwanderungsgesellschaft. Zwar<br />

ist die Gesellschaft der Bundesrepublik Deutschland schon seit vielen Jahren faktisch eine Einwanderungsgesellschaft,<br />

jedoch war die Politik bislang nicht bereit, einen dementsprechenden rechtlichen Rahmen zu schaffen.<br />

Für die politische Jugendbildung stellt sich insbesondere die Frage, wie das Zusammenleben in einer Gesellschaft<br />

der Vielfalt in wechselseitiger Anerkennung, Respekt und Akzeptanz gestaltet werden kann. Wie<br />

können unterschiedliche kulturelle und religiöse Hintergründe im Kontext einer liberalen, demokratischen Gesellschaft<br />

miteinander gelebt werden? Wie können konkrete Orte geschaffen werden, um Teilhabe, Respekt und<br />

Solidarität in einer offenen Gesellschaft der Vielfalt praktisch werden zu lassen?<br />

In diesem Kontext wird es notwendig sein, dass sich politische Bildung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter<br />

künftig intensiver mit der Frage beschäftigt, wie Grundlagen und zentrale Werte einer freiheitlich demokratischen<br />

Gesellschaft vermittelt werden können. Eine reflexive, erfahrungs- und alltagsbezogene Auseinandersetzung<br />

mit dieser Frage kann Orientierungen für ein Zusammenleben in einer immer unübersichtlicheren Welt<br />

ermöglichen. Ein weiterer wichtiger Aspekt wird die Förderung der Partizipation und Teilhabe sein und damit<br />

verknüpft die Schaffung von Anreizen zur Beteiligung und die Vermittlung von entsprechenden Kompetenzen.<br />

Wer sich einbringen und mitgestalten und die demokratischen Spielregeln kennenlernen und wertschätzen konnte,<br />

wird sich mit den Prinzipien einer demokratischen Gesellschaft identifizieren. In diesen Prozess sind auch<br />

europäische und globale Aspekte einzubeziehen, denn ohne eine Berücksichtigung weltweiter ökonomischer<br />

und kultureller Zusammenhänge in ihrem Bezug zur jeweiligen Lebenswelt lässt sich eine Bewältigung internationaler<br />

Konflikte und ökologischer Krisen nicht mehr denken.<br />

Zur Bearbeitung dieser Herausforderungen muss sich politische Bildung im Jugend- und jungen Erwachsenenalter<br />

weiterentwickeln. In der Schule muss sie erfahrungs- und handlungsbezogener werden, im Feld der <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit muss sie sowohl das Politische ihrer eigenen Arbeit und die Notwendigkeit zu politischer<br />

Bildung neu und deutlicher erkennen und reflektieren als auch neue, auch aufsuchende Formate finden, um<br />

Jugendliche aus unterschiedlichen Milieus zu erreichen. Notwendig ist auch eine konzeptionelle und strukturelle<br />

Weiterentwicklung, um auch im Bereich der politischen Bildung im Jugendalter inklusive Angebote zu ermöglichen.<br />

115 Es bedarf weiterer Anläufe, wie eine Kooperation in diesem Feld mit Ganztagsschulen auf verlässlicher<br />

Basis ausgebaut werden kann, ohne die Spezifika eines Angebots der Kinder- und Jugendarbeit zu vernachlässigen.<br />

Dies alles ist nur zu bewältigen, wenn dafür die institutionellen Rahmenbedingungen und Ressourcen<br />

zur Verfügung gestellt werden.<br />

115<br />

Vgl. hierzu auch: http://www.bpb.de/lernen/projekte/inklusiv-politisch-bilden/227219/politische-bildung-fuer-alle [14.10.2016].

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