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Leute, sie hatten keinen Wassersack mitgenommen. Ich wußte, daß<br />

einer am Unimog hing, und bat Luz, mir die Richtung zu unseren<br />

Wagen zu zeigen. Ich spürte nur ein Verlangen — trinken. So schnell<br />

ich konnte, versuchte ich das Auto zu finden, aber ich mußte mich<br />

verirrt haben. Die Hitze wurde unerträglich, meine Bluse klebte am<br />

Körper, ich taumelte nur noch. Da entdeckte ich zwischen den<br />

goldgelben Stengeln des Durakorns Sträucher und legte mich darunter.<br />

Dann wurde es dunkel um mich. Als ich zu mir kam, hörte ich<br />

lachende Stimmen — Nuba-Frauen schauten mich an. Sie hatten<br />

mich auf ihrem Heimweg ins Dorf hier gefunden und mir Wasser<br />

über Kopf und Gesicht gegossen. Wenn Nuba auf den Feldern<br />

arbeiten, haben sie immer eine Kalebasse mit Wasser bei sich. Sie<br />

wußten, wo unser Auto stand, und führten mich dorthin.<br />

Nach einiger Zeit erschienen auch die Nansens. Im Lager gab es<br />

nur ein Stück altes Brot und einige Scheiben Ananas, die aus einer<br />

Dose unter uns fünf Personen aufgeteilt wurde. Als die anderen<br />

zum Brunnen fuhren, um Wasser zu holen, kam es zwischen Luz<br />

und mir zu einem erregten Zusammenstoß. Alles, was sich in den<br />

letzten Wochen in mir angestaut hatte, brach aus mir heraus, gesteigert<br />

durch die große Erschöpfung dieses Tages. Auch Luz verlor<br />

die Beherrschung und brüllte mich an. Die Nuba um uns beobachteten<br />

gespannt diese heftige Szene. Als Luz mit aggressiver Gebärde<br />

auf mich zuging, legte ihm ein Nuba die Hand vor den Mund<br />

und hielt ihn zurück, ein anderer faßte mich am Arm. Sie führten<br />

mich weg — es war einer der grausamsten Tage der Expedition.<br />

Seit dieser Szene war jede Beziehung zwischen Luz und mir<br />

endgültig zerbrochen. Ich wußte, daß sie mich absetzen würden,<br />

sobald sich eine Möglichkeit für meinen Rücktransport ergäbe. Um<br />

so enger schloß ich mich meinen Nuba-Freunden an. Sie bauten mir<br />

eine kleine Strohhütte, in der ich, vor den starken Winden geschützt,<br />

die am Abend von den Bergen kamen, schlafen konnte. Sie wurde<br />

der Treffpunkt vieler Nuba, die mir kleine Geschenke brachten, vor<br />

allem Kalebassen, von den Knaben in den Hirtenlagern angefertigt<br />

und mit Ornamenten verziert. Ich erhielt auch Speere, Perlenschmuck<br />

und sogar Musikinstrumente, und bald war meine Hütte<br />

zu einem kleinen Museum geworden. Den größten Spaß machte es<br />

ihnen, mir ihre Sprache beizubringen, und mit Hilfe eines Tonbandes<br />

machte ich gute Fortschritte. Ihre Fröhlichkeit, die sich auf<br />

mich übertrug, war wie ein Gesundbrunnen.<br />

Eines Morgens weckte mich Rolf: «Mach dich fertig, wir fahren<br />

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