09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

einen gemeinsamen Ausflug unternahm. Seine Autorität war unangetastet,<br />

jeder Schilluk warf sich ehrfurchtsvoll vor ihm zu Boden.<br />

Wau, die Hauptstadt der südlichen Provinz «Bahr el Ghazal»,<br />

war unser nächstes Ziel. Ein fruchtbares Gebiet, das hauptsächlich<br />

von dem größten Stamm im Sudan, den Dinka, bewohnt wird. Wie<br />

die Schilluk sind die Dinka ein kriegerischer Stamm, und einige von<br />

ihnen hatten gegen die Nordsudanesen gekämpft. Auch hier trafen<br />

wir auf keine Spuren von Kämpfen. Wau, überragt von einer großen<br />

Kathedrale, ist im Gegensatz zu Malakal eine sehr saubere<br />

Stadt. In den Straßen fallen die gut, fast europäisch gekleideten<br />

Menschen ins Auge, und ein Wohlstand wird spürbar, der nur auf<br />

erfolgreiche Industrie zurückzuführen sein dürfte. So zeigte man<br />

uns eine neue Konservenfabrik, vor kurzem erbaut und mit russischen<br />

Maschinen eingerichtet.<br />

Hier wurden die überreichlich wachsenden Mangofrüchte zu Säften<br />

und Marmeladen verarbeitet und mit ihnen der ganze Sudan<br />

beliefert. Zu den wohlhabenden Kaufleuten zählten auffallend viele<br />

Griechen.<br />

Erstaunlicherweise durften wir in der «Catholic Church» filmen<br />

und fotografieren. Obgleich tausend Menschen in der Kirche Platz<br />

hatten, fanden ab sechs Uhr früh vier Gottesdienste statt, die immer<br />

überfüllt waren. Es war die größte Kirche, die ich im Sudan<br />

gesehen habe. Hier hatten wir ein seltsames Erlebnis. Als Horst in<br />

der Nahe des Altars filmte, wie der Priester den Gläubigen die<br />

Hostie gab, sahen die Schwarzen Horst verzückt an. Sie glaubten,<br />

Christus in ihm zu sehen. Er hatte während der Expedition zwanzig<br />

Kilo abgenommen, seine Arme und Beine waren dünn, sein<br />

Gesicht eingefallen, und mit einem Bart ähnelte er tatsächlich dem<br />

Christusbild in der Kirche. Horst war froh, als er wieder aus der<br />

Kirche herauskam.<br />

Bemerkenswert erschien mir in Wau kennenzulernen, wie man<br />

Eingeborenen eine Wahl nahebrachte. Für die zur Wahl stehenden<br />

Vertreter der verschiedenen Stämme wurden Stimmzettel ausgegeben,<br />

die mit einer symbolischen Zeichnung versehen waren. Da gab<br />

es ein Krokodil, ein Rind, eine Antilope oder auch einen Baum. Die<br />

Eingeborenen wußten, für welchen ihrer Häuptlinge das Symbol<br />

galt. Sie wählten mit einem Daumendruck. Vor dem Tisch mit den<br />

Stimmzetteln standen die Wähler in Schlangen an.<br />

Wir durften auch das Gefängnis besuchen. Es beherbergte über<br />

400 Menschen, unter ihnen auch Mörder und Mörderinnen, die zu<br />

377

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!