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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 174 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Berufs- bzw. Studienabschluss ab; eine Fortsetzung der Qualifikationsphase ist in diesen Daten nicht eingerechnet.<br />

Mit anderen Worten: Das tatsächliche Berufseinmündungsalter kann von diesen mittleren Durchschnittswerten<br />

abweichen.<br />

Schaut man auf den Studienabbruch, so wurde in der Studienabbrecher-Untersuchung von 2009 des heutigen<br />

DZHW deutlich (vgl. Heublein/Wolter 2011), dass dies vor allem fachspezifisch bedingt und mit Leistungen<br />

und Motivation sowie Studienbedingungen assoziiert ist und teilweise auch von ökonomischen Gründen abhängt.<br />

Dabei geht – auf einer anderen Ebene – ein höherer Bildungsstand der Eltern mit einer niedrigeren Rate<br />

an Studienabbrecherinnen und Studienabbrechern einher.<br />

2.2.3 Non-formale Qualifizierungen<br />

Sowohl aktuelle politische als auch wissenschaftliche Auseinandersetzungen fragen derzeit verstärkt nach der<br />

Bedeutung von Dimensionen der Bildung und des Wissenserwerbs außerhalb etablierter Bildungsinstitutionen<br />

für das Leben und die soziale Teilhabe von Menschen (vgl. zusammenfassend Thole/Höblich 2014). Damit<br />

verschiebt sich die Aufmerksamkeit auf Prozesse des Wissenserwerbs und Kompetenzaufbaus, die vor allem<br />

außerhalb der Institution Schule erfolgen (z. B. Otto/Rauschenbach 2004b). Dabei sind zum einen non-formale<br />

Zusammenhänge, wie institutionalisierte Freizeitorte, Verbände und Vereine zu nennen, die anhaltend viele<br />

Jugendliche in ihrer Freizeit an sich binden, zugleich und zum Teil überlappend aber auch die Institutionen der<br />

Offenen Kinder- und Jugendarbeit, die als jugendliche Treffpunkte und Freizeiträume derzeit einem Strukturwandel<br />

unterliegen – mit allgemeinen Bildungsanlässen und teilweise auch sehr strukturierten Qualifizierungsangeboten<br />

(vgl. Kap. 6).<br />

Jugendkunstschulen, Jugendbildungsstätten und Volkshochschulen, aber auch kommerzielle Fahr- oder Tanzschulen<br />

stehen für einen stärker organisierten und strukturierten Bereich an Bildungsangeboten, der (auch) Jugendliche<br />

als Zielgruppe in den Blick nimmt und zum Teil auch Zertifikate vergibt. Selbst Familien und Gleichaltrigengruppen<br />

(vgl. Kap. 3) bilden relevante Räume der kulturellen Teilhabe und der informellen Bildung in<br />

der Gegenwartsgesellschaft. All diese Lebensbereiche werden in der aktuellen Bildungsdebatte auch als Zusammenhänge<br />

der Unterstützung oder Behinderung individueller Bildungskarrieren thematisiert. Auch hier<br />

dokumentiert sich eine Perspektive, die das Jugendalter stark als Zeitraum des Aufbaus wichtiger fachbezogener<br />

und fachübergreifender Kompetenzen sieht, die eine Grundlage erfolgreicher Integration im Erwachsenenalter<br />

darstellen (vgl. Rauschenbach u. a. 2004).<br />

Empirische Befunde aus kohortenvergleichenden Analysen der Jugendbefragung des SOEP deuten zunächst an,<br />

dass Jugend zunehmend durch qualifikationsbezogene Aktivitäten auch jenseits von Schule und Berufsausbildung<br />

geprägt ist. Für den Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2012 weisen sie darauf hin, dass Freizeitaktivitäten,<br />

die mit dem Aufbau von Kompetenzen und Fähigkeiten verbunden sind, bei den Jugendlichen deutlich<br />

zugenommen haben (Hille u. a. 2013). So steigt die Teilnahme 17-Jähriger an institutionalisierten musikalischen,<br />

ehrenamtlichen und sportlichen Aktivitäten im Zeitvergleich deutlich an, während die Häufigkeit informeller<br />

Treffen mit Freunden sinkt. Entlang der Angaben 17-Jähriger zu ihren Freizeitaktivitäten zeigen die Analysen<br />

der SOEP-Jugenddaten zwischen 2000 und 2012 einen Bedeutungszuwachs von auf kulturelle und soziale<br />

Aktivitäten bezogenen Freizeitmustern (ebd., S. 19). Die Autorinnen und Autoren fassen ihre Resultate zur Veränderung<br />

des Freizeithandelns Jugendlicher wie folgt zusammen „Bildungsorientierte Freizeitangebote verdrängen<br />

zunehmend informelle Aktivitäten“ (ebd., S. 20).<br />

Zugleich dokumentiert sich auch in diesen Befunden ein starker Zusammenhang zwischen dem Bildungsmilieu<br />

der Jugendlichen sowie dem sozialen Status der Herkunftsfamilie einerseits und der Nutzung bildungsorientierter<br />

Freizeitaktivitäten andererseits. Im Bedeutungszuwachs von bildungsbezogener Freizeitgestaltung zeigt sich<br />

demnach ein „Fahrstuhleffekt“: So steigt die Nutzung von Bildungsangeboten in der Freizeit in den Altersgruppen<br />

insgesamt an, sozialstrukturelle Unterschiede bleiben dabei jedoch bestehen (ebd.). Dass die Jugendlichen<br />

selbst die bildungsorientierte Freizeitgestaltung als hochgradig sinnstiftend erleben, folgern die Wissenschaftlerinnen<br />

und Wissenschaftler aus einer hohen subjektiven Lebenszufriedenheit bei den jugendlichen Nutzerinnen<br />

und Nutzern.<br />

Für die empirische Deskription bildungsorientierter Freizeitaktivitäten bestehen konzeptionelle Schwierigkeiten<br />

in den Kriterien der Zuordnung einzelner Zusammenhänge (Baumbast u. a. 2014, S. 20f.). Unter dem Fokus der<br />

empirischen Betrachtung der Kernherausforderung der Qualifizierung liegt der Schwerpunkt der folgenden<br />

Darstellung auf non-formalen Qualifizierungsprozessen. Darunter werden solche Bildungsarrangements ver-

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