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«Double Page», in der die schönsten meiner Nuba-Fotos wiedergegeben<br />

waren und über die der französische Schriftsteller Jean-Michael<br />

Royer schrieb: «Leni Riefenstahl, der moderne Plato und<br />

Michelangelo der Leica ...», mögen dazu beigetragen haben. Man<br />

bereitete eine neue Verleumdungskampagne vor, die ich wegen ihrer<br />

besonderen Bösartigkeit und Verschlagenheit erwähnenswert finde.<br />

Meine Erfahrungen mit Live-Sendungen warnten mich, noch einmal<br />

im Fernsehen zu erscheinen. Die Schweizer Fernseh-Gesellschaft<br />

«Radio Television Suisse Romande» blieb hartnäckig. Über<br />

ein Jahr versuchte der Programmleiter Jean Dumur ein Treffen mit<br />

mir herbeizuführen. Als er mich dann besuchte, änderte ich meine<br />

Absicht. Ich gewann einen so guten Eindruck von ihm, daß ich<br />

meine Bedenken zurückstellte. Es gelang ihm, mein Vertrauen zu<br />

gewinnen. Nachdem ich mündlich wie schriftlich die Zusicherung<br />

erhalten hatte, es würde nur über meine Arbeit berichtet und Geschehnisse,<br />

die mit dem Dritten Reich in Verbindung stehen, nicht<br />

berührt werden, sagte ich zu. Einige Male filmte das Fernsehteam<br />

in meinen Arbeitsräumen. Die Beteiligten waren mir sympathisch.<br />

Marc Schindler, der Regisseur, versprach, daß er sich selbstverständlich<br />

an die Vereinbarungen halten würde, so daß sogar Horst<br />

sein Mißtrauen ablegte. Die Fernseh-Gesellschaft erwarb Material<br />

aus meinen Filmen, filmte Interviews mit einigen meiner früheren<br />

Mitarbeiter und drehte sogar bei meiner Geburtstagsfeier. Sie<br />

wünschten, sagte der Regisseur, die volle Wahrheit zu bringen und<br />

mich zu rehabilitieren. Vielleicht wußten die Leute des Aufnahmeteams<br />

gar nicht, was ihr Produzent vorhatte.<br />

Kurz vor meiner Abreise zu der Live-Sendung nach Genf riefen<br />

mich Freunde an. Sie warnten mich und berichteten von Extrablättern<br />

einer Schweizer-Fernsehzeitung, die an den Zeitungskiosken<br />

auslagen und mich in einem Foto auf der Titelseite zeigten, darunter<br />

in großen Lettern: «Leni, die Nazifilmmacherin». Ich war erschrocken<br />

und beschloß, nicht nach Genf zu fahren. Sofort teilte<br />

ich dies telefonisch den maßgebenden Leuten der Fernseh-Gesellschaft<br />

mit, die mir nachdrücklich versicherten, sie hätten mit dieser<br />

Veröffentlichung nichts zu tun und bedauerten diese. In ihrem Film<br />

wären keine politischen Aufnahmen enthalten. Das Gespräch ist<br />

auf Band aufgezeichnet. Ohne Gegenbeweise wollte ich nicht vertragsbrüchig<br />

werden. In Genf wurde ich vom Flughafen abgeholt,<br />

im «Richmond» war eine Suite reserviert. Alle bemühten sich, ungemein<br />

freundlich zu mir zu sein.<br />

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