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den Trickmeister der «Bavaria», Herrn Nischwitz, zu bitten, den<br />

Schatten so schwarz zu machen, daß man die Brust darunter nicht<br />

mehr sehen konnte. Erst nachdem ich die neue Trickblende eingereicht<br />

hatte, telegrafierte die Selbstkontrolle: «Eingereichter Schnitt<br />

mit Reifenschwingerin geht in Ordnung.» Das war kein Scherz —<br />

ich habe mir die «Brustdepeschen» gut aufgehoben.<br />

Noch aufregender wurde der Kampf um die Prädikatisierung. Um<br />

einen guten Verleihvertrag zu bekommen, war ein Prädikat wegen der<br />

damit verbundenen Steuervorteile lebenswichtig. Niemand zweifelte,<br />

daß die Olympiafilme das Prädikat «Besonders wertvoll» erhalten<br />

würden. Er wurde ja nicht nur mit der Olympischen Goldmedaille,<br />

sondern auch als bester Film der Welt 1938 auf der Biennale in<br />

Venedig ausgezeichnet. Die Filmbewertungsstelle teilte mir jedoch<br />

mit, der Film könnte leider kein Prädikat erhalten. Selbst Herr Blank,<br />

ihr Vorsitzender, war verblüfft. Er hatte mir gesagt, auch politische<br />

Filme mit stark kommunistischer Tendenz und Filme, die vor 1940<br />

im Dritten Reich hergestellt wurden, hätten das höchste Prädikat<br />

erhalten. In der Begründung kritisierte die FBW vor allem die viel zu<br />

häufige Anwendung von Zeitlupenaufnahmen. Da waren beispielsweise<br />

die Schweden und weitere Nationen anderer Meinung. Das<br />

«Svenska Dagbladet» beurteilte das so:<br />

«Eine Tatsachenreportage, die zu einer Dichtung erhöht ist. Sie zeigt Wege zu<br />

einer neuen Filmwelt, die bisher noch kaum entdeckt wurden. Diese Bildsinfonie<br />

ist eine lehrreiche Dokumentation filmischen Rhythmus, mit derselben Musikalität<br />

komponiert und geschnitten wie der, der eine Orchesterpartitur schafft ...»<br />

So gab es Hunderte von internationalen Kritiken, aber die Filmbewertungsstelle<br />

nahm das nicht zur Kenntnis. Proteste, wie die<br />

des Schweizer IOC-Präsidenten Otto Mayer, der im Namen des IOC<br />

an die Filmbewertungsstelle die Bitte richtete, diesem Film ein Prädikat<br />

zu verleihen, da er die beste Darstellung der Olympischen<br />

Spiele ist, die je gezeigt wurde, blieb ohne Echo. Auch der Appell<br />

des maßgebenden deutschen Filmkritikers Dr. Gunter Groll und<br />

zahlreicher in- und ausländischer Persönlichkeiten um eine Revision<br />

blieben erfolglos.<br />

Obgleich ich kaum noch einen Funken Hoffnung hatte, legte ich<br />

trotzdem den gesetzlich erlaubten Einspruch ein. Nachdem dieser<br />

auch abgelehnt wurde, machte ich einen letzten verzweifelten Versuch.<br />

Ich wandte mich an die unmittelbar der FBW übergeordnete<br />

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