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«Tiefland» könnte vernichtet werden, war ihm unerträglich. Da bat<br />

ich ihn, mir Trenkers Brief zu zeigen. Ich war ungeheuer gespannt<br />

— würde er mich diesen Brief lesen lassen? Gorter stand auf,<br />

zögerte einen Augenblick, dann ging er hinaus. Die Situation war<br />

dramatisch. Es hing zu viel für mich von diesem Brief ab. Als<br />

Gorter zurückkam, den Brief in Händen, hatte ich Herzklopfen.<br />

Dann las ich:<br />

Bozen-Gries, den 19. Nov. 1946<br />

Via Mazzini 16<br />

Lieber Herr Gorter!<br />

Eine italienische Zeitung bringt eine Artikelserie über einzelne Persönlichkeiten<br />

des Dritten Reiches heraus, darunter sind auch Leni<br />

Riefenstahl und Eva Braun. Ich wurde nun gebeten, Daten über die<br />

Kindheit, Schulzeit und das Elternhaus dieser Letzteren zu bringen.<br />

Besonders interessiert die Zeitung sich für die Kindheit von Eva<br />

Braun, wo sie dieselbe verbracht hat, über ihr Verhältnis zu den<br />

Schwestern und zu den Eltern, Lebensverhältnisse daheim, einiges<br />

über Mitschülerinnen, welche Schule sie besuchte, einzelne kleine<br />

Anekdoten, Bekanntschaften, Liebschaften, wann kam sie zu Heinrich<br />

Hoffmann, wo war sie bei H. H. angestellt, wie verhielt sie<br />

sich zu ihren Mitschülerinnen, wo sind die Schwestern, wie war sie<br />

in der Schule, lernte die etwas, war sie ein intelligentes Kind, wann<br />

und wo geboren, woher stammt ihre Mutter und dergl. mehr. Diese<br />

Fragen müßten Sie mir in einer ziemlich ausführlichen Weise und<br />

verläßlich beantworten. Sie können mir die Briefe dann in getrennten<br />

Abschriften doppelt einmal nach Kitzbühel und einmal nach<br />

Bozen senden. Es müssen 15-20 Seiten sein. Schicken Sie nicht<br />

alles auf einmal, sondern immer 4-5 Seiten. Wenn Sie ein paar<br />

Bilder vom Wohnhaus oder von den Eltern beilegen können, wird<br />

es mir recht sein. Soviel ich weiß, wohnen die Eltern in Ruhpolding.<br />

Ich bekomme von den Zeitungen ein Honorar von 30 000,- Lire<br />

und ich würde Ihnen die Hälfte davon in Form von Lebensmittelpaketen<br />

vergüten, falls Sie solche brauchen. Wenn Sie die Auszahlung<br />

anders wollen, so schreiben Sie es mir. Bitte, geben Sie mir<br />

überhaupt bald Antwort, ob es Ihnen möglich ist, diese Sache für<br />

mich zu übernehmen. Aber Sie brauchen niemand davon etwas zu<br />

erzählen.<br />

Mit den besten Grüßen bin ich Ihr<br />

Trenker.<br />

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