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wir, Informationen für die Weiterfahrt nach Kau zu erhalten. Niemand<br />

konnte uns Auskunft geben. Wir sollten nach Kologi fahren<br />

und dort wieder fragen.<br />

Am nächsten Morgen waren wir schon bei Sonnenaufgang unterwegs<br />

und erreichten nach einigen Stunden Kologi. Dort gab es einen<br />

kleinen Markt, auf dem wir Tomaten und Zwiebeln kauften,<br />

aber auch hier wußte niemand Bescheid. Auf gut Glück fuhren wir<br />

weiter bis Gedir, dem letzten im Osten gelegenen Ort, der auf<br />

unseren Karten eingezeichnet war. Dann kam Niemandsland bis<br />

zum Weißen Nil, ohne irgendwelche Angaben von Ortsnamen oder<br />

Pisten. Irgendwo in diesem Niemandsland mußten die Südost-Nuba<br />

leben.<br />

Auf der Fahrt durch wegloses Steppengelände begegneten wir<br />

keinem Menschen. Ein paarmal kamen wir an einzelnen Hütten<br />

vorbei. Sie waren verlassen. Unsere Hoffnung, auf die Nuba zu<br />

stoßen, schwand, je weiter wir nach Osten kamen. Einmal versperrte<br />

uns ein breites, ausgetrocknetes Bachbett die Weiterfahrt,<br />

und als wir endlich die Stelle fanden, an der wir durchkamen, gab es<br />

gleich danach eine Reifenpanne. Ich begann mir Vorwürfe zu machen.<br />

Meine Glieder schmerzten, und wir waren alle total erschöpft.<br />

Sollten wir nicht lieber umkehren? Wir beschlossen, soweit zu fahren,<br />

als unser Benzinvorrat es erlaubte. Am Horizont keine Berge,<br />

kein Fels, nur eine gelbe Ebene vor uns.<br />

Dann wechselte plötzlich der Charakter der Landschaft. Wir sahen<br />

immer mehr Sträucher und riesige uralte Bäume. Da glaubte<br />

ich, ganz in der Ferne zwischen den Baumkronen die nur schwach<br />

wahrzunehmende Silhouette einer Bergkette zu sehen, und als ich<br />

Horst und Mohamed aufgeregt die Richtung zeigte, war sie wieder<br />

verschwunden. Eine Morgana — oder nur mein starker Wunsch,<br />

der mir das vorgegaukelt hatte? Aber dann sahen auch die anderen<br />

die Bergkette am Horizont. Wir konnten es kaum noch glauben, die<br />

Berge kamen näher und näher, und dann waren sie tatsächlich zum<br />

Greifen nah.<br />

Wie groß war unsere Enttäuschung, als wir dort ein einzeln stehendes<br />

großes Steinhaus sahen, mit ein- bis zweihundert Kindern<br />

davor, mit weißen Galabias bekleidet, die uns beobachteten. «Eine<br />

Schule!» sagte Horst mit einem Ausdruck bitterer Ironie, «ich habe<br />

es dir gleich gesagt, es ist ein Blödsinn, diese Fahrt zu machen.»<br />

Auch ich war zutiefst enttäuscht. Wir standen unter einem schattigen<br />

Baum und hatten nur den einen Wunsch, unseren Durst zu<br />

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