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Ich sagte die Londoner Reise ab. Andere Aufregungen ließen<br />

mich nicht zur Besinnung kommen. Ich bangte um die Originale der<br />

Nuba-Dias. Damals besaß ich noch nicht die Mittel, mir Duplikate<br />

anfertigen zu lassen. Es war immer ein Risiko, Originaldias wegzugeben,<br />

besonders ins Ausland. Nun hatte ich mir leichtsinnigerweise<br />

bei meinem letzten Besuch in den Nuba-Bergen über 200<br />

meiner Dias nach Khartum schicken lassen. Durch einen «Gucker»<br />

sollten die Nuba sie betrachten. Es wäre ein Riesenspaß für sie.<br />

Aber die Metallkiste mit den Dias kam in Khartum erst an, nachdem<br />

ich schon abgereist war und mich auf dem Weg nach Tadoro<br />

befand. Sie wurde mir nachgeschickt, aber erreichte mich nicht.<br />

Meine Freunde hatten sie einer Lorre mitgegeben. Von den sudanesischen<br />

Behörden wurde eine große Suchaktion eingeleitet, aber die<br />

Kiste war nicht mehr auffindbar. Meine besten Aufnahmen waren<br />

darunter — welch ein Wahnsinn —, ich war zutiefst verzweifelt.<br />

Ein Unglück kommt selten allein. Auch meine fünf besten und<br />

einzigen Filmkopien, die das Österreichische Filmmuseum in Wien<br />

für eine «Leni Riefenstahl Filmwoche» aus München angefordert<br />

hatte, waren verschwunden. Beim Rücktransport mußten sie irgendwo<br />

bei einer Zollstelle liegengeblieben sein. Seit Wochen wurde<br />

fieberhaft in Osterreich nach ihnen gesucht. Schließlich wurde<br />

alles gefunden, auch die Kiste mit den unersetzbaren Nuba-Originalen<br />

kam zum Vorschein — allerdings erst nach Monaten.<br />

Während ich um den Verbleib dieser kostbaren Materialien zitterte,<br />

kam ein Anruf aus New York. Man fragte, ob ich bereit wäre,<br />

die US-Rechte der Olympiafilme an «National Education Television»,<br />

NET genannt, zu verkaufen. Die Filme sollten in Originalfassung<br />

anläßlich der Olympiade in Mexiko ausgestrahlt werden. Schon<br />

kurz nach dem Gespräch besuchte mich Basil Thornton in München,<br />

der Direktor von NET, mit einem Vertragsentwurf im Aktenkoffer.<br />

Das Schönste an diesem Angebot war, daß NET über den<br />

berühmten «Channel 13» sendet, der im Gegensatz zu den kommerziellen<br />

Sendern die Filme nicht durch Werbung unterbricht. Die<br />

Programme von NET werden ausschließlich durch Stiftungen und<br />

Gelder seiner Fans finanziert. Die Lizenzgebühren sind entsprechend<br />

gering, die künstlerische Wirkung aber um so tiefer. Über den<br />

«Channel 13» zu kommen, ist eine Anerkennung, und für mich war<br />

das ein unerwartetes Glück. Die Vorstellung, daß meine Olympiafilme<br />

nach mehr als 30 Jahren über 115 amerikanische Sender ausgestrahlt<br />

werden, war die beste Medizin. Das Angebot war in der<br />

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