02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Drucksache 18/11050 – 200 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

strukturellen Bedingungen in unterschiedlichen Wohnumfeldern um? Mit der Suche nach einigen Antworten auf<br />

diese Fragen (vgl. Abs. 3.2.4) mündet der Blick auf jugendliche Handlungsräume in eine kurze Bilanz, in der<br />

die Präferenz von Gegenwarts- und Zukunftsorientierung im Jugendalter thematisiert wird (vgl. Abs. 3.10). 28<br />

Porträts: Wochenpläne Jugendlicher im Bericht<br />

Was tun Jugendliche in einer Woche?<br />

Um der Frage nachzugehen, was Jugendliche und junge Erwachsene eigentlich im Alltag erleben und wie<br />

dieser organisiert ist, d. h. wie sich eine „ganz normale Woche“ für sie gestaltet, haben wir mehrere junge<br />

Menschen gebeten, für diesen Jugendbericht einen Wochenplan zu erstellen, in dem sie ihren Tagesablauf<br />

von Montag bis Sonntag festhalten und dabei auch spontane Eindrücke und Gefühle zu ihren Alltagsabläufen<br />

notieren. Diese Wochenpläne sind natürlich weder gewichtet noch repräsentativ ausgewählt. Sie zielen vielmehr<br />

darauf, individuelle, blitzlichtartige Eindrücke von „irgendwelchen“ Jugendlichen und jungen Erwachsenen<br />

einzufangen, die Lust, Interesse und genügend Zeit hatten, solch einen Wochenablauf für uns zu erstellen<br />

Die Jugendlichen und jungen Erwachsenen, die uns ihre Wochenpläne zur Verfügung gestellt haben, leben<br />

in verschiedenen Bundesländern quer über die Republik verteilt und sind zwischen 14 und 25 Jahren alt.<br />

Ihre Wochenpläne wurden anonymisiert und werden im Folgenden in Kästen zusammengefasst und unkommentiert<br />

vorgestellt. Ziel ist es einerseits, damit zu zeigen, wie eine „ganz normale Woche“ der jungen Menschen<br />

verläuft, die wir ansprechen und für unser Vorhaben begeistern konnten. Andererseits sollen diese Pläne<br />

gleichsam auf die Schwierigkeit verweisen, dass individuelle Perspektiven eben jeweils zuerst auch „individuell“<br />

eingefangen werden müssen, d. h. das Hineinholen der sogenannten „subjektiven Perspektive“ von<br />

Jugendlichen in einen Jugendbericht lässt sich nicht ohne Weiteres verallgemeinern, weil genau dadurch diese<br />

Perspektive verloren ginge.<br />

3.2 Familiale Beziehungen von Jugendlichen<br />

3.2.1 Wer gehört zur Familie?<br />

Dass familiale Beziehungen auch und gerade im Jugendalter bedeutsam bleiben und sind, lässt sich als ein zentrales<br />

Ergebnis der Jugendstudien im letzten Jahrzehnt konstatieren (vgl. Shell Deutschland Holding 2010;<br />

Maschke u. a. 2013; Kötters 2000). Auch in Längsschnittstudien sowie in rekonstruktiven Fallanalysen wird die<br />

Bedeutung familialer Beziehungen im Jugendalter immer wieder hervorgehoben (vgl. zusf. etwa Ecarius 2009).<br />

Zeigte sich hierzu im Zeitreihenvergleich in den letzten Jahren eine steigende Tendenz in der Bedeutsamkeit,<br />

die Jugendliche der Familie insgesamt zuschreiben (vgl. Leven u. a. 2010, S. 57f.), fallen diese Daten neuerdings<br />

leicht ab (vgl. Shell Deutschland Holding 2015).<br />

Allerdings bleibt nach wie vor unklar, was genau mit diesen allgemein befragten Familienbildern einerseits und<br />

den realen familialen Beziehungen andererseits tatsächlich gemeint ist, denn zumeist ging es in den vorliegenden<br />

repräsentativen Studien aus den letzten Jahren um die engsten Verwandtschaftsbeziehungen zwischen Jugendlichen,<br />

ihren Eltern und (falls vorhanden) Geschwister(n), manchmal noch den Großeltern. Hier wurde<br />

allerdings kaum differenziert, welche Großeltern genau gemeint sind (mütter- oder väterlicherseits bzw. partnerschaftliche<br />

Großeltern-Konstellationen). Onkel und Tanten, Cousins und Cousinen, Großtanten und Großonkel<br />

usw. wurden in den vorliegenden Studien dagegen kaum berücksichtigt (vgl. aber: Maschke u. a. 2013). Dies<br />

ändert sich in neueren Untersuchungen, da inzwischen davon auszugehen ist, dass Cousins und Cousinen sowie<br />

deren Eltern (also: Onkel und Tanten) ebenfalls für (Kinder wie für) Jugendliche bedeutsam sein können, zumindest<br />

dann, wenn es eine wohnlich-geographische Nähe gibt und/oder gemeinsame Familienfeiern und -<br />

urlaube geplant und organisiert werden. Auch im alltäglichen Betreuungs- und Unterstützungszusammenhang<br />

können verwandtschaftliche Beziehungen bedeutsam werden, falls sie unaufwendig aktiviert werden können.<br />

28<br />

Die an einen Beitragstitel von Schulz (2013) zur Kinder- und Jugendarbeit angelehnten Abschnittsüberschriften greifen ein Spannungsfeld<br />

der Rolle junger Menschen in verschiedenen lebensweltlichen und institutionellen Zusammenhängen auf. Als Adressatinnen und Adressaten,<br />

zu Erziehende und zu Qualifizierende oder einfach als Jugendliche und junge Erwachsene müssen sie sich einerseits mit bereits strukturierten<br />

sozialen Settings und Strukturen auseinandersetzen und sich in diesen verhalten. Andererseits prägen sie als Teilnehmerinnen und Teilnehmer<br />

an Interaktionen und sozialen Praktiken in diesen Feldern die Realität dieser gesellschaftlichen Räume mit.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!