09.01.2013 Aufrufe

Untitled

Untitled

Untitled

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Mai oder Anfang Juni bis Oktober in Strömen, kommt soviel Wasser<br />

vom Himmel, daß sie keine Not litten, wenn es ihnen gelänge, dieses<br />

Wasser in selbstgebauten Behältern aufzufangen, wie es in den meisten<br />

Mittelmeerländern geschieht. Dazu bräuchten sie Hilfsmittel,<br />

wie Zement oder bestimmte Folien, die sie aber nicht besitzen. Jahrelang<br />

habe ich mich bemüht, den Nuba dabei zu helfen. Mit Brunnenbauern,<br />

Wasserbauingenieuren und sogar Wünschelrutengängern habe<br />

ich mich beraten und mir von Spezialisten Vorschläge machen lassen.<br />

Vergebens hoffte ich, das Geld zusammenzubringen, um den Nuba<br />

Wasser in den Trockenzeiten zu beschaffen.<br />

So gesund die Nuba auch aussehen mochten, täuschte der Anblick.<br />

Viele waren krank, deshalb hatte ich reichlich Medikamente<br />

und Verbandzeug mitgebracht. Am häufigsten litten sie an Lungenentzündung,<br />

an Bronchitis, die mit Antibiotika zu heilen waren,<br />

und äußeren Geschwüren, die sie sich durch Verletzungen zuzogen,<br />

da sie barfuß über Steine und durch Dornengestrüpp liefen. Ihre<br />

Fußsohlen waren so dick, daß sie mich an Elefantenfüße erinnerten.<br />

Als ich mir einmal einen mächtigen Dorn in die Fußsohle gespießt<br />

hatte und mir nur mit Mühe den Schuh vom Fuß ziehen konnte,<br />

blieb ein schmerzhafter Splitter in der Sohle. Einer meiner Nuba-<br />

Freunde holte eine eiserne Pinzette aus dem am Arm befindlichen<br />

Messer heraus und entfernte den Dorn mit großem Geschick. Wie<br />

ich erst jetzt bemerkte, besaß jeder Nuba ein solches Instrument.<br />

Leider hatte sich die Stimmung im Lager in den letzten Tagen<br />

sehr verschlechtert. Meine Begleiter folgten nur noch widerwillig<br />

meinen Anweisungen. Gerhard Fromm versuchte zu vermitteln,<br />

meist erfolglos. Glücklicherweise war er immer guter Laune, keine<br />

Arbeit war ihm zu viel.<br />

Wir hatten vereinbart, bei Sonnenaufgang aufzustehen. Oft verschliefen<br />

sie das, und mir war es peinlich, die jungen Leute zu<br />

wecken. Sie waren dann beschämt, wurden gerade deshalb unverschämt<br />

und drohten mit sofortiger Abreise. Ich war ihnen ausgeliefert.<br />

Eines Morgens ereignete sich ein besonders krasser Fall. Ich<br />

hatte mir in meiner Hütte eine Tasse Kaffee gemacht. Die beiden<br />

schliefen noch. Plötzlich stand Walter, der Elektriker, vor mir und<br />

schrie wütend: «Ich verbiete Ihnen, daß Sie sich eine Tasse und<br />

einen Löffel holen, auch nicht Zucker und Kaffee. Sie haben sich<br />

keine Extrawurst zu gestatten, wir trinken auch nicht den Kaffee<br />

im Zelt.»<br />

Ich schrieb dies wörtlich in mein Tagebuch. Dabei war Walter<br />

304

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!