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Mir gegenüber ist sie ungeheuer freundlich, aber vielleicht bin ich ihr sogar<br />

gleichgültig. Ihr kommts hauptsächlich darauf, an, daß die Leute glauben, daß sie<br />

ein Verhältnis mit ihm hat. Sie hat einen bösen Einfluß auf seine Entscheidungen<br />

bei sogenannten Kulturfragen. Gottseidank lacht er sie aus, wenn sie über Politik<br />

spricht. Es fehlte ja gerade, wenn es anders wäre ...»<br />

Diese gemein-gefährlichen Texte, die außer in Frankreich auch<br />

noch in anderen Ländern veröffentlicht wurden, haben dazu beigetragen,<br />

mich über Jahrzehnte zu diffamieren, so daß ich meinen Beruf<br />

als Filmregisseurin nicht mehr ausüben konnte. Auch das Gerichtsurteil,<br />

das den Beweis der Fälschung des Tagebuches erbrachte,<br />

konnte den mir entstandenen Schaden nie mehr gutmachen.<br />

Trenker schwieg zum Prozeß und zu allen schweren Anschuldigungen.<br />

Er erhob gegen niemand Klage und zog sich fünf Jahre lang<br />

aus Deutschland zurück. Erst im Oktober 1953 erschien in der<br />

«Münchner Illustrierten» von ihm ein Bericht mit dem Titel: «Mein<br />

Herz schlug immer für Tirol». In der Annahme, in den vielen Jahren,<br />

in denen er in Deutschland nicht mehr aktiv war, sei Gras über<br />

die Tagebuchaffäre gewachsen, wagte er sogar, sich wegen dieser<br />

Fälschung zu rechtfertigen. Wer dieses Pamphlet verfaßt hatte, wissen<br />

außer ihm nur wenige. Die zogen es vor zu schweigen.<br />

Entnazifizierung<br />

Auch für die Spruchkammer war dieses Gerichtsurteil von Wert.<br />

Meine erste Verhandlung fand am 1. Dezember 1948 in Villingen<br />

im Schwarzwald statt. Nach stundenlangen, aufregenden Diskussionen<br />

erhielt ich die Bescheinigung des Untersuchungsausschusses,<br />

daß ich in die Gruppe «Vom Gesetz nicht betroffen» eingestuft<br />

wurde. «Es wurden nach gründlicher Untersuchung keine politischen<br />

Belastungen, festgestellt. Die Genannte war weder Mitglied<br />

der NSDAP noch einer ihrer Gliederungen.»<br />

Gegen dieses Urteil legte die französische Militärregierung Einspruch<br />

ein. So mußte ich mich am 6. Juli 1949 noch einmal der<br />

stundenlangen Prozedur unterziehen. Dieses Mal nicht in Villingen,<br />

sondern vor der Spruchkammer des Badischen Staatskommissariats<br />

für politische Säuberung in Freiburg. Die Verhandlung, in der ich<br />

mich allein, ohne Anwalt, verteidigen mußte, dauerte den ganzen<br />

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