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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 483 – Drucksache 18/11050<br />

Trennung zwischen einer beruflich und einer ehrenamtlich ausgerichteten Kinder- und Jugendarbeit eine wichtige<br />

Einflussgröße darstellt, an der sich die Möglichkeiten und Grenzen einer sozialpädagogischen ausgerichteten<br />

Fachlichkeit der Kinder- und Jugendarbeit bestimmen lassen, erhalten auch die Fragen der projektförmigen<br />

Angebote und die Formen des Engagements hierbei einen besonderen Stellenwert. Insgesamt können Gleichaltrigenkontakte<br />

und die außerfamilialen wie außerschulischen Angebote der Kinder- und Jugendarbeit für die<br />

Frage der Entwicklung, der Förderung und der Selbstpositionierung von Jugendlichen eine Schlüsselrolle erlangen.<br />

Dies gilt nicht zuletzt für Jugendliche, die aufgrund prekärer Lebensverhältnisse auf Unterstützung angewiesen<br />

sind. In diesem Sinne verkörpern Teile der Kinder- und Jugendarbeit auch eine sozialpädagogische<br />

Fachlichkeit mit einer unübersehbaren Nähe zur Jugendsozialarbeit, die mit einer sozialpolitischen Verantwortung<br />

für marginalisierte und benachteiligte Jugendliche einhergeht.<br />

‣ Kinder- und Jugendarbeit – ein Baustein zur Weiterentwicklung der Ganztagsschule<br />

Das Verhältnis der Kinder- und Jugendarbeit zur Ganztagsschule in der Sekundarstufe bleibt schon<br />

aufgrund der gegebenen Unterschiede und der qualitativ ungleichen Ausstattung ihrer Bereiche ein<br />

ambivalentes. So ist es praktisch nicht möglich, sich allein mit Ehrenamtlichen auf Dauer verantwortlich<br />

in die Gestaltung der Ganztagsschule einzubringen. Wenn sie sich einbringen soll, dann<br />

bedarf es sowohl entsprechender finanzieller und personeller Ressourcen als auch der Anerkennung<br />

des Eigensinns der Kinder- und Jugendarbeit durch die Schule. Die Kinder- und Jugendarbeit<br />

kann dabei ebenso wenig auf bloße Betreuung reduziert werden wie auf die Rolle eines Freizeitanbieters.<br />

Allerdings kann und sollte die Kinder- und Jugendarbeit – soweit dies möglich ist – offensiv<br />

Handlungskonzepte zu ihrer Rolle in der Ganztagsschule entwickeln und einbringen. Dies wird<br />

man jedoch nicht von allen Trägern gleichermaßen erwarten können.<br />

Das Zusammenwirken der Kinder- und Jugendarbeit mit der Ganztagsschule in der Sekundarstufe ist, wie die<br />

Bilanz zeigt (vgl. Kap. 5), längst nicht so intensiv, wie es häufig angenommen wird. Träger der Kinder- und<br />

Jugendarbeit bringen sich sehr unterschiedlich ein, z. T. im Rahmen der Übernahme von Betreuungszeiten in<br />

den Räumen der offenen Jugendarbeit, z. T. im Rahmen von Projekten am Nachmittag in der Schule. Dabei<br />

zeigen die vorliegenden Befunde, dass von stabilen Kooperationen im Sinne gemeinsamer Zielsetzung und gemeinsamer<br />

Verantwortung kaum gesprochen werden kann. So fehlt es z. B. bislang an Konzeptionen und einer<br />

Verständigung darüber, welche strukturelle Rolle die Kinder- und Jugendarbeit in einer Ganztagsschule einnehmen<br />

sollte und vor allem, wie es gelingen kann, dabei ihre fachliche und jugendpolitische Identität zu erhalten.<br />

Eine Beteiligung der Kinder- und Jugendarbeit kann nicht voraussetzungslos und unverbindlich gestaltet<br />

werden. Hier bedarf es einer strukturellen Rahmung und verbindlicher Absprachen.<br />

Es wundert daher nicht, dass die Kinder- und Jugendarbeit bisher eine ambivalente Haltung gegenüber ihrer<br />

Mitwirkung an Ganztagsschulen in der Sekundarstufe einnimmt, auch wenn dies nicht für alle Träger gleichermaßen<br />

gilt. Die ambivalente Haltung dokumentiert aber auch, dass sie sich bisher nicht eindeutig eingebracht<br />

hat und weiterhin um ihre Positionierung ringt. Neben der Frage des hierarchischen oder nicht-hierarchischen<br />

Verhältnisses bleibt häufig unklar, was die Schule von ihr erwartet, welche Räume der Eigenständigkeit sie<br />

ermöglicht und was die Kinder- und Jugendarbeit als non-formaler und informeller Möglichkeitsraum für Lernund<br />

Bildungsprozesse in die Ganztagsschule auch tatsächlich einbringen kann. Offene Lernsettings der <strong>Kinderund</strong><br />

Jugendarbeit und die Beteiligungsformen Jugendlicher könnten dabei die besonderen Lernmöglichkeiten<br />

ausmachen, die auch ein Gewinn für die Gestaltung von Ganztagsschulen sein können und die nicht zwangsläufig<br />

in Schulgebäuden stattfinden müssen. Dadurch könnte die Ganztagsschule für Jugendliche attraktiver werden.<br />

Schule muss dabei anerkennen, dass eine „verschulte“ Kinder- und Jugendarbeit wenig Sinn macht. Kinder-<br />

und Jugendarbeit muss ihrerseits aber auch anerkennen, dass sie nicht die „bessere Schule“ sein kann.<br />

8.2.3 Soziale Dienste im Jugendalter<br />

‣ Jugend ermöglichen in prekären Lebenskonstellationen<br />

Jungen Menschen in prekären Lebenskonstellationen Jugend zu ermöglichen, liegt in der öffentlichen<br />

Verantwortung des sozialen Rechtstaats. Soziale Dienste haben mit ihren sozialpädagogischen<br />

Zugängen für junge Menschen hier eine besondere Verantwortung. Entsprechend sollten sie<br />

mit dafür Sorge tragen, dass Jugend eine soziale Verwirklichungschance für junge Menschen in

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