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damals eine sportliche Sensation, und hatte darauf verzichtet, die<br />

im Rahmen der Olympischen Spiele vom Dritten Reich veranstalteten<br />

Festlichkeiten in meinen Film einzubeziehen, was mir von<br />

Minister Dr. Goebbels sehr verübelt wurde.<br />

Verzweifelt versuchte ich die Herren der FSK von meinen Argumenten<br />

zu überzeugen, bis sie mir einen Kompromißvorschlag machten.<br />

Sie rieten mir, einen Kommentar zu dem Film zu machen, in<br />

dem die Tragik der Jugend dieser Zeit zum Ausdruck kommt, die<br />

sich der Olympischen Idee verschrieben hatte und wenige Jahre<br />

später ihr Leben für einen Krieg hingab, der sie zwang, gegeneinander<br />

zu kämpfen.<br />

So überlegenswert der Gedanke auch war, ich konnte ihn mir<br />

nicht zu eigen machen. Dann würde ein reines Sportdokument zu<br />

einem politischen Film werden, und mußte ein solcher Kommentar<br />

dann nicht jedem Olympia-Film folgen? Die Jugend von heute kann<br />

morgen schon Opfer eines Atomkriegs sein.<br />

Otto Mayer, der Kanzler des IOC, und Carl Diem kamen mir zur<br />

Hilfe. Ihre Briefe und Gutachten erreichten, daß bei einer zweiten<br />

Prüfung auch der I. Teil mit einigen kleinen Schnittänderungen freigegeben<br />

wurde, sie betrafen deutsche Siegerehrungen. Allerdings<br />

nur mit der Einschränkung: erst ab 18 Jahren — eine unverständliche<br />

Entscheidung. In der ganzen Welt lief der Film jugendfrei, selbst<br />

im Vatikanstaat.<br />

Die FSK begründete dies damit, daß in dem Prolog des Films bei<br />

einer reifenschwingenden Tänzerin der unbekleidete Oberkörper<br />

zu sehen war. Ein lächerliches Argument. Auf meinen Einspruch<br />

teilte mir die FSK «großzügig» mit, eine Freigabe für Jugendliche<br />

wäre möglich, wenn dieses Mädchen herausgeschnitten oder ein<br />

dunkler Schatten über die Brust gelegt würde. Einfach grotesk. Da<br />

ich die Aufnahmen wegen der Musik nicht herausschneiden konnte,<br />

mußte ich in einem für mich kostspieligen Trickverfahren einen<br />

dunklen Schatten über die Brust legen lassen. Aber auch das genügte<br />

der FSK noch nicht. Sie telegrafierte:<br />

«Das von Ihnen eingereichte überdunkelte Bild mit der reifenschwingenden<br />

Tänzerin vor dem Ährenfeld kann nicht freigegeben werden — stop — wir bitten<br />

um neuen Vorschlag<br />

Selbstkontrolle.»<br />

Die FSK machte sich immer lächerlicher. Was blieb mir übrig, als<br />

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