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Zurück nach Tadoro<br />

Wir warteten am Nil auf die letzte Fähre, die uns an das andere<br />

Ufer übersetzen sollte. Die Sonne stand schon tief. Auf dem ruhig<br />

dahinfließenden Fluß beobachtete ich, wie Schilluk mit Speeren<br />

große Fische aus dem Wasser herausholten. Ihre langen, sehr schmalen<br />

Boote kippten bedenklich — mit Herzklopfen dachte ich an die<br />

vielen Krokodile, die besonders zu dieser Abendstunde hier auf<br />

Beute lauerten. Während der Überfahrt versank die Sonne hinter<br />

der vor uns liegenden endlosen Steppe am Horizont.<br />

Wir saßen zu dritt vorn im VW-Bus, der bis zur Decke vollbepackt<br />

war, ich zwischen dem Deutschen und dem Engländer, von<br />

dem ich immer noch nicht mehr wußte, als daß er gern zeichnete.<br />

Rechts und links von uns zog die einsame baumlose Savanne vorbei,<br />

keine Hütte, kein Mensch war zu sehen.<br />

Der Deutsche fuhr gut, ab und zu konnte er sich nach den Spuren<br />

richten, die noch von unserem Unimog sichtbar waren. Er wollte<br />

noch bis Tonga kommen, einem kleinen Schilluk-Dorf, etwa 80<br />

Kilometer vom Nil entfernt, bei dem eine amerikanische Mission<br />

stationiert war. Wir hofften, dort übernachten zu können. Plötzlich<br />

blieb der Wagen stehen. Zuerst glaubte ich, der Motor bockt. Als<br />

die beiden ausstiegen und ich den Deutschen fluchen hörte, ahnte<br />

ich nichts Gutes. Ein Blick auf die Wagenräder genügte. Wir steckten<br />

im Morast mit allen vier Rädern. Keiner sprach ein Wort — die<br />

Stille war unheimlich. Wann würde hier jemals ein Fahrzeug vorbeikommen?<br />

Ohne Hilfe kamen wir hier nicht heraus, und die gab es<br />

nur in Malakal. Ich schätzte unsere Entfernung vom Nil auf 10 bis<br />

15 Kilometer und erklärte mich bereit, zurückzugehen und von<br />

Malakal Hilfe zu holen, vorausgesetzt, einer der Männer würde<br />

mich begleiten. Sie weigerten sich, sie wollten beim Wagen bleiben.<br />

Aber wie wollten sie denn den Wagen ohne fremde Hilfe aus dem<br />

Sumpf ziehen, in dem er bis zur Achse versunken war? Hierbleiben<br />

und auf ein Wunder hoffen, wäre Wahnsinn. Viele Male versuchte<br />

ich, den beiden klarzumachen, daß zwei von uns aus Malakal Hilfe<br />

holen müßten — ich war auch bereit, bei dem Wagen zu bleiben<br />

und auf ihre Rückkehr am nächsten Tag zu warten. Sie blieben stur.<br />

So entschloß ich mich, allein zu gehen. Keiner versuchte, mich<br />

zurückzuhalten.<br />

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