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sicht sah ich, wie es ihm die Sprache verschlug. Selbstbewußt ging<br />

ich zurück, wo der Polizeichef noch immer auf der Straße stand.<br />

Gegen seinen Protest stellte ich das Gerät vor ihm auf und beobachtete<br />

sein Gesicht. Was er nun hörte, mußte für ihn umwerfend<br />

sein: Die Anweisung des höchsten Polizeichefs von Kordofan an<br />

alle ihm untergebenen Dienststellen, mir in jeder Situation zu helfen<br />

und mich ungehindert fotografieren und filmen zu lassen. Auch<br />

wurde gesagt, ich sei eine Freundin des Sudan.<br />

Tatsächlich hatte das Tonband schon einige Male Wunder bewirkt,<br />

und es verfehlte auch dieses Mal nicht seine Wirkung. Der<br />

Polizeichef schüttelte mir die Hände, umarmte mich und lud mich<br />

in sein Haus zum Abendessen ein. Da ich unbedingt noch vor<br />

Mitternacht bei meinen Nuba eintreffen wollte, lehnte ich höflich<br />

ab und war glücklich, nun von hier fortzukommen.<br />

Erleichtert, wieder eine Gefahr überstanden zu haben, fuhren wir<br />

weiter. Von hier aus kannte ich jeden Weg und jeden Baum. Bis<br />

Rheika waren es nur 52 Kilometer, von dort bis zu meinem Platz<br />

unter dem großen Baum nur noch drei. In El Hambra, einer kleinen<br />

Siedlung zwischen Kadugli und Rheika, legten wir eine Pause ein,<br />

um die hier lebenden Sudanesen zu begrüßen, wir hätten sie sonst<br />

gekränkt. Als man mich erkannte, herrschte im Dorf große Aufregung.<br />

Alle wollten mich begrüßen. In der kleinen Schule, in die<br />

mich ihr fließend englisch sprechender Leiter einlud, saßen drei<br />

oder vier junge Lehrer auf Matten am Boden. Wir bekamen kleine<br />

Hocker und Tee wurde gereicht. Unmöglich konnten wir die gastfreundliche<br />

Einladung des Schulleiters, bei ihm zu übernachten, ablehnen,<br />

obgleich ich dadurch wieder eine Nacht verlor. Nach einer<br />

kurzen Plauderei machte er uns mit seiner Frau bekannt und stellte<br />

mir sein Schlafzimmer zur Verfügung. Auch bestand er darauf, daß<br />

ich trotz der großen Couch, die in dem Zimmer stand, im Ehebett<br />

schlafe. Er brachte eine große Zinnwanne mit Wasser herbei und<br />

ließ es sich nicht nehmen, mir die Füße zu waschen, so peinlich mir<br />

das auch war. Als Gast von Sudanesen ist es schwierig, etwas<br />

abzulehnen, es wäre eine schwere Kränkung.<br />

Es war schon der 21. Dezember geworden, als wir endlich am<br />

Vormittag Tadoro erreichten und ich in kürzester Zeit von meinen<br />

Nuba stürmisch umringt war. Ihre Freude und Begeisterung nahm<br />

Formen an, wie ich sie noch nicht erlebt hatte. Man nahm mich auf<br />

die Schultern, und alle um mich herum fingen zu tanzen und zu<br />

singen an. Mein Fahrer und seine Araber schauten sprachlos zu.<br />

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