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Nuba vorübergegangen. Als ich mit Horst einige meiner Freunde<br />

besuchte, war ich verblüfft, bei verschiedenen Häusern die Eingänge<br />

verschlossen zu finden. Auf meine Frage, warum sie das denn machten,<br />

sagten sie: «Nuba arami» — Nuba stehlen. Ich wollte es zuerst<br />

nicht glauben. Nie hatte ich mein Gepäck abschließen müssen, was<br />

ich verlor, wurde mir jedesmal zurückgebracht. Was war der Grund<br />

einer so tiefgreifenden Veränderung? Auf Touristen konnte das nicht<br />

zurückgehen. Mit Ausnahme einer englischen Stewardeß, der es<br />

einmal gelungen war, mit ihrem Vater bis zu mir vorzudringen, waren<br />

noch keine hierhergekommen.<br />

Die Ursachen waren woanders zu suchen. Zweifellos hatte es<br />

damit angefangen, daß die Zivilisation in der ganzen Welt immer<br />

weiter vordrang, wie auch bei den Indianern und den Ureinwohnern<br />

Australiens. Straßen wurden gebaut, Schulen eingerichtet, und Geld<br />

kam unter die Menschen, der Anfang allen Übels. Durch Geld<br />

entstand Habgier und Neid. Das war die eine Ursache dieser gravierenden<br />

Veränderung. Eine nicht weniger verhängnisvolle war, daß<br />

sie nicht mehr nackt herumlaufen durften, sie wurden gezwungen,<br />

Kleider zu tragen. Die sudanesische Regierung hatte dies schon seit<br />

Jahren angeordnet. Als Moslems waren ihnen die «Nackten» ein<br />

Greuel. Schon vor sechs Jahren, als ich die Nuba zum ersten Mal<br />

besuchte, haben Soldaten, die mit Militärwagen durch die Nuba-<br />

Berge fuhren, bunte Turnhosen an die Eingeborenen verteilt. Das<br />

hat langsam diesen Wandel bewirkt. Mit dem Kleiderzwang nahm<br />

man ihnen ihre Unschuld, und sie wurden in ihren sittlichen Gefühlen<br />

verunsichert. Auch in äußerer Beziehung hatte dies schwerwiegende<br />

Folgen. War ihre Kleidung zerschlissen, mußten sie neue<br />

kaufen. Sie brauchten Seife, und um zu dem nötigen Geld zu kommen,<br />

verließen viele Nuba ihre hübschen Häuser und gingen in die<br />

Städte. Wenn sie zurückkamen, war das kindliche Lachen aus ihren<br />

Gesichtern verschwunden.<br />

Ich hatte das in Ostafrika erlebt. Dort war ich den Masai und<br />

Angehörigen anderer Stämme begegnet, zerlumpt und ohne Sonne<br />

in den Augen. Sie hatten ihre natürliche, so bezwingende Würde<br />

verloren. Sie gehörten nicht mehr zu ihrem Stamm, und in den<br />

Städten vermehrten sie die Slum-Bevölkerung. Zu viel Ungutes hatten<br />

sie dort gesehen. Was wußten sie schon vorher von den Verbrechen<br />

und sadistischen Sex-Orgien, die sie in den Kinos sehen konnten.<br />

Wo die Schattenseiten der Zivilisation sich ausbreiten, verschwindet<br />

menschliches Glück. Nun erlebte ich das in so trauriger Weise<br />

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