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Mein Mißtrauen blieb, und ich bestand darauf, daß ich vor der<br />

Live-Sendung den Film vorgeführt bekäme. Das lehnten sie, wie ich<br />

befürchtet hatte, ab. Ich wollte sofort abreisen. Mit allen möglichen<br />

Versprechungen versuchten sie, mich zu überreden, auf diese<br />

Vorführung vor der Abendsendung zu verzichten, und flehten mich<br />

um Vertrauen an. So kam es zu einer aufregenden Auseinandersetzung<br />

zwischen verschiedenen Personen dieser TV-Produktion und<br />

mir. Als man erkannte, daß ich auf meiner Forderung bestand, gaben<br />

sie schließlich nach.<br />

Mit Herzklopfen saß ich in dem kleinen Vorführraum des Studios,<br />

ahnend, nun Schlimmes zu erleben. In meiner Erregung nahm<br />

ich nicht wahr, wer sich alles in dem Raum befand. Was ich dann<br />

erlebte, war allerdings unfaßbar. Es fing harmlos an — Ausschnitte<br />

aus meinen Filmen, dann Bilder, die mich als Kind und Tänzerin<br />

zeigten, Szenen aus Bergfilmen. Vielleicht ist es doch nicht so<br />

schlimm, dachte ich und spürte Erleichterung. Plötzlich hörte ich<br />

den Namen Adolf Hitler. Im Bild sah ich eine alte Dame, die bekannte<br />

Filmhistorikerin Lotte Eisner, die vor ihrer Emigration nach<br />

Paris in Berlin beim «Film-Kurier» als Kritikerin tätig war. Fassungslos<br />

hörte ich, wie sie in einem Interview folgendes erzählt:<br />

«Eines schönen Tages, es war entweder 1931 oder zu Beginn 1933,<br />

kam Leni Riefenstahl in mein Büro und sagte: ‹Frau Doktor, ich<br />

möchte Ihnen einen wunderbaren jungen Mann vorstellen.› Ich dachte<br />

‹wunderbarer› Mann — merkwürdig — das kann doch nur Trenker<br />

sein — aber der hatte doch gesagt, er liebe die Leute um Leni<br />

herum überhaupt nicht. Mißtrauisch fragte ich: ‹Mit wem wollen<br />

Sie mich bekanntmachen?› Leni: ‹Nein, nicht mit Herrn Trenker,<br />

sondern mit Adolf Hitler›.»<br />

Das war kein Scherz von Frau Eisner, sie sagte das mit solcher<br />

Überzeugung, daß man ihr unbedingt glauben mußte. So ein Blödsinn!<br />

Als ob Hitler, kurz bevor er an die Macht kam, nichts anderes<br />

zu tun hatte, als mit mir zum «Film-Kurier» zu gehen, um dort<br />

eine kommunistische Redakteurin kennenzulernen. Wie konnte nur<br />

eine intelligente Frau einen solchen Unfug reden. Ich habe mit Frau<br />

Eisner nie gesprochen und sie auch nicht kennengelernt, weder in<br />

Berlin noch in Paris, noch irgendwo. Man hätte mich ja fragen<br />

können, ob diese «Story» wahr ist. Aber es sollte schlimmer kommen.<br />

Die folgenden Aufnahmen hatten nichts mit meinen Filmen<br />

zu tun, sondern waren Szenen aus Holocaustfilmen, alten Wochenschauen,<br />

die Bücherverbrennungen zeigten, Bilder von der «Kri-<br />

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