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Blamage einfach zu groß. Möglicherweise traf ihn selbst keine Schuld,<br />

vielleicht wollte er einen seiner Kollegen decken. Immer wieder<br />

versicherte er mir, er könnte durch eine spezielle Filterung eine<br />

brauchbare Farbkopie herstellen.<br />

Fünf Tage blieb ich in Hamburg, fast täglich war ich von früh bis<br />

abends in der Kopieranstalt. Ich ließ mir die Originale des ER-<br />

Materials zeigen. Bisher hatte ich nur die Kopien gesehen, aber die<br />

Originale waren, wie ich befürchtet hatte, auch grün. Noch war ich<br />

mir nicht im klaren, ob das Material durch Hitzeeinwirkung oder<br />

durch falsche Entwicklung verdorben war. Gegen die Hitze sprach<br />

nicht nur die Proberolle, sondern auch unser Fotomaterial, das wir<br />

ebenso wie das Filmmaterial unter der Erde gelagert hatten. Keine<br />

einzige Rolle wies einen Farbstich auf, auch nicht die hochempfindlichen<br />

Ektachrome-Filme.<br />

Aber jetzt ging es nicht um die Schuldfrage, sondern darum, zu<br />

retten, was noch zu retten war. Da entdeckte ich eine weitere schlimme<br />

Panne, die sich das Kopierwerk geleistet hatte. Ein großer Teil der<br />

Muster war ohne Fußnummern kopiert worden. Passiert das einer<br />

Kopieranstalt, ist sie zu einer neuen Kopie mit Fußnummern verpflichtet.<br />

Da dies aber bei Farbfilmmaterial sehr teuer ist, weigerte<br />

sich Geyer, das zu tun, was später zu schwerwiegenden Komplikationen<br />

führte. Meine jahrzehntelange freundschaftliche Zusammenarbeit<br />

hielt mich ab, es zu einem Rechtsstreit kommen zu lassen.<br />

Bald war jeder Zweifel ausgeschlossen, daß der Schaden nicht regulierbar<br />

war. Es dauerte Wochen, bis ich die versprochenen grünen<br />

Aufnahmen neu kopiert erhielt. Die Filterung hatte lediglich das Grün<br />

in Violett verwandelt, was noch unnatürlicher aussah. Ich konnte<br />

meinem amerikanischen Partner keinen Film abliefern. Die Folgen<br />

waren noch unübersehbar. Ich hatte nun endgültig die letzte Chance,<br />

mir wieder eine Existenz aufzubauen, verloren. Die Amerikaner verlangten<br />

mit Recht auf Grund ihrer Teilfinanzierung die gesamten Aufnahmen<br />

und sogar die Urheberrechte. Ich aber wollte mich um keinen<br />

Preis von meinem Nuba-Material trennen, auch wenn es unvollständig<br />

und zu großen Teilen unbrauchbar war. Es kam mit der «Odyssey<br />

Film» zu einem harten Ringen. Sie hatte in den USA schon Werbung<br />

für den Film gemacht. Nur durch die Hilfe von Freunden, die mir das<br />

Geld liehen, um den Amerikanern das investierte Kapital zurückzahlen<br />

zu können, gelang es, den Vertrag zu lösen. Das Ziel war greifbar<br />

nahe gewesen. Und wie schon sooft seit dem Ende des Krieges hatte<br />

es sich in eine Fata Morgana aufgelöst.<br />

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