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Kopf.<br />

«Warum bindest du dir kein Tuch um?»<br />

Sie machte eine verächtliche Bewegung und sagte: «Ach, ist doch<br />

ganz egal.»<br />

Ich besuchte sie einige Male und meldete sie dann in einem bekannten<br />

Sanatorium in Bad Wiessee an. An meinem Leben war sie<br />

völlig desinteressiert, und ich schob es noch hinaus, mit ihr über<br />

meine Probleme zu sprechen. Als aber meine Abreise nach Afrika<br />

näher rückte und ich noch nicht einmal das Geld für die Versorgung<br />

meiner Mutter während meiner Abwesenheit hatte, bat ich sie, mir<br />

für diese Zeit — ich rechnete, daß die Expedition 10 Monate dauern<br />

würde —, den Betrag von 4000 DM zu leihen, eine Summe, die<br />

sie, wie mir ihre Schwester verraten hatte, in wenigen Tagen als<br />

Trinkgelder ausgab. In den «Vier Jahreszeiten» hatte sie eine ganze<br />

Suite gemietet. Sie versprach mir auch das Geld zu geben, aber ich<br />

habe es nie bekommen. Ohne mir die kleinste Nachricht zu hinterlassen,<br />

war sie abgereist, auch in Bad Wiessee hatte man nichts<br />

mehr von ihr gehört.<br />

Es blieb mir nichts übrig, als auf den Dokumentarfilm zu verzichten.<br />

Da ich aber diese Expedition unbedingt mitmachen wollte,<br />

sah ich einen Ausweg darin, von der Arbeit und den Erlebnissen<br />

dieser Expedition nur einen 16-mm-Werkfilm zu machen. Das bedurfte<br />

nur geringer finanzieller Mittel. Die «Nansen-Gesellschaft»<br />

hatte für ihre Lehrfilme genügend Farbfilmmaterial, und der Sohn<br />

von Oskar Luz hatte schon Erfahrungen als Kameramann. Selbst<br />

ein solcher Film könnte informativ und spannend sein und, wenn<br />

er gut war, ins Fernsehen kommen. Vorher aber mußte ich für die<br />

Zeit meiner langen Abwesenheit meine Mutter versorgen. Dreihundert<br />

Mark monatlich waren das Minimum.<br />

Da wandte ich mich nach der langen Trennung zum ersten Mal<br />

nicht leichten Herzens an meinen geschiedenen Mann Peter Jacob,<br />

der nach dem Gesetz verpflichtet gewesen wäre, mich zu unterstützen.<br />

Er hätte das sicherlich getan, besaß selbst aber keine größeren<br />

Mittel, und unsere Notlage hatte ich ihm nie mitgeteilt. Er<br />

war sofort bereit, mit wenigstens 100 DM monatlich meiner Mutter<br />

zu helfen. Weitere 100 DM versprach mir Carl Müller, der meine<br />

Filme so erfolgreich gespielt hatte, und gerade noch zur rechten<br />

Zeit kam ein positiver Bescheid vom Sozialamt, an das ich vor<br />

Jahren einen Antrag auf Unterstützung meiner Mutter gerichtet<br />

hatte, die als verarmte Witwe ihren einzigen Sohn in Rußland ver-<br />

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