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Als er von dem Vertrag, den Signor Panone mit mir abgeschlossen<br />

hatte, erfuhr, soll er getobt haben. Der Bankier erklärte, daß er<br />

keinen Film mit der Riefenstahl finanzieren würde. Da Panone auf<br />

Vertragserfüllung bestand, soll der Bankier alle Firmenkonten gesperrt<br />

haben. Was dann weiter geschah, wußte Renata nicht, nur<br />

soviel, daß die Firma zahlungsunfähig wurde und daß Panone ins<br />

Ausland geflüchtet war, ohne Angabe einer Adresse.<br />

Mein letzter Tag in Rom. Da mein Zug erst spät abends ging,<br />

wollten wir noch einen gemütlichen Abschiedsabend verbringen.<br />

Packen brauchte ich nicht, ich hatte ja nur ein kleines Köfferchen<br />

dabei. Myrjan mußte noch einen Besuch in der Stadt machen, zu<br />

dem sie mich mitnahm. Während der Fahrt sagte sie: «Du wirst<br />

heute einen meiner besten Freunde kennenlernen, einen interessanten<br />

Mann, Francesco Waldner, er ist der bekannteste Astrologe in<br />

Rom. Er hat außergewöhnliche Fähigkeiten und schon Erstaunliches<br />

vorausgesagt. Glaubst du an Astrologie?» fragte sie mich. —<br />

«Daß die Gestirne einen großen Einfluß auf die Natur und auch auf<br />

Menschen haben, davon bin ich überzeugt, aber», sagte ich, «die<br />

Berechnungen, die von den Astrologen aus der Stellung der Sterne<br />

bei einer Geburtsstunde gemacht werden, halte ich für zu vage, zu<br />

schwierig. Ich glaube eher, daß es Menschen gibt, die bei der Errechnung<br />

von Horoskopen aus Intuition bestimmte Eigenschaften<br />

und Schicksale von Menschen erkennen können. Nach einem Horoskop<br />

würde ich mein Leben nicht ausrichten, was ich tue, das<br />

möchte ich ohne Beeinflussung machen und nicht auf unsichere<br />

Fakten bauen.»<br />

Herr Waldner wohnte in einem alten römischen Haus in der Nähe<br />

des Tiber. Er umarmte Myrjan und wandte sich dann mir zu.<br />

«Das ist Leni», sagte Myrjan, «Leni Riefenstahl — du kennst<br />

sie sicher.»<br />

«Ja — ja», sagte Waldner nachdenklich, «als ich noch in Meran<br />

lebte, habe ich einige Ihrer Filme gesehen. ‹Das blaue Licht›», sagte<br />

er jetzt lebhaft. «Ich erinnere mich, Sie saßen in einer Grotte und<br />

spielten mit den vom Mondlicht durchleuchteten Kristallen.»<br />

Wir setzten uns in eine Sofaecke mit vielen Kissen. Alles in der<br />

Wohnung hatte gedämpfte Farben. Eine Katze schmiegte sich um<br />

die Beine von Waldner, der uns Tee und Gebäck servierte.<br />

Es fiel mir auf, daß er die Augen halb geschlossen hatte und so<br />

etwas verschlafen wirkte. Wahrscheinlich typisch für sein nach<br />

innen gerichtetes Wesen. Noch bevor ich meinen Tee trank, fragte<br />

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