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Kinderund

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Drucksache 18/11050 – 188 – Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode<br />

zierungen aus den genannten Quellen. Ca. fünf Prozent der Studierenden finanzieren ihr Studium zu einem erheblichen<br />

Teil über Kredite.<br />

Grundlegende Differenzen in der Höhe der Einnahmen ergeben sich nach dem Geschlecht der Studierenden. So<br />

liegt das Budget von Studentinnen im Durchschnitt um monatlich 40 € unter dem ihrer männlichen Kommilitonen.<br />

Jüngere Studierende verfügen insgesamt über deutlich weniger Einnahmen als Ältere (ebd., S. 216): So<br />

haben Studierende bis 21 Jahre Durchschnittseinnahmen von 791 €, während etwa 24- bis 25-Jährige fast 90 €<br />

mehr zu ihrer monatlichen Verfügung haben. Das höhere Budget der älteren Studierenden erklärt sich zum<br />

größten Teil durch deren häufigere Erwerbsarbeit. Deutlich erhöht haben sich seit 2009 Unterschiede in der<br />

durchschnittlichen Einnahmehöhe nach Bildungsherkunft der Studierenden. Studierende aus höheren Bildungsmilieus<br />

beziehen ihre Einnahmen dabei zu ca. zwei Dritteln aus elterlicher Unterstützung, während dies bei<br />

Studierenden aus Elternhäusern mit niedrigen elterlichen Qualifikationsniveaus nur für ca. ein Viertel relevant<br />

ist (ebd., S. 222). Deutliche Diskrepanzen in den durchschnittlichen monatlichen Gesamteinnahmen der Studierenden<br />

zeichnen sich auch im regionalen Vergleich ab, wo Studierende in Thüringen bspw. mit 755 € fast 200 €<br />

weniger im Monat zur Verfügung haben als in Hamburg (ebd., S. 239). Erwerbstätige Studierende im Vollzeitstudium<br />

arbeiten dabei durchschnittlich 13 Stunden in der Woche, um ihr Studium zu finanzieren.<br />

Rund 8,2 Prozent der 15- bis 18-Jährigen waren im Jahr 2015 bundesweit auf Unterstützung durch Hartz IV<br />

angewiesen (DGB Abteilung Arbeitsmarktpolitik 2016, S. 4; siehe Abb. 2‒15). Etwa die Hälfte der Jugendlichen<br />

und jungen Erwachsenen befand sich noch in Bildung, Ausbildung oder Studium, viele wohnten noch im<br />

elterlichen Haushalt und bezogen staatliche Leistungen aufgrund von elterlicher Einkommensarmut (vgl. auch<br />

Schels 2012). Etwa 15 Prozent der jungen Menschen mit Hartz-IV-Bezug waren im Jahr 2015 erwerbstätig oder<br />

in Maßnahmen der arbeitsmarktpolitischen Förderung; ein weiteres Zehntel war in dieser Zeit in die Betreuung<br />

und Pflege von Kindern oder Eltern eingebunden (DGB Abteilung Arbeitsmarktpolitik 2016).<br />

Der Bezug von Transferleistungen ist dabei stark an allgemeinbildende Qualifikationen gekoppelt (vgl. auch<br />

Schels 2012, S. 125ff.): Von den jungen Menschen, die Hartz IV bezogen, verfügten im März 2016 ca. ein Viertel<br />

über keinen Schulabschluss und weitere 40 Prozent nur über einen Hauptschulabschluss (DGB Abteilung<br />

Arbeitsmarktpolitik 2016, S. 6). Im Unterschied zur Arbeitslosigkeit, die junge Menschen i. d. R. schnell überwinden<br />

können, ist der Bezug von Hartz IV oft eine längerfristige Erfahrung: Über 50 Prozent bezogen im Frühjahr<br />

2016 die Leistungen bereits seit mind. 24 Monaten, fast 40 Prozent sogar bereits seit mehr als vier Jahren.<br />

Für junge Menschen unter 25 Jahren gelten dabei verschärfte arbeitsmarktpolitische Regulationen. Als Empfängerinnen<br />

und Empfänger von Hartz IV werden sie deutlich häufiger mit Sanktionen belegt als andere Altersgruppen<br />

(IAQ 2016).<br />

Während nach Darstellungen im vierten Armuts- und Reichtumsbericht nur 0,5 Prozent der unter 20-Jährigen<br />

von Verschuldung betroffen sind, galten in der Altersgruppe der 20- bis 24-Jährigen im Jahr 2011 knapp<br />

vier Prozent aller Jugendlichen als überschuldet (BMAS 2013a, S. 365). Im Vergleich zu Erwachsenen ab 30<br />

Jahren sind Jugendliche damit unterdurchschnittlich häufig von finanziellen Schulden betroffen (ebd.). Verschuldete<br />

Jugendliche und junge Erwachsene unter 24 Jahren sind nach einer bundesweiten Befragung von<br />

Schuldnerberatungsstellen mit durchschnittlich 7.600 € verschuldet (BPB/Destatis/WZB/SOEP 2016, S. 168).<br />

Im Vergleich zu anderen Altersgruppen weisen sie den geringsten durchschnittlichen Ratenrückstand (knapp<br />

6000 €) auf, der wesentlichste Bereich der Überschuldung liegt mit ca. 2.000 € Schuldenlast pro Schuldnerin/Schuldner<br />

im Bereich der Aufwendungen für mobile Kommunikation (Handynutzung) (ebd.).<br />

Zusammenfassend zeigen die vorliegenden Befunde zur ökonomischen Verselbstständigung junger Menschen,<br />

dass Jugendliche gegenwärtig bereits im frühen Jugendalter als Erwerbstätige in ökonomische Zusammenhänge<br />

eingebunden sind, dies allerdings nicht unbedingt mit ökonomischer Selbstständigkeit gleichzusetzen ist. Parallel<br />

zu dieser frühen Erwerbstätigkeit zeigt sich jedoch eine Verzögerung und Prekarisierung des Übergangs in<br />

die reguläre berufliche Erwerbsarbeit, die sich vor allem einerseits in längeren und brüchigeren Pfaden in Ausbildung<br />

und qualifizierte Arbeitsverhältnisse und andererseits in befristeten und kurzfristigen Beschäftigungen<br />

ausdrückt.<br />

2.3.3 Familiengründung<br />

Die Gründung einer eigenen Familie wird als Teil der sozialen Verselbstständigung verstanden. Aus jugendsoziologischer<br />

Perspektive ist die Übernahme der Partner- und Familienrolle und das damit einhergehende Verständnis<br />

der stärkeren Verantwortungsübernahme gegenüber anderen Personen als eine zentrale Entwicklungs-

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