02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Drucksache 18/11050 – 118 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

Erkenntnisse der sozialwissenschaftlichen Jugendforschung für die Berichterstattung verwendet, dies ist jedoch<br />

nicht zu verwechseln mit dem Diktum partizipativer Forschung. Ihr Anspruch ist deutlich weitgehender. So<br />

sollte auch zukünftig nur dann von Partizipation gesprochen werden, wenn die jungen Menschen an allen Stufen<br />

der wissenschaftlichen Erkenntnisproduktion und -präsentation beteiligt werden und Entscheidungsverantwortung<br />

mit übernehmen können (vgl. Kap 1.).<br />

Die Sachverständigenkommission hat vor diesem Hintergrund grundlegend diskutiert, ob und wie Stimmen und<br />

Sichtweisen Jugendlicher in den Bericht aufgenommen werden können. Sie kommt dabei zu folgenden Einsichten:<br />

– Erstens ist festzuhalten, dass bei dieser Berichterstattung der Rahmen nicht gegeben ist, um eine den Standards<br />

entsprechende Beteiligung von Ad-hoc-Gruppen Jugendlicher oder einzelner junger Menschen zu<br />

organisieren. Dazu waren nicht nur der Zeitraum der Kommissionsarbeit, sondern auch die strukturellen<br />

Voraussetzungen nicht gegeben. Auch müsste die Arbeit an den Inhalten und dem konkreten Text des Jugendberichts<br />

in einer neuen Form gestaltet werden, was aus Sicht der Sachverständigenkommission eine<br />

neue organisationale Struktur und auch eine andere Zusammensetzung der Kommission erfordern würde.<br />

– Zweitens war es nicht möglich, direkte Formen der partizipativen Forschung, z. B. zu ausgewählten jugendpolitischen<br />

Fragen, in die Arbeit der Sachverständigenkommission einzuflechten, da im Prozess der<br />

Berichterstellung keine eigenen Erhebungen oder Formen partizipativer Forschung und Wissensproduktion<br />

realisiert werden konnten, die systematisch das über andere wissenschaftliche Verfahren gewonnene Wissen<br />

ergänzten. Allerdings muss hier auch kritisch auf die bestehenden Forschungsdesiderata hingewiesen<br />

werden. Die Wissensbasis des vorliegenden Kinder- und Jugendberichts stellten empirische Daten und Ergebnisse<br />

der Jugendforschung dar, in deren Mittelpunkt die Lebenslagen und Alltagswelten der Jugendlichen<br />

standen.<br />

– Um auch aktuelle und „direktere“ Sichtweisen von Jugendlichen einzubeziehen, hat sich die Kommission<br />

entschieden, verschiedene Gesprächssettings und Dokumentationsarrangements mit jungen Menschen zu<br />

initiieren, in denen zentrale Themen des Berichtsauftrags auf unterschiedliche Art und Weise zu Sprache<br />

kamen.<br />

– Um die Sichtweisen und Positionen Jugendlicher wahrzunehmen, wurden Gespräche von einzelnen Sachverständigen<br />

bzw. Workshops mit jungen Menschen (in Jugendzentren, in der Heimerziehung) in Nordrhein-Westfalen<br />

(Siegen, Lüdenscheid, Dortmund), Hessen (Frankfurt) und Niedersachsen (Osnabrück)<br />

sowie in Sachsen-Anhalt (Magdeburg) in einem Gymnasium durchgeführt.<br />

– Zudem wurden Jugendlichen innerhalb einer Befragung zum Themenbereich „digitale Medien“ weitere<br />

Ausdrucksmöglichkeiten eröffnet. Eine Jugendredaktion führte Gespräche in neun Jugend-Einrichtungen<br />

und produzierte für das Bürgerradio Köln eine zweiteilige Sendung zum Thema „Alles Medien, oder<br />

was?!“<br />

– Durchgeführt wurde des Weiteren eine Auswertung ausgewählter aktueller und abgeschlossener Beteiligungsprojekte<br />

mit jungen Menschen entlang der im Berichtsauftrag skizzierten Fragestellungen und bezüglich<br />

der Äußerungen junger Menschen zu jenen Themen, die sie besonders bewegen. Die Kommission<br />

möchte damit auch die Initiative und die Bedeutung derartiger Beteiligungsprojekte würdigen, den Positionierungen<br />

zusätzliches Gewicht verleihen und auch darauf hinweisen, dass bereits viele derartiger Initiativen<br />

bestehen.<br />

– Einzelne Jugendliche wurden direkt angesprochen und gebeten, ihre Tagesabläufe und Alltagserlebnisse im<br />

Rahmen von Wochenplänen zu dokumentieren. Dabei war nicht nur nach der zeitlichen Rahmungen ihres<br />

Alltags gefragt, es ging auch darum, Gefühle, Einstellungen, Enttäuschungen u. a. festzuhalten. Diese<br />

„Porträts“ sind in Kapitel 3 dieses Berichts aufgenommen worden.<br />

Die Sachverständigenkommission ist sich bewusst, dass diese Formen der Beteiligung exemplarischen Charakter<br />

haben und nicht als Standard gelten können. Jede Berichtskommission muss sich selbst entscheiden, welche<br />

Verfahren sie wählt, sollte die Beteiligung Jugendlicher an der Erstellung der Kinder- und Jugendberichtes als<br />

Aufgabe beibehalten werden.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!