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ma, die Hauptfigur war eine Wunschrolle von ihr.<br />

Luise Ullrich gab mir großzügig einen Vorschuß, aber die Arbeit<br />

fiel mir schwer, weil ich wenig Beziehung zu diesem Thema hatte.<br />

So schwer es mir auch fiel, ich gab das Geld Frau Ullrich wieder<br />

zurück.<br />

Da erhielt ich einen Brief, der wie ein Wunder auf mich wirkte<br />

— ein Schreiben von Jean Cocteau. Ich hatte diesen großen Künstler<br />

nie kennengelernt, und deshalb war ich allein von der Tatsache<br />

dieses Briefes überwältigt. Cocteau schrieb:<br />

26. November 1952<br />

36, rue Montpensier<br />

Paris<br />

Meine teure Leni Riefenstahl,<br />

wie könnte ich nicht Ihr Bewunderer sein, da Sie das Genie des<br />

Films sind und Sie den Film auf eine Höhe gebracht haben, die er<br />

selten erreicht. Es wäre mir eine große Freude, Sie kennenzulernen,<br />

weit ab von den schlechten Gewohnheiten, die heute in der<br />

Welt des Films eingerissen sind ... Ich grüße Sie von ganzem Herzen<br />

und wäre glücklich, einige Zeilen von Ihnen zu erhalten, die<br />

Ihre Projekte und Ihre Person betreffen.<br />

Ihr Jean Cocteau<br />

Ich war total verwirrt. Diese Bewunderung! Was für ein Gegensatz<br />

zu den Demütigungen, die ich seit Jahren hinnehmen mußte. Dieser<br />

Brief gab mir wieder soviel Aufschwung, daß ich trotz zweimaliger<br />

Absagen der «Herzog-Film» Herrn Tischendorf schon am nächsten<br />

Tag anrief und auch einen Termin für ein Gespräch erhielt. Ich kam<br />

auch nicht mit leeren Händen. Einmal brachte ich das Urteil der<br />

Berliner Spruchkammer mit, außerdem die Zusagen von Vittorio de<br />

Sica und Jean Marais sowie das Interesse der «Minerva» in Rom.<br />

Es gelang meiner leidenschaftlichen Überzeugungskraft, alle Bedenken,<br />

die Herr Tischendorf gegen dieses zweifellos nicht risikolose<br />

Filmprojekt hatte, auszuräumen, und schon nach wenigen Tagen<br />

erhielt ich einen Vertrag, der mich verpflichtete, in sechs Wochen<br />

ein kurbelfertiges Drehbuch abzuliefern. Ohne den Brief von Cocteau<br />

hätte ich diese Überzeugungskraft nie aufgebracht.<br />

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