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te, noch brennende Autos — die ganze Straße hinunter. Ein Wunder,<br />

daß überhaupt noch Taxis da waren. Da es in Khartum keine<br />

Straßenbezeichnungen oder Hausnummern gibt, muß man den Weg<br />

schon selber kennen.<br />

Nach allerlei Irrfahrten durch leere Straßen und über zahlreiche<br />

Brandstellen hinweg fanden wir schließlich das Haus, in dem mich<br />

meine deutschen Freunde erwarteten. Nun erfuhr ich aus erster<br />

Hand, was geschehen war. Die Gouverneure aller Provinzen befanden<br />

sich in Gefängnissen — nicht in Khartum, sondern fast tausend<br />

Kilometer entfernt, in westlicher Richtung in der Nähe von<br />

Dafur.<br />

Es soll ganz harmlos angefangen haben. Einige Studenten der<br />

Universität Khartum hatten demonstriert, sie wollten durchsetzen,<br />

daß die im Süden lebenden Sudanesen genauso wie die Nordsudanesen<br />

hier studieren durften. Außerdem richteten sich die Demonstrationen<br />

gegen angebliche Korruptionen, die den Bau des<br />

Assuan-Staudamms betrafen. Ein Abkommen zwischen dem Sudan<br />

und dem Ägypten Nassers besagte, daß ein Teil des Sudans bei<br />

Wadi Halfa unter Wasser gelegt werden mußte, was eine völlige<br />

Überflutung mehrerer Ortschaften und Städte bedeutete. Später sollten<br />

sie an anderen Orten wieder aufgebaut werden. Gerüchte wollten<br />

wissen, daß ein Teil der Gelder, die Ägypten dafür an den<br />

Sudan zahlte, von Regierungsmitgliedern für persönliche Zwecke<br />

unterschlagen wurde. Gerüchte oder Tatsachen — wer konnte das<br />

noch prüfen? Jedenfalls war aus einer anfänglich kleinen Demonstration<br />

in wenigen Tagen ein großer Brand entstanden. Er kostete<br />

Hunderte von Toten.<br />

General Abul wurde zum neuen Regierungschef ernannt, und es<br />

sah so aus, als würde er die Lage in die Hand bekommen. Immer<br />

wieder flackerten Straßenkämpfe auf, die sich in der Nähe des Hauses<br />

meiner deutschen Freunde, der Familie Weistroffer, abspielten.<br />

Ich dachte an Abu Bakr, meinen besten sudanesischen Freund,<br />

dem ich vor allem den Zugang zu den Nuba zu danken hatte. Im<br />

Afrikakrieg hatte er als Oberst in der Armee gedient und an den<br />

Kämpfen gegen Rommel teilgenommen, den er sehr schätzte. Mit<br />

einem Taxi machte ich mich auf die Suche und fuhr in sein Ministerium.<br />

Es war leer. Die Türen standen offen. Ich ging von Zimmer<br />

zu Zimmer — kein Mensch war zu sehen. Ich ging den Flur entlang,<br />

bis zum Ende. Da sah ich eine geschlossene Tür. Als ich sie<br />

öffnete, traute ich meinen Augen nicht. Hinter einem Schreibtisch<br />

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