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schon am nächsten Tag zurückreisen. Allein war ihnen die große<br />

Stadt zu unheimlich, und vor allem wollten sie möglichst bald wieder<br />

bei ihren Familien sein.<br />

Wenn in Khartum ein Ausländer wegflog, kamen viele Bekannte<br />

zum Flughafen. Die Reisenden warten unten, die Freunde oben auf<br />

der Terrasse. Dort standen nun auch meine beiden Nuba. In ihren<br />

grünen Galabias sahen sie wie zwei Weihnachtsengel aus. Es war<br />

für die Anwesenden ein Spaß, wie ich mich mit ihnen in ihrer<br />

Sprache unterhielt, die niemand außer uns dreien verstehen konnte.<br />

Die Nuba wollten noch alles mögliche wissen, auch über das Flugzeug,<br />

das sie «nomandia» nannten und das ihnen wie ein Riesenvogel<br />

erschien, vor allem aber, wann ich wiederkomme. Da fiel mir<br />

etwas Nettes ein, inspiriert durch den großen Mond, der über uns<br />

stand. Ich hatte Khalil, einem Lehrer in der Schule von Rheika, ein<br />

Tonbandgerät geschenkt, mit dem er für mich Sprache und Musik<br />

der Nuba aufnehmen sollte. Nun versuchte ich Natu und Dia zu<br />

erklären, daß ich Khalil Tonbänder schicke, auf denen ich ihnen<br />

erzähle, was ich in «Alemania» tue und wie es mir geht. Sie sollen,<br />

immer wenn Vollmond ist, Khalil besuchen und sich meine Bänder<br />

vorspielen und ihre Antworten aufnehmen lassen. Ganz einfach<br />

war es nicht, ihnen dies zu erklären, aber sie verstanden mich und<br />

strahlten.<br />

Diese ungewöhnliche «Postverbindung» war nicht schwierig zu<br />

bewerkstelligen. Sie funktionierte lange Zeit, da es in Kadugli ein<br />

kleines Postamt gibt und Khalil zweimal im Monat dort zu tun<br />

hatte. So konnte ich über diese unermeßlich weite Entfernung mit<br />

meinen Nuba-Freunden ständig in Verbindung bleiben.<br />

Obgleich diese Afrika-Expeditionen mich weder gesünder noch<br />

jünger oder schöner machten, sondern im Gegenteil das Letzte von<br />

mir forderten, ist der Wunsch geblieben, nach Afrika zurückzukehren<br />

und, wenn irgend möglich, für immer dort zu bleiben.<br />

Ein schwieriges Jahr<br />

Ich war wieder in München. Der Himmel war grau, das Wetter<br />

kühl und neblig. Die Post hatte das inzwischen erschienene «Sunday<br />

Times Magazine» mit einem eindrucksvollen Bildbericht von den<br />

Nuba und einem vorzüglichen Text gebracht. Auch fragte die Re-<br />

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