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immer neue Motive für die Kamera zu finden. Dabei mußten wir<br />

glatte Felswände überqueren, wobei ein Ausrutschen die Kameras<br />

gefährden konnte. Hier zeigten sich die Nuba von ihrer besten Seite.<br />

Sowie eine gefährliche Stelle kam, waren sie unter uns und<br />

halfen uns mit ihren Händen, die Balance zu halten. Nicht immer<br />

waren diese strapaziösen Ausflüge erfolgreich. Einige Male vergaß<br />

ich die Anstrengungen, die Bilder, die wir bekamen, waren es wert.<br />

Dabei denke ich besonders an eine Zeremonie, von der die Nuba<br />

mir schon erzählt hatten, die ich aber noch nie gesehen hatte: Die<br />

«Einweihung» eines Jünglings.<br />

Ein entferntes Trommeln hatte uns in die Nähe einer Hütte gelockt.<br />

Als wir eintraten, sahen wir eine schneeweiße Gestalt, durch<br />

einen Sonnenstrahl erhellt. Sie hatte den Anschein einer Statue,<br />

nicht den eines Menschen aus Fleisch und Blut. Im Raum herrschte<br />

eine mystische Stimmung. Die Nuba hatten unser Eintreten kaum<br />

bemerkt, sie standen ganz im Bann des Rituals. Für mich war diese<br />

Zeremonie das Eindrucksvollste, was ich bei den Nuba je erlebte.<br />

Wie stark die Menschen im Zauber dieser kultischen Handlung<br />

standen, war daran zu erkennen, daß ich den Jüngling aus der Nähe<br />

fotografieren konnte. Auch Gerhard Fromm stellte behutsam sein<br />

Stativ auf und konnte diese Szene filmen. Sternstunden wie diese<br />

gab es für die Kamera nicht oft.<br />

Wir mußten uns beeilen, um von den Erntearbeiten die noch<br />

fehlenden Aufnahmen zu bekommen. Seit Jahren hatte es keine so<br />

gute Ernte gegeben, und die Nuba waren über diesen Reichtum<br />

glücklich. Unverständlich, warum sie diesen Überschuß an Korn<br />

nicht als Vorräte anlegten. Anders als viele Naturvölker verbrauchten<br />

sie, was sie ernteten, auch wenn sie es im Überfluß hatten —<br />

verwendeten es dann für ihre Stammesfeste, obgleich sie aus Erfahrung<br />

wußten, daß schlechte Ernten ihnen Hunger und einigen sogar<br />

den Tod brachten. Es wäre ein Leichtes gewesen, in den steilen<br />

Felsen Vorratshäuser, vor Regen geschützt, anzulegen. Wenn ich sie<br />

nach den Gründen fragte, lachten sie nur und sagten, sie hätten es<br />

immer so gemacht.<br />

Ein anderes Problem war das für sie so lebenswichtige Wasser.<br />

Sobald die Trockenheit im März beginnt, wird das Wasser knapp.<br />

Dann versiegt der einzige Brunnen und die wenigen Wasserstellen,<br />

die sie haben. Stundenlang müssen die Nuba dann laufen, um aus<br />

Wasserpfützen kleine Mengen herbeizuholen. Auch die Tiere sind<br />

am Verdursten und magern zum Skelett ab. Regnet es dann ab Ende<br />

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