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meine Liebe und meine Ehe zerstört.<br />

Nach seiner Rückkehr aus Hamburg versuchte Peter eine Aussprache<br />

mit mir zu erzwingen. Aber ich wollte ihn nie wieder sehen.<br />

Jedesmal, wenn er nach Königsfeld kam, versteckte mich meine<br />

Mutter, um mir Aufregungen zu ersparen. Er quälte sie, ihm mein<br />

Versteck zu verraten, aber meine Mutter fand jedesmal neue Ausreden.<br />

Eine Zusammenkunft hätte ich nicht überstanden. Um dies zu<br />

vermeiden, beschloß ich, für längere Zeit von Königsfeld wegzugehen.<br />

In Villingen bekam ich den Passierschein für eine Einreise in die<br />

amerikanische Zone. Bevor ich Königsfeld verließ, schrieb ich meiner<br />

Mutter einen Brief, der besser, als meine Erinnerung es vermag,<br />

meine damalige Verfassung wiedergibt.<br />

Liebste Mutti<br />

ich muß für einige Zeit fortgehen, da es ein Unglück gäbe, wenn ich<br />

jetzt mit Peter zusammenkommen würde. Sein so leicht entflammbarer<br />

Jähzorn würde bei meinen zerstörten Nerven nur schlimme<br />

Folgen haben. Mach Dir, liebste Mutti, keine Sorgen. Ich finde<br />

überall Menschen, die gut zu mir sind — und ein Schutzengel ist<br />

immer, wenn die Not sehr groß ist, um mich. Ich mache jetzt eine<br />

schwere Prüfung durch, und da muß ich ganz allein sein, solange<br />

bis ich die inneren Kräfte gefunden habe, unser Leben, ganz gleich<br />

wie die Würfel fallen, durchzukämpfen. An Peter habe ich ausführlich<br />

geschrieben. Tritt ihm nicht mit Bitterkeit entgegen. Er hat uns<br />

in den letzten Monaten gezeigt, wie sehr er sich bemüht, sein Versprechen<br />

zu halten und für uns zu sorgen. Ich bin ihm, und Du<br />

solltest es auch sein, für diesen Versuch dankbar — es ging über<br />

seine Kraft. Es ist nicht seine Schuld, daß er mit mir nicht so leben<br />

kann, wie es sein müßte, um glücklich zu sein. Sein Rückfall kam<br />

gerade noch zur rechten Zeit, ehe wir uns in einer neuen Ehe für<br />

immer gebunden und zerstört hätten. Mein Verzicht auf ihn ist das<br />

größte Opfer, was ich bringen kann, denn ich liebe ihn mit meiner<br />

ganzen Seele — aber was nützt das alles, wenn ich weder ihn noch<br />

mich glücklich machen kann. Meine Sehnsucht nach einem Leben<br />

ohne Lüge ist viel größer als das zweifelhafte Glück, geliebt, aber<br />

betrogen zu werden. Wir haben so schwere Schicksalsschläge in<br />

kurzer Zeit ertragen müssen, wir werden auch diesem standhalten.<br />

Es ist mein Wunsch, Dir, liebste Mutti, nach Deinem harten und<br />

wenig freudvollen Leben noch Freude zu bereiten. Das kann ich<br />

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