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Kinderund

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Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 227 – Drucksache 18/11050<br />

Bei den eher politisch orientierten Szenen fällt auf, dass vor allem die rechte Szene kaum Sympathisanten bei<br />

den Zwölf- bis 17-Jährigen findet und mehrheitlich abgelehnt wird. Für die linke Szene gilt dies weniger stark,<br />

jedoch ist dies die Szene, die bei den Befragten dieser Altersgruppe am unbekanntesten ist. Bei den Älteren sind<br />

rechte und linke Szenen deutlich bekannter und erfahren beide sowohl mehr Ablehnung (rechte Szene 85 %,<br />

linke Szene 46 %), aber, wenn auch in geringem Umfang, mehr Zustimmung (rechte Szene 0,8 %, linke Szene<br />

8,2 %).<br />

Einstellungen zu Jugendszenen<br />

12- bis 17-Jährige, Anteil in %<br />

Abbildung 3-1<br />

Quelle: AID:A II 2014, Fälle gewichtet 35 , n = 2446, eigene Darstellung<br />

Wie Jugendliche den Zugang zu Jugendkulturen und Jugendszenen finden, ist relativ klar und einsichtig (vgl.<br />

hierzu bspw. auch Pfaff 2013): Über die Begegnung mit einer ganz bestimmten Musik (ob nun im Musikarchiv<br />

der Eltern aufgestöbert, über die Gleichaltrigen oder einer zufälligen Begegnung in den Medien) finden häufig<br />

die ersten Kontakte statt, gefolgt von weitergehenden Recherchen off- und online. 36 Aber auch ganz spezifische<br />

Fragen (etwa über Technik), Hobbies (bspw. Grafikdesign, Fotografie, Malerei, TV-Serien, Videoclips, Computerspiele),<br />

Leidenschaften (Mode, Fußball, Autos), Lebensfragen (Politik, Ernährung) oder spezifische Lebensbedingungen<br />

in der Region können Anlässe dafür sein, sich für eine bestimmte Szene zu interessieren, darin<br />

tiefer einzutauchen und sich hier Gleichgesinnten zu nähern (u. a. Krotz/Schulz 2014). Schließlich bestehen<br />

auch innerhalb von Szenen soziale Strukturen der Intergenerativität, welche den Erhalt und die Entwicklung<br />

garantieren. So basieren Jugendszenen auf einer Organisationselite (Hitzler/Niederbacher 2010, S. 27) oder<br />

Kerngemeinschaft (die sog. „Freaks“), gefolgt von den Szenegängerinnen und Sympathisanten (sog. „Touristen“)<br />

bis hin zu den Neugierigen (sog. „Novizen“), die sich für eine bestimmte Szene interessieren (vgl. Lorig/Vogelgesang<br />

2011).<br />

Digitale Medien bilden dabei zentrale und wichtige Räume jugendkultureller Szenen, nicht nur, um in Kontakt<br />

treten zu können oder als Szenegänger oder Fan sichtbar zu werden, sondern vor allem, um sich über Neuigkeiten<br />

in der Szene austauschen zu können und zu informieren, szenetypische Ausdrucksformen einzuüben und<br />

auszutesten, über spezifische Themen zu diskutieren und sich gegenseitig gleich gesinnt zu begegnen. Mediatisierung<br />

stellt damit ein wichtiges Strukturmerkmal gegenwärtiger Jugendkulturen dar und kann als Kommuni-<br />

35<br />

36<br />

Vgl. zur Erläuterung des verwendeten Gewichts Walper u. a. 2015, S. 68.<br />

Exemplarisch für eine propagandistische Ansprache Jugendlicher über Musik steht seit 2004 die Praxis der NPD und rechtsextremer Szenen,<br />

über sogenannte „Schulhof-CD’s“ zu ideologisieren.

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