02.02.2017 Aufrufe

Kinderund

1811050

1811050

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Deutscher Bundestag – 18. Wahlperiode – 143 – Drucksache 18/11050<br />

Der Überblick über die Zahl der Asylerstanträge in Deutschland seit 1990, also seit der Wiedervereinigung,<br />

zeigt, dass Menschen mit Fluchterfahrungen für die deutsche Gesellschaft auch in ihrer jüngeren Geschichte<br />

kein neues Phänomen darstellen (vgl. Abb. 2‒1).<br />

Jenseits der Fluchtbewegungen unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg bildet die Zuwanderung Geflüchteter<br />

in größerem Umfang auch in der jüngeren Geschichte der Bundesrepublik Deutschland kein erstmaliges Ereignis.<br />

Mit über 438.000 Asylerst- und -folgeanträgen im Jahr 1992, vor allem als Folge des sogenannten Jugoslawienkrieges,<br />

erreichten die Zahlen – auch im Vergleich zu den Entwicklungen in Westdeutschland in den Jahrzehnten<br />

zuvor (vgl. zur Geschichte der Zuwanderung in Deutschland Herbert 2001) – einen ersten Höchstwert.<br />

Während danach die Werte über 16 Jahre deutlich zurückgingen, lassen sich seit 2010 wieder Steigerungen<br />

beobachten. Mit 441.899 Asylerstanträgen im Jahr 2015 (BAMF 2016a, S. 2) wurden alle bisherigen Zahlen seit<br />

1990 übertroffen. Bis Ende Juni 2016 kamen weitere rund 397.000 Asylerstanträge hinzu (BAMF 2016b, S. 2),<br />

sodass jetzt schon (Juli 2016) seit 2015 in der Summe rund 830.000 Personen Asyl beantragt haben, ohne dass<br />

davon auszugehen ist, dass bereits alle in jüngster Zeit Geflüchteten im Antragsverfahren sind.<br />

Asyl(erst-)anträge<br />

Deutschland 1990 bis Juni 2016 1<br />

Abbildung 2-1<br />

1 Ab 1995 wurden in der vorliegenden Tabelle nur noch die Asylerstanträge erfasst, während die Jahre zuvor sowohl Asylerst- als auch Asylfolgeanträge<br />

ausgewiesen wurden.<br />

Quelle: BMI/BAMF 2016, S. 73; BAMF 2016a, S. 2 10<br />

Auf der Basis dieser Zahlen mag der Eindruck entstehen, dass – gemessen an der Zahl der Asylanträge – die<br />

Jahre 1992/93 und 2015/16 in etwa vergleichbar erscheinen. Es muss jedoch darauf hingewiesen werden, dass<br />

10<br />

Bei der Analyse dieser Zahlen ist in mehrerer Hinsicht Vorsicht geboten. Erstens ist die Zahl der Asylerst- und -folgeanträge nicht mit realer<br />

Zuwanderung aufgrund von Flucht gleichzusetzen; so durchlaufen beispielsweise sogenannte Kontingentflüchtlinge kein Asyl- oder sonstiges<br />

Anerkennungsverfahren, sodass sie in den Zahlen der Asylerstanträge nicht enthalten sind. Hinzu kommen Geflüchtete, die – ohne einen<br />

Antrag zu stellen – durch die Bundesrepublik reisen oder vor der Antragstellung diese wieder verlassen. Zu nennen sind schließlich alle<br />

Formen der illegalen/irregulären Migration (vgl. BMI/BAMF 2016, S. 134ff.). Zweitens indizieren die Zahlen keinen realen Bevölkerungszuwachs<br />

auf Dauer. Je nach Ausgang des Asylverfahrens werden ggf. begrenzte Aufenthaltszeiträume und Duldungen entschieden, die dann<br />

je nach Konstellation zur Rückkehr oder Ausweisung führen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!