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wenden. Mein Anwalt aus Innsbruck teilte mir mit, die Franzosen<br />

hätten einen Teil meines Privatinventars freigegeben, einige Möbel,<br />

Bilder und Teppiche sowie Koffer und Kleidungsstücke, die mir<br />

Freunde nach München brachten. Leider konnte ich die Freude, in<br />

einer eigenen Wohnung zu leben, nur wenige Monate genießen. Wir<br />

hatten kein Geld für die Miete. Um sie aber nicht zu verlieren blieb<br />

mir kein anderer Ausweg, als die Wohnung, bis auf ein Zimmer, zu<br />

vermieten. Ich mußte auch die Küche und das Bad abgeben. Von<br />

nun an wohnte ich mit meiner Mutter nur in einer kleinen Stube,<br />

die zwar eine Waschnische, aber keine Kochgelegenheit und kein<br />

Bad besaß. Zur Toilette mußten wir auf den Flur hinausgehen.<br />

Meine Mutter war zu bewundern, mit stets guter Laune meisterte<br />

sie jede Situation. Auf einem kleinen Spirituskocher bereitete sie<br />

unsere Mahlzeiten, wusch, bügelte und flickte meine Garderobe,<br />

während in meinen vermieteten Räumen oftmals Feste gefeiert wurden.<br />

Ein Filmregisseur aus Hollywood hatte meine Wohnung gemietet.<br />

Bekannte Künstler wie Hildegard Knef und andere gingen<br />

dort ein und aus, ohne zu ahnen, daß ich, nur durch eine Wand<br />

getrennt, dort wohnte. Um nicht erkannt zu werden, versteckte<br />

ich, wenn ich mein Zimmer verließ, meine Haare unter einem Schal<br />

und trug eine dunkle Brille.<br />

Durch die Prozesse wurde mein Aufenthaltsort bekannt, und<br />

bald konnte ich mich des Ansturms der Journalisten und Fotografen,<br />

die nicht immer freundlich waren, kaum noch erwehren.<br />

Ein Brief aus Paris bestürzte mich. Monsieur Denis, der Präsident<br />

des französischen Olympischen Komitees, schrieb, er habe<br />

von der Internationalen Föderation für Film-Archive die Nachricht<br />

erhalten, mein Filmmaterial befinde sich in Paris in den Blockhäusern<br />

der amerikanischen und russischen Kommandostellen. Sein<br />

Kommentar: «Sollte sich aber das Material in der russischen Zone<br />

befinden, so glaube ich nicht an einen Erfolg.»<br />

Begegnung mit Hans Albers<br />

In Deutschland vollzog sich ein Wiederaufbau in unvorstellbarem<br />

Tempo. Wie durch ein Wunder verschwanden Trümmer und Staub.<br />

Aus Schutt und Asche wuchsen neue Stadtteile. Überlebende des<br />

Krieges versuchten in fanatischem Arbeitseifer die Erinnerung an<br />

die Vergangenheit zu verdrängen. Viele Deutsche hatten während<br />

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